Wieso gibt es immer noch Menschen, die das Dritte Reich verharmlosen?

Ja, ja, am Massenmord an den europäischen Juden ist der böse Islamerich schuld. Das freut die Pegidanesen.

Ich möchte noch ein paar Sätze dazu schreiben:

Entweder nimmt man die Reden, Aussagen und Handlungen aller beteiligten historischen und zeitgenössischen Politiker ernst, oder man muss sich vorwerfen lassen, selbst zur Relativierung beizutragen.
Ob es z.B. die Holocaustleugnung in einer Dissertation ist, oder eine Rede, in der auf ebenso geschichtsverfälschende Weise die Idee zur Judenvernichtung keine deutsche gewesen sein soll ... das ist beides gleichermaßen gefährlich, beides durchaus ernst zu nehmen als Ausdruck der jeweiligen Haltung, und beides ist gleichermaßen zu verurteilen.
Der Zweck und die jeweiligen Verbündeten heiligen keines der Mittel, und entlasten keine der Aussagen.

Mit Erschrecken sehe ich immer wieder, wie bei dem Thema jegliche Distanz und jedes Urteilsvermögen über den Haufen geworfen werden, und sich in seinen Lagern verschanzt und munter drauflos eskaliert wird. Und natürlich wird verlangt, dass das Gegenüber den ersten Schritt zur Verständigung und Deeskalation zu tun habe. Natürlich wird dabei auch noch die größte Idiotie gerechtfertigt oder wenigstens ein bisschen relativiert - wenn sie von der eigenen "Seite" stammt.

Weder der Hass, noch das Töten wird je ein Ende haben, wenn es nichtmal in einem virtuellen Raum wie diesem möglich ist, sich wenigstens zu verständigen.
Und da will man es von denen verlangen, die einander mit Steinen, Gewehren, Sprengstoffgürteln, Bomben, Messern, Pfefferspray und einem generationenlang geschürten Hass gegenüber stehen?

Bedenkt wenigstens ab und an mal, was solche Wortgefechte anrichten, was sie auslösen, und was ihr eigentlich bewirken wollt.
Es nutzt längst niemandem mehr, irgendwann recht gehabt zu haben, in diesem Konflikt.

@SouthBalkan

(Ein Artikel zu Netanjahus Hitler Verharmlosung und seinen kranken Hass auf Palästinenser.)
Auf jeden Fall ist es eine lange Geschichte von Hass u. Gewalt.
Nach dem Unabhängikeitskrieg von 1948 bis 1949 war die israelische Armee sehr schlecht ausgerüstet.
Israel musste Quellen für moderne Waffen auftun, um das Überleben des Staates Israel zu gewährleisten.
Während Israels Gegner von der Sowjetunion ausgerüstet wurden, hatten sowohl Großbritannien über den Nahen
Osten ein Waffenembargo verhängt. Israel war deshalb gezwungen, sich auf der Suche nach Waffen an Frankreich
und Deutschland zu wenden. Hierfür diente der Mossad als geheihmes Außenministerium, das geheime Waffenlieferungen arrangierte u. Waffen aus jeder nur erdenklichen Quelle nach Israel schmuggelte.
1953 hatte Oberst Gamal Abdel Nasser den Ägyptischen König Farouk gestürzt und eine neue arabische Republik gegründet. Nasser wandte sich bald an die Sowjetunion, die ihm Hunderte von Panzern und Kampfflugzeugen
lieferte. 1955 begann Ägypten, Gruppen von palästinensischen Terroristen auszubilden und nach Israel einzuschleusen, wo sie jüdische Siedlungen im Negev überfielen und Zivilisten ermordeten. Als Nazer den
Suezkanal verstaatlichte, der bis dahin im Besitz einer britisch-französischen Gesellschaft war, wollte er seine Unabhängigkeit von den alten Weltmächten demonstrieren. Das britische Militär bereitete sich auf eine
Invasion Israels vor. Der Nahe Osten stand an der Schwelle zum Krieg, als Nasser damit prahlte, dass seine
Armee den jüdischen Staat ins Mittelmeer werfen würde.
Der Krieg begann im Oktober 1956 mit dem Angriff Israels, Großbritanniens und Frankreich auf Ägypten.
Die israelische Armee konnte innerhalb weniger Tage die gesamte Sinaihalbinsel erobern, während die viel stärkeren
britischen u. französischen Streitkräfte am Eingang zum Suezkanal steckenblieben.
Die USA zwang beide Seiten zum Rückzug und etablierte einen prekären Waffenstillstand, der bis 1967 halten sollte.

Nur als Erklärung und Erinnerung, nicht als Begründung wie diese Hassspirale begann.

@Noam_Enlil
Und das soll die Relativierung des Holocausts von Netanjahu begründen?

@SouthBalkan
Ich sprach explizit von Erklärung nicht Begründung.
Hass ist immer irrational.

Edit, war gestern zu müde richtig zu lesen.

@SouthBalkan
(Und das soll die Relativierung des Holocausts von Netanjahu begründen?)

Nicht der Holocaust wird relativiert, sondern der Verursacher. Das ist nochmal ein Unterschied.

1955 begann Ägypten, Gruppen von palästinensischen Terroristen auszubilden und nach Israel einzuschleusen, wo sie jüdische Siedlungen im Negev überfielen und Zivilisten ermordeten.

Du mußt mal die emotionale Seite sehen. Dort lebten mitunter Menschen die dem Holocaust entkommen sind, und wieder wollte man sie ermorden. Dieses Gefühl nirgendwo sicher und erwünscht zu sein ist eine Art kollektives Gedächnis.

Aber du hast recht, eine Begründung für seine Aussage ist es nicht. Ich verstehe sie auch nicht.

Noam_Enlil schrieb:Nicht der Holocaust wird relativiert, sondern der Verursacher. Das ist nochmal ein Unterschied.

Es gab natürlich auch schon vor dem Holocaust andere Menschen ausser Hitler, die den Juden die Vernichtung wünschten. Und auch schon damals war ein großer Prozentsatz der Palestinenser ein Teil dieser antisemitischen Internationale. Das ist ja keine wirkliche Neuigkeit, wie ja auch Hitler selbst keine eigentlich neuen Ideen entwickelt hat, sondern sich seine Ideologie überall zusammengesucht hat, was auch schon bekannt war. Hierdurch wird nichts relativiert oder abgeschwächt und Hitler war eben derjenige, der diese grausigen Pläne organisiert und in die Tat umgesetzt hat, das bleibt unverändert so in der Geschichte stehen. Natürlich gab es auch internationale Kontakte von Antisemiten verschiedensten Kalibers zu Ihresgleichen. Eine antisemitische Weltverschwörung wurde damit eine Realität - eine von den Antisemiten immer behauptete jüdische Weltverschwörung bleibt eine Fiktion.

Einer der naheliegendsten Gründe scheint hier noch gar nicht genannt worden zu sein:
Dass diese Einstellung (Verharmlosung bzw. Verherrlichung) in vielen Fällen von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Extrembeispiel, das viele wahrscheinlich kennen, ist die Familie Ritter:
https://www.youtube.com/watch?v=qoFtnOaz67A

Ich schätze, es gibt noch viel mehr "Ritters" :(

Und persönlich habe ich leider auch schon durchaus angesehene, sehr wohlhabende Familien(clans) mit hohem Akademikeranteil kennengelernt, die irgendwann an feuchtfröhlichen Abenden aus ihrem Rassismus keinen Hehl machen.
Und die finde ich noch viel schlimmer bzw. gefährlicher als Familie Ritter.

@dh_awake
Sowas gibt's auch in den Oberschichten,da wird dann eben eben im Kaminzimmer unter dem Hirschgeweih und dem Nashornkopf schwadroniert

Weil es viele Menschen gibt, die sich durch ihn gestört fühlen und nicht ihre nationalistisch rassistische Einstellung frei ausleben können. Relativ einfach man fühlt sich angesprochen und weiß, dass man sich eher nach Außenrechts positioniert und nicht in die Mitte der Gesellschaft. Das sind dann meistens auch jene die sagen, dass wenn Hitler nicht die Juden umgebracht hätte, ein super Führ... Kanzler abgegeben hätte. Die Leute verstehen aber nicht, dass das nicht nur die Morde waren, die verwerflich sind, sondern die ganze politische Einstellung in all ihren Facetten.

@yummi
Ja das mit den Juden...und Stalingrad War auch ein bisschen übertrieben,ach man hätte sich mit dem Frabzmann und dem Tommy bestimmt einigen können...blablablàa

@AgathaChristo schrieb:
(Ich weiß nicht, was gut im dritten Reich gewesen sein soll?
Elend, Leid, Krieg, Gefangenschaft, Flucht, Vergasung, minderwertiges Leben vernichtet.)

Das mit dem“minderwertigen Leben“, ist hoffentlich nur eine unbedachte Formulierung u. kein Freudscher Fehler. :cry:

@DerVorleser
Ich glaube das je weiter eine oder mehrere schlimme Taten in der Vergangenheit zurück legen und niemand mehr da ist der uns an die schreckliche Vergangenheit erinnert, desto weniger sensibel wird man.

@Noam_Enlil
das war eine unbedachte Formulierung. Danke für den Hinweis, auweiha....

Der Umgang mit "belasteten Begriffen" ist allerdings mit fortschreitender Entfernung von der "Tatzeit" immer sorgloser geworden.

Erinnerlich ist mir beispielsweise ein Werbetext, den ein Kunde meiner Frau vorlegte, in dem es hiess: "Wir haben die Endlösung für Ihre Befestigungsprobleme", was sicher der Exportschlager in Israel geworden wäre. Ich erinnere mich gern an einen norddeutschen Radiomoderator, der witzelte "Weiter im Pogrom" oder Kollegen, die eine Arbeit "bis zur Vergasung" machen sollten.

Da fällt mir ein, dass das Innenministerium vor kurzem in einer Pressemeldung verlautbarte, dass es keine "Sonderbehandlung" für Syrer gäbe. Das beruhigt die syrischen Flüchtlinge natürlich, dass keine Gaskammern auf sie warten.

Und " Arbeit macht frei " Der Spruch wird heute noch manchmal verwendet, allerdings für arbeitsunwillige Mitbürger. Lach!

@DerVorleser

Ich denke weil viele sich nicht es vorstellen können wie schlimm das wäre. evt. Weil sie nicht dabei waren oder zu leichtfertig nehmen weil sie nicht realistisch denken.

@Helion

Bedenke dabei, dass es aber Zeitzeugen gibt, dessen Erlebnisse als Buch verfasst. Bsp. Denis Avey.

Zeitzeugen konnten sich erst in den 60zigern öffentlich erklären. Davor wurde vieles vertuscht. Ich mußte mir Lektüre besorgen, weil keiner aus meiner Famiie und Verwandschaft über die Zeiten reden wollte.