Abahatschi schrieb:Das ist einfach: man möchte sein Einkommen haben mit dem zeitlichen Aufwand eines ALG3 Empfängers...deswegen gibt es die Diskussionen jeweils über den anderen
Ein Teufelskreis?
In diesem Sinne möge man im Schnitt mit dem froh sein, was man hat und ggf. damit erreichen kann.
Ich werde mutmaßlich und anhand gewisser Wahrscheinlichkeiten, wenn wir mal von einem "Gesellschaftsideal" ausgehen wollen, kauch kein Millionär o.Ä. mehr, der nach Belieben rumfliegen und sich nahezu alles leisten kann. Der Mensch neigt immer dazu höher zu streben und nach oben zu schauen, sieht dann wie Hans Guck-In-Die-Luft nicht auf welchem Weg man schon ist.
In dem Sinne manchmal innehalten und schätzen was man hat oder was aus der jeweiligen Lage noch realistisch erreichbar ist. Auch wenn dieses Mindset nicht jedes Problem oder gar Missstände kaschieren oder tolerierbar machen soll. Aber es verhindert zugleich oft Jammern auf hohem Niveau. Mir ging es in DE als ALG II Bezieher - auch gemessen an diesen Breitengraden - immer noch besser als vielen in anderen Teilen der Welt.
Optimist schrieb:Und nicht jeder schafft es, aus dem Bezug rauszukommen - aus diversen Gründen, zT. unverschuldet. Jedoch das Stigma - aus Sicht Außenstehender - bleibt ja dennoch.
Es gibt eben Einige, welche pauschal auf H4-Bezieher herabsehen ohne überhaupt die Hintergründe im jeweiligen Fall zu kennen.
Das mag richtig sein. Leider. Ich glaube, bei vielen ist es aber weniger die böswillige Häme sondern die Ignoranz bzw. Ferne dazu. Ich bin auf Arbeit teils von Leuten umgeben die sehr gute Werdegänge hinter sich haben aber teils auch (aus meiner Sicht für meine Verhältnisse etwas "abgespaced") sozial entsprechend eher behütet und nicht mit gleichen Erfahrungen aufgewachsen sind. Ne alte Chefin wuchs mit Kindermädchen auf (zu ihrer Kindheit eher ungewöhnlich?) und war gemäß sonstigem Werdegang mit Auslandsstudium in dem Sinne eher etwas, was nicht annährend in die Nähe von H4 kommt. Ein anderer schimpft sich im Namen noch Freiherr von und zu. Gleiches Muster. Sind vielleicht Ausnahmen und es gibt viele die augenscheinlich weniger "spektakulär" daherkommen. Die Beispiele sollen aber etwas vor Augen führen: Die relative Distanz die manche zum Thema haben können.
Kurzum: Man hatte nie damit zu tun. Man kann sagen, wenn der so Intellekt geschärft genug ist und man ein wenig Ahnung von gesellschaftlicher/wirtschaftlicher Dynamik und Co hat, dann tappt man nicht in diese Falle der Pauschalisierung.
Aber Werdegang ist nicht alles. Wenn man selbst immer Distanz dazu hatte und keine eigene Erfahrung kennt... und dann nur dank RTL usw. die medialen Negativklischees kennt..
... dann entsteht so eben abstrakt in vielen Köpfen Stigma und Negativklischee.
Wie baut man das ab? Gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Empfänger müssten aufhören ihrerseits diese zu bedienen (ja, schon klar, ist keine homogene Masse) und andere müssen mehr differenzieren und zugleich realisieren, dass 0% Arbeitslosenquote utopisch ist und irgendwer zu einem Zeitpunkt immer in die Röhre schaut.