@Doors Verharmlosung und Verdrängung waren allerdings schon in den frühen Nachkriegszeiten schwer in Mode. Sei es aus Gründen der Psychohygiene oder wegen Freisprechung der Sünden oder schlichtweg "Vergesslichkeit".
Eine etwas neuere, dafür umso heftigere, Erscheinung scheint mir die Verdrehung zu sein, die nichts anderes zum Zweck hat, als andere mit Dreck zu bewerfen, damit der eigene Dreck nicht mehr so auffällt.
Das ist ziemlich interessant, denn man versucht sich gar nicht erst in Reinwaschung, sondern findet sich mit all dem Schmutz ab, scheint ihn sogar liebgewonnen zu haben und trägt ihn wie einen Orden spazieren. Das ist mMn das eigentliche und größere Problem.
Die Vogelstrauß-Taktik ist eine sehr menschliche Reaktion, die Ausreden (nix gewusst, nur Befehle ausgeführt...) sind Selbstschutz. Aber die Verdrehung hat eine völlig andere Dimension. Es fehlt ihr komplett an Einsicht, statt schamerfüllt gibt man sich voller selbstbewusstem Stolz. Man sucht nicht länger nach Rechtfertigungen, sondern findet "nix dabei"; macht sich damit gemein und müht sich nicht mal mehr, die Gesinnung zu verhehlen, sondern nutzt das "Absolutions-Präfix" als Einstieg und beginnt mit der eigentlichen Aussage erst nach dem Komma.
Es war schon schlimm, aber...
Ibkn, aber...
Ich hab nichts gegen... , aber
Ich halte das für weitaus gefährlicher, denn das ist keine Verdrängung mehr. Das ist nach außen gerichtetes Signal der Zustimmung, die nicht zuletzt in lange verschollen geglaubten Parolen und Symbolen mündet, die selbst den letzten Zweifel beseitigen.
Heute lebt man seine Egomanie nicht mehr im dunkeln Hinterzimmer aus, heute marschiert und marodiert man voller Stolz durch die Öffentlichkeit. Man ist wieder wer.
Wer da etwaige Anfänge ausmacht, die es zu bekämpfen gilt, hat einiges verpennt.