Optimist schrieb:Habt ihr noch nicht daran gedacht, dass manche auch zu pflegende Eltern z.B. haben könnten?
Genau das meine ich, wenn ich sage
chriseba schrieb:Das ist nichts anderes als in jeder Diskussion zu brüllen "Es gibt auch Arbeitslose, die einfach keine Arbeit finden!". Ja, letzteres wissen wir. Wir sind ja nicht doof.
Ich trage in dem Fall natürlich nicht mit, das Arbeitslose mit Verpflichtungen, wie z.B. Pflege von Angehörigen etc. umziehen sollten. Ich behaupte einfach mal: Auf viele treffen solche Gründe nicht zu. Mein Bekanntenkreis ist da sicher nicht repräsentativ, aber solche Fälle sind da die klare Minderheit. Dennoch liegt das in der Entscheidung des Einzelnen. Ich würde auch eher die Pflege von Angehörigen wählen, statt den Umzug und neue Arbeit, um die Pflege fremden Menschen mit eng gestricktem Zeitplan zu überlassen. Aber das wäre meine freie Entscheidung. Vielleicht fühlen sich andere Menschen da ja regelrecht verpflichtet, kann auch sein.
Ich kenne aber eigentlich auch gar nicht so viele Arbeitslose, denen schon mal ein Umzug nahegelegt wurde, um die Chancen auf Arbeit zu erhöhen. Wir sind jetzt auch nicht die strukturschwächste Stadt im Land, das kann ein Grund sein, aber ich weiß es natürlich nicht.
Optimist schrieb:Auf die meisten triffts für ihn zu, er schrieb von 60%
Das schrieb er aber erst später
;)Vorher sprach er nur von "Arbeitsunwilligen" - also denen, die nicht
wollen, und nicht von Arbeitslosen im Allgemeinen. Du bist hier mit Bezug auf einen anderen Thread eingestiegen. Mag sein, dass er das dort auch so formuliert hat. Ich weiß davon aber nix. Wie gesagt, hier schrieb er nur von Arbeitsunwilligen, und die kennt jeder von uns. Und auch den Unterschied zum Otto-Normal-Arbeitslosen. Nur darauf nehme ich hier Bezug.
Optimist schrieb:Gönne es ihr doch ;) ... es ist deine Mutter.
Nein. Niemals. Bei sowas kenne ich kein Freund und kein Feind. Ich gönne das weder irgendeinem Migranten in Thüringen, noch einem ur-deutschen aus Hamburg, noch meiner Mutter. Sie könnte, will aber nicht. Sie findet immer die tollsten Gründe dafür. Sie sollte mal zu einem Vorstellungsgespräch. Das hat dann nicht geklappt, weil sie ihre Busfahrkarte nicht gefunden hat (ist seit 123891 Jahren immer an der selben Stelle in ihrem Portemonnaie). Auf meine Frage warum sie mich nicht angerufen hat, ich hätte sie schnell gefahren: "Ich wollte dich nicht stören." Jo, Dankeschön Mama. Aber nachts um 2 anrufen, weil dein Wlan nicht geht und du nicht bei Knuddels chatten (nicht erfunden!) kannst, das geht. Da kannst du mich auf einmal stören.
Jeder, der arbeiten gehen könnte und es nicht tut, weil er einfach keinen Bock hat, erhöht die Steuerbelastung. Auch meine. Und deine.
Optimist schrieb:Wenn es in einer Gegend nicht genug Jobs gibt, dann sehe ich den Staat in der Pflicht, dass er Anreize schafft, dass AG dort hin wollen - z.B. in eine ländliche Gegend.
Kann in meinen Augen nicht sein, dass Alle nur in die Ballungszentren wollen ...
Wird regelmäßig versucht, bis dann irgendwelchen Anwohnern einfällt, dass so ein Gewerbegebiet Krach mit sich bringt und blablabla. Längere Transportwege, schlechte Fernverkehranbindung etc. spielt dann auch noch eine Rolle. Da einen Anreiz zu schaffen ist schwer. Klar, neue Autobahn ginge, aber der Krach...
Sowas ist ein Teufelskreis.
Allerdings wohne ich in der Großstadt (nur aufgrund der Größe des Stadtgebietes btw.). Jetzt irgendwo in die Wallachei fahren müssen, fänd ich auch nicht so prall. Ich möchte auch nicht zum Umzug gezwungen sein...
Optimist schrieb:Oder will man AN zumuten, dass die ihr halbes Leben mit unnötigen Fahrzeiten verbringen?
Naja, will man schon. Wenn die Fachkräfte nicht schon vor Ort wohnen und arbeitslos sind, müssen Fachkräfte wie ich bis ins Dorf tingeln. Gut, ich bin da ein schlechtes Beispiel, ich muss von Berufs wegen viel Auto fahren. Ich war schon in Dörfern unterwegs, da passte das Telefonbuch auf einen Bierdeckel. Es gibt Ecken, da fährst du 1,5 Stunden über irgendwelche Bundesstraßen.
Was nützt es, dort Jobs zu schaffen, wenn der Lieferverkehr da noch länger braucht? In Köln fährt er kurz von der Autobahn runter und ist 10 Minuten später am Zielort im Gewerbegebiet.
In so manchem hessischen Dorf müsste sich der LKW 2 Stunden über kurvige Bundesstraßen quälen. Das ist weder effizient, noch umweltschonend, noch wirklich wirtschaftlich.
Kürbisgesicht schrieb:Der erste Satz stimmt, glaub es oder nicht.
Habe ich auch nie bestritten
:)Kürbisgesicht schrieb:Bist du dir sicher, dass sie nur Ausflüchte nutzt? Entschuldige falls die Frage zu weit gehen sollte aber mit Beispielen diskutiert es sich meist leichter.
Ich bin mir sogar absolut sicher. Ich kenne meine Mutter. Weiter oben im Beitrag steht ein Beispiel, warum sie eine Arbeitsstelle nicht bekommen hat. Ich kann auch weitere liefern, falls dich das wirklich interessiert. Die Frage geht nicht zu weit, keine Sorge
:)Kürbisgesicht schrieb:Das widerspricht sich.
Dann hast du mich falsch verstanden. Rückenprobleme habe ich bis heute, war auch oft in Behandlung. Aber zwei Mal habe ich es nur vorgegaukelt, aus Gründen, die hier mal keine Rolle spielen.
Kürbisgesicht schrieb:Es ist hart zu hören, wenn jemand nicht mitmachen will aber diese Menschen dann nicht zur Gesellschaft zu zählen ist schon nen starkes Stück.
Der Fachbegriff für Menschen, die sich nicht in die Gesellschaft einbringen heißt "asozial"... Unsere Gesellschaft funktioniert nur, weil genügend Menschen arbeiten gehen. Unserer Gesellschaft könnte es sogar noch besser gehen, weil es sehr viele offene Arbeitsplätze gibt. Im Jahr 2020 sind es bisher 668.803 unbesetzte, offene Stellen (
klick).
Das sind 668.803 Stellen, die Steuern generieren könnten, was die Steuerlast aller Steuerzahler reduzieren könnte. Oder höhere Rentenzahlungen bedeuten könnte. Oder, oder, oder.
Jaja, ich weiß, es sind nicht immer die entsprechenden Fachkräfte vorhanden, wohnen zu weit weg, blabla. Weiß ich alles. Das wird aber garantiert nicht auf alle Stellen zutreffen.
Könnte nun jemand eine der Stellen besetzen, tut es aber aus Unlust nicht - geht das zu Lasten aller. Und ja, ich finde das in der Tat asozial und schäbig. Davon unabhängig kann derjenige natürlich trotzdem der coolste, freundlichste, empathischste Mensch aller Zeiten sein. (Ich schreibe das nur vorbeugend!)
Kürbisgesicht schrieb:Man ist doch schon allein dadurch eingeschränkt, dass man nicht genug Geld zur Verfügung hat und die Teilnahme an Aktivitäten sehr eingeschränkt ist. Was verlangst du denn noch ,wo man sich einschränken soll?
Zumal es ja sogar Sanktionen gibt, wenn man nicht "spurt".
Schulligung, da muss ick ma sagen, s´glatschd glei!
Bei jedem Arbeitnehmer der sich nicht leisten kann, was er sich gerne leisten möchte, wird es absolut niemandem schwer fallen zu sagen "Ja Mensch, dann bilde dich fort! Dann verdienst du mehr Geld!" oder "Dann musst du dir eine besser bezahlte Stelle suchen!". Ganz Lustige sagen dann "Hätteste in der Schule ma besser aufgepasst!".
Ich gehe Vollzeit arbeiten, kann mir auch vieles nicht leisten, was ich mir gerne leisten möchte. Mein Großvater brachte mir bei: Dann spare! Wenn ich in den Urlaub fahren will, darf ich den Rest des Jahres halt nicht zu viel Geld für unnützes Zeug ausgeben. So funktioniert das.
Daher gehe ich nicht mit, wenn du schreibst
Kürbisgesicht schrieb:Na sowas wie Besuche im Zoo, mal ins Kino und solche Sachen, einfach am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Leider ist das vielen Menschen die ALGII beziehen eher nicht vergönnt.
Wirklich nicht. Ich kann auch nicht immer spontan in den Zoo oder ins Kino. Einfach weil ich irgendwas anderes kaufen
musste, eine Rechnung zu bezahlen hatte oder sonstwas.
Wenn ich aber nun einem ALG II-Empfänger sage "Dann spar doch!", werde ich gleich ans nächste Kreuz genagelt, ich Sünder. Sicher, es gibt irgendwelche Menschen, die sich das dann immer noch nicht leisten können. Das kommt dann wohl aufgrund irgendwelcher anderer Konstellationen zustande. Grundsätzlich möglich ist das vom ALG II-Satz aber.
Machen wir uns nix vor: Die mit Sicherheit allermeisten ALG II-Empfänger besitzen ein Smartphone (nein, ich behaupte nicht, die hätten alle ein Iphone). Unlängst wurde beschlossen, ein Internetzugang sei zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben notwendig oder so ähnlich. Oder es gehöre dazu, so genau hab ich das nicht mehr im Kopf. Der Regelsatz sieht übrigens nicht explizit ein Smartphone vor. Muss das jetzt auch noch einkalkuliert werden? Ist ALG II-Empfängern sowas möglich? Den meisten mit Sicherheit schon.
Das gesellschaftliche Leben ist auch das Gespräch mit dem Nachbarn im Garten oder vor der Haustür. Oder der Besuch im Freibad. Es gibt so viele Beispiele, wie man am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann. Dafür braucht man nicht zwingend Geld.
Urlaub im 5-Sterne-Hotel ist ja auch Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Kann sich auch nicht jeder leisten. Sogar Puffbesuche sind Teilhabe, macht auch nicht jeder.
Auch der ALG II-Empfänger ist durchaus angehalten, mit seinem Geld zu haushalten. Ich veranschauliche das mal am aktuellen Regelsatz:
Spoiler
Original anzeigen (0,2 MB)Im Satz enthalten sind 35,99€ pro Monat für Verkehr. Also, nicht den körperlichen natürlich, sondern Bus, Taxi, U-Bahn usw., gleichzeitig 150,60€ für Nahrungsmittel/alkoholfreie Getränke. Es steht dem Empfänger frei, lieber einmal mehr zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad zu fahren, und dafür doch lieber mal ein leckeres Steak vom Metzger zu kaufen, statt nur die Fertigscheiße aus dem Kühlregal. Gleichsam steht es ihm frei, weniger Geld für Nahrungsmittel auszugeben, und sich dafür 1x pro Woche so richtig die Kante zu geben. Oder er kauft keine neue Kleidung.
Will er nun in den Zoo oder ins Kino - ja mein Gott, dann guck halt, wo du dir das Geld dafür abzwackst!
Was ich damit sagen will:
Mein Arbeitgeber gibt mir eine Summe X pro Monat. Und dann heißt es "So, das muss reichen. Sieh zu, wie du damit klar kommst!". Tja, und dann steht es in meiner Verantwortung, mir das Geld so aufzuteilen, wie ich es benötige und/oder für richtig erachte.
Auf den ALG II-Empfänger trifft das aber genau so zu. Er kriegt Summe X. Wie er sich das im Endeffekt aufteilt, ist seine Sache.
Ich könnte mich ja auch auf die Hinterbeine stellen und plärren meine Freizeit und meine Zeit mit der Familie wird massiv eingeschränkt, weil ich XX Stunden arbeiten gehen muss, um mir überhaupt erst mal das leisten zu können, was sich ein ALG II-Empfänger leisten kann. Nur dadurch, das ich dann noch XX Stunden weiterarbeite, kann ich mir dann mehr leisten als er. Dadurch schränkt sich meine Freizeit usw. aber ebenfalls ein.
Ich spreche aus eigener Erfahrung wenn ich sage, das ich zu meiner Arbeitslosenzeit durchaus in der Lage war, vor dem heimischen PC zu sitzen und im Internet zu surfen, nicht verhungert bin, auch im Kino war - und wenn Freunde mal abends raus wollten, ging das in Maßen auch. Ich musste halt selber Prioritäten setzen, um das Geld an anderer Stelle einzusparen. Geht nicht immer, und ist auch nicht immer einfach, aber es geht.
Die Sonderfälle, bei denen das wegen irgendwelcher zu leistenden Sonderzahlungen, höheren Ausgaben wegen "Isso!" ist, lasse ich dabei weg. Die gibt es, das bestreitet auch keiner - aber die stellen eben nicht die Mehrzahl an ALG II-Empfängern. Während der eine sich noch sein Auto leisten kann, muss der andere am Ende des Monats beinahe schon Fensterkitt fressen. Gibt´s alles.
Wenn ich auch nur auf die Idee kommen würde meinem Chef zu erzählen ich bräuchte mehr Geld, weil ich mich sonst bei irgendwas einschränken muss, dann fragt der mich, ob ich noch alle auf dem Zaun habe.
Optimist schrieb:darf er das haben?
Klar darf er das. Aber solche Rechnungen sind immer sehr, sehr zweifelhaft. Denn man bekommt fast den Eindruck, als wäre nach 5 Tagen schon kein Geld mehr da. Trotzdem sitzt keiner im Dunkeln (naja, jedenfalls nur wenige, und die sind meist selbst schuld dran) in seiner vom Amt bezahlten Butze, um 1x pro Woche Hackfleisch zu essen oder sich den Hintern mit Klopapier statt der Tageszeitung abzuwischen.
Kürbisgesicht schrieb:Einige wollen dann versuchen die Differenz vom Regelsatz zu zahlen aber das lässt das JC in der Regel nicht zu, aus gutem Grund.
Dümmste Regelung ever. Sie mag zwar ihre Daseinsberechtigung haben, ich finde sie trotzdem schwachsinnig. Selber im Bekanntenkreis erlebt. Ist doch die Sache des ALG II-Empfängers, ob er zugunsten seiner bevorzugten Wohnung woanders sparen will. Aber naja, es ist so, wie es ist.
Optimist schrieb:Andererseits scheinen manche (ich meine nicht dich) zu denken, Hartz-4-Empfänger leben wie die Made im Speck und könnten z.B. auch ihre Zähne auf Kosten des Staates luxeriös sanieren lassen usw...
Und wer die Hartz4er beneidet, kann doch selbst mal ausprobieren wie es so ist ;)
Wie die Made im Speck sicherlich nicht. Aber unter jeglicher Lebensgrundlage, wie das oft dargestellt wird, eben auch nicht. Ausprobieren "durfte" ich das auch. Ich kann aber ehrlich gesagt nicht behaupten, mir hätte es grundsätzlich an irgendwas gemangelt. Ich konnte mir zwar wesentlich weniger leisten als heute, aber ich bin mir sicher, ich würde auch wieder mit Hartz IV klar kommen, ohne am Hungertuch zu nagen oder niemals nie nie wieder Freunde zu treffen oder in den Zoo zu gehen.
Kürbisgesicht schrieb:Und ja, ALGII dient zur Sicherung des Lebensunterhalts aber dazu zählt auch, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Diese sind sogar im Regelsatz einberechnet, leider ist die Berechnung aber murks.
Nunja... ich lese immer wieder "gesellschaftliches Leben". Was genau soll das eigentlich sein? Also, was es ist, weiß ich. Aber was genau du darunter verstehst, das weiß ich nicht so recht.
Als ich ALG II-Empfänger war, bestand mein gesellschaftliches Leben aus Vereinsleben als Ehrenamtler. Ich war 5 Tage die Woche unterwegs. Jedes Wochenende irgendwo im Partykeller oder zum Grillen. Hat mich nie was gekostet, außer die üblichen Mitbringsel oder eine kleine Kostenbeteiligung. Hingekommen bin ich immer mit dem Rad. Auch bei Regen, und auch bei Strecken über 2 Kilometer.
Ich hatte also 20/21/22 Tage pro Monat gesellschaftliches Leben, ohne auch nur eine Sekunde mit den Nachbarn gesprochen zu haben, ins Kino gegangen zu sein o.ä., wobei ich natürlich auch ab und an im Kino war, oder im Pub meiner Wahl.
Kürbisgesicht schrieb:Naja, man darf sich schon fragen, warum immer wieder die Leistungen die sie bekommen ins Negative gezogen werden.
Es gibt Leute in Deutschland die glauben, Hartz IV wäre tatsächlich so erstrebenswert und luxuriös, das ganze Menschenmassen aus fremden Ländern herströmen, um sich daran zu laben
:D