Brexit und danach?
18.12.2018 um 10:11Brexit und kein Ende
Interessanter Artikel. Hier einige Passagen
... „Wagt es nicht, uns unseren Brexit zu stehlen“, titelte am Montag der brüsselfeindliche „Daily Express“.
Zu begutachten gibt es die aufgeladene Stimmung auch draußen, auf den Bürgersteigen zwischen Parlament und Westminster Abbey geht es hoch her. Dort demonstrieren immer mehr Gegner und Anhänger des Brexits. Mittlerweile sind sie so laut, dass Fernsehjournalisten kaum noch ihr eigenes Wort verstehen....
Ein erneutes Referendum würde, da hat die Premierministerin recht, das Land noch weiter spalten. Zumal die Umfragen keinen deutlichen Vorsprung für einen Verbleib im EU-Klub sehen. Aber das Referendum könnte zu einem der wenigen Notausgänge für die Briten werden, deren Land wegen des unlösbaren Streits über den „richtigen“ Brexit in der Sackgasse steckt.
Und das mit der im Hintergrund gnadenlos tickenden Uhr, die nur noch knapp hundert Tage bis zum offiziellen Ausstiegsdatum.. zählt. Was zugleich genau der Grund ist, warum ein Referendum als Ausweg immer realistischer wird. Im Parlament gibt es keine Mehrheit für irgendeine Option. Die Entscheidung dem Volk zurückzugeben liegt deshalb nahe.
Fraglich ist auch, ob den Briten und ihrer jahrhundertealten Demokratie mit einem zweiten Votum ein Gefallen getan würde. In Umfragen betont eine klare Mehrheit in beiden Lagern, dass sie ihr Urteil 2016 in Kenntnis aller nötigen Fakten traf.
Nur ein kleiner Teil der „Leave“-Wählerschaft würde sich heute für „Remain“ entscheiden, weil er die Folgen des EU-Austritts mittlerweile als zu kostspielig einschätzt. „Ein zweites Referendum würde die Demokratie unterminieren“, warnt die Labour-Abgeordnete Angela Rayner.
Entscheidend wäre ohnehin, wie sich Labour verhält. ... Ohne Labour kann im Unterhaus keine Mehrheit für das „People’s Vote“ zustande kommen. Corbyn aber erklärte beim Parteitag vergangenen September Neuwahlen zur Priorität.
Es wird daher erwartet, dass seine Fraktion ein Misstrauensvotum ansetzt, sobald Mays Deal Anfang des neuen Jahres im Unterhaus durchfällt. Wie gut die Chancen der Labour-Partei auf einen erfolgreichen Misstrauensantrag und folgende Neuwahlen sind, bleibt abzuwarten. Und auch, ob sich die Opposition alternativ für ein zweites Referendum einsetzen würde.
https://www.welt.de/politik/ausland/article185680690/Brexit-Letzte-Ausfahrt-Referendum.html
Interessanter Artikel. Hier einige Passagen
... „Wagt es nicht, uns unseren Brexit zu stehlen“, titelte am Montag der brüsselfeindliche „Daily Express“.
Zu begutachten gibt es die aufgeladene Stimmung auch draußen, auf den Bürgersteigen zwischen Parlament und Westminster Abbey geht es hoch her. Dort demonstrieren immer mehr Gegner und Anhänger des Brexits. Mittlerweile sind sie so laut, dass Fernsehjournalisten kaum noch ihr eigenes Wort verstehen....
Ein erneutes Referendum würde, da hat die Premierministerin recht, das Land noch weiter spalten. Zumal die Umfragen keinen deutlichen Vorsprung für einen Verbleib im EU-Klub sehen. Aber das Referendum könnte zu einem der wenigen Notausgänge für die Briten werden, deren Land wegen des unlösbaren Streits über den „richtigen“ Brexit in der Sackgasse steckt.
Und das mit der im Hintergrund gnadenlos tickenden Uhr, die nur noch knapp hundert Tage bis zum offiziellen Ausstiegsdatum.. zählt. Was zugleich genau der Grund ist, warum ein Referendum als Ausweg immer realistischer wird. Im Parlament gibt es keine Mehrheit für irgendeine Option. Die Entscheidung dem Volk zurückzugeben liegt deshalb nahe.
Fraglich ist auch, ob den Briten und ihrer jahrhundertealten Demokratie mit einem zweiten Votum ein Gefallen getan würde. In Umfragen betont eine klare Mehrheit in beiden Lagern, dass sie ihr Urteil 2016 in Kenntnis aller nötigen Fakten traf.
Nur ein kleiner Teil der „Leave“-Wählerschaft würde sich heute für „Remain“ entscheiden, weil er die Folgen des EU-Austritts mittlerweile als zu kostspielig einschätzt. „Ein zweites Referendum würde die Demokratie unterminieren“, warnt die Labour-Abgeordnete Angela Rayner.
Entscheidend wäre ohnehin, wie sich Labour verhält. ... Ohne Labour kann im Unterhaus keine Mehrheit für das „People’s Vote“ zustande kommen. Corbyn aber erklärte beim Parteitag vergangenen September Neuwahlen zur Priorität.
Es wird daher erwartet, dass seine Fraktion ein Misstrauensvotum ansetzt, sobald Mays Deal Anfang des neuen Jahres im Unterhaus durchfällt. Wie gut die Chancen der Labour-Partei auf einen erfolgreichen Misstrauensantrag und folgende Neuwahlen sind, bleibt abzuwarten. Und auch, ob sich die Opposition alternativ für ein zweites Referendum einsetzen würde.
https://www.welt.de/politik/ausland/article185680690/Brexit-Letzte-Ausfahrt-Referendum.html