HARTZ-IV
Arbeitsloser aus Herne erstreitet seit Jahren Geld vom Jobcenter
09.05.2014 | 08:00 Uhr
Herne. Ingo Horwart legt sich seit Jahren mit dem Jobcenter an – teilweise erfolgreich. Der Herner ist seit elf Jahren arbeitslos und fühlt sich vom Jobcenter falsch behandelt. So erstritt er sich vor Gericht bereits die Zahlung seiner kompletten Heizkosten und klagte dabei durch alle Instanzen. Auf aktuellen Renovierungskosten bleibt er nun aber wahrscheinlich sitzen.
Menschen gibt es, denen spielt das Leben eher von der übellaunigen Seite mit. Krankheit, Arbeitslosigkeit und Geldnot treffen in manchen Fällen besonders gemein aufeinander. Wenn dann noch Ärger mit Ämtern und Behörden hinzukommt, fühlen sich die Betroffenen gegängelt, gar gedemütigt. Ingo Horwart ist ein Beispiel für Menschen, die es hart erwischt hat. Der 42-Jährige ist seit elf Jahren arbeitslos und hat – nicht ganz so lange - Ärger mit dem Jobcenter. Immer wieder klagt er gegen nicht erfolgte Zahlungen und Erstattungen, hat mittlerweile den Deutschen Gewerkschaftsbund und einen Rechtsanwalt eingeschaltet.
Horwart war Kaufmann im Einzelhandel, arbeitete als Verkäufer und Marktleiter in verschiedenen Lebensmittelmärkten, bis ihn seine angeschlagene Gesundheit aus der beruflichen Bahn warf. Bandscheibenproblemen folgten Depressionen, die lange Arbeitslosigkeit und das damit verbundene Alg II ließen sein Einkommen erheblich schrumpfen, der Vater verstarb, die Mutter blieb auf einem Schuldenberg sitzen.
Feldzug durch die Instanzen
Da zählt jeder Cent vom Jobcenter. Weshalb er klagte, als ihm das Jobcenter nicht die kompletten Heizkosten für seine schlecht isolierte und kalte Dachgeschosswohnung erstattete. Und: Er gewann das Verfahren ganz am Ende, nach einem Feldzug durch die Instanzen am Landessozialgericht. Allerdings wartet er immer noch auf die Erstattung der Zinsen, zwar nur ein paar Euro, für ihn aber lebensnotwendiges Geld.
Mittlerweile ist Horwart zwar in eine besser isolierte Wohnung umgezogen, diese wiederum ist dem Jobcenter aber zu groß, es zahlt nur einen Teilbetrag Nebenkosten. Auch von den Umzugskosten übernahm das Jobcenter nur 1368 Euro, obwohl die Möbelpacker doch eine Rechnung über 1666 Euro geschickt hatten. „Das Jobcenter will das Einpacken der Umzugskisten nicht bezahlen“, beschwert sich Horwart.
3000 Euro Renovierungskosten
Der größte Batzen des Umzugs, die Renovierungskosten, blieb ebenfalls an dem 41-Jährigen hängen, von 3000 Euro erstattete das Jobcenter gerade einmal 500. Unter anderem wollte es den neuen Laminatboden nicht übernehmen, zeigt sich hier aber mittlerweile entgegenkommend: „Herr Horwart kann jetzt davon ausgehen, dass noch etwas nachbewilligt wird“, sagt die stellvertretende Jobcenter-Geschäftsführerin Monika Stefanski. Bei den neuen Fensterbänken beißt Horwart allerdings auf Granit: „Die gehören grundsätzlich zur Wohnung dazu, sind also Sache des Vermieters und nicht des Jobcenters“, macht Stefanski deutlich.
Auch die Einrichtung eines Gästezimmers beziehungsweise eines Arbeitszimmers will das Jobcenter nicht finanzieren, weil dazu „keine Notwendigkeit“ bestehe: „Es sind schließlich Steuergelder, die wir hier verwalten“, sagt Monika Stefanski, „wir versuchen, alle Wünsche zu bedienen, aber es gibt auch Grenzen.“
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