Donald Trump: 45. & 47. Präsident der USA
23.11.2020 um 14:36ELMysterie schrieb:Nein - im Moment schau ich mir das Theater nicht mehr an - das ist entnervend, sollen die sich doch die Köpfe einschlagen.@ELMysterie
Extra für dich! Ein sehr guter Kommentar in der SZ.
Warum es wichtig ist, hinzuschauen. Was heute in den USA passiert, könnte Morgen überall geschehen.
Die Geburtsstunde der amerikanischen Demokratie liegt nicht in der Unabhängigkeitserklärung, der Verfassung oder den ersten Wahlen. Sondern in jenem Augenblick, da George Washington, der erste Präsident, 1797 die Macht abgab. An seine beiden Amtszeiten hätte er nach damaligem Recht noch eine dritte reihen können, und manche drängten ihn, weiterzumachen. Aber Washington wollte lieber anderen die Bühne überlassen.Quelle: https://www.sueddeutsche.de/politik/trump-us-wahl-machtuebergabe-1.5123690
Ein solcher Verzicht war damals revolutionär. In Europa herrschten viele Mächtige noch auf Lebenszeit. In den USA hingegen übte der mächtigste Mann Verzicht und setzte damit ein Zeichen: Zur Demokratie gehört es eben, dass Macht vergänglich, dass sie nur geliehen ist. Irgendwann müssen Mächtige gehen; spätestens, wenn das Wahlvolk es so will. Amtsträger in den USA haben diesen Grundsatz stets geachtet...
All dies ändert aber nichts daran, dass der mächtigste Mann der USA gerade mit einigem Erfolg die älteste Demokratie der Erde sabotiert. Und er liefert Autokraten in aller Welt ein Drehbuch für den (Putsch von oben). Er bedrängt Wahlleiter, feuert Experten, die ihm widersprechen, veranstaltet vom Weißen Haus aus eine Desinformationskampagne.... Mehr als die Hälfte der Republikaner ist inzwischen überzeugt, dass Trump der Wahlsieg geklaut wurde. Etliche Wortführer in der Partei schweigen oder nähren den Verdacht, den Trump zwar nie belegt, dafür umso öfter wiederholt.
Selbst wenn Trump fristgemäß abtreten sollte, ist der Schaden enorm. Ein größerer Teil der Bevölkerung dürfte den kommenden Präsidenten Joe Biden als illegitim betrachten; unter den erwartbaren Anfeuerungsrufen Trumps könnte sich sogar bewaffneter Widerstand formieren
Wenn selbst solch stabile Staaten wie die USA in die Nähe des Autokratischen geraten, kann das überall geschehen. Nicht immer genügen die Abwehrkräfte eines Rechtsstaats, um skrupellose Anführer abzuschütteln. Besonders dann nicht, wenn sich verschiedene Lager nicht mehr auf eine gemeinsame Wahrheit oder Faktenlage einigen können.
....Selbst wenn Trump doch noch pünktlich das Weiße Haus räumt, werden die Ressentiments und der Hass bleiben, die er verbreitet hat. Die Zweifel und die Verachtung seiner Anhänger gelten fortan nicht mehr nur dem politischen Gegner, sondern womöglich sogar der Demokratie an sich.
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