Bauli schrieb:Genau die ist aber nicht mehr gewährleistet, wenn ein zweijähriges Kleinkind erst nach Monaten einen Termin bekommt, wenn es akute Bauchschmerzen hat.
Bleiben wir bei diesem Beispiel.
Die NHS wird ausschließlich über NI finanziert, dabei wird nicht diskriminiert hinsichtlich der Frage, ob der Patient NI entrichtet oder nicht. Ein System, auf das die Briten zurecht stolz sind, denn außerhalb der Insel gibt es das nur auf einer anderen: Kuba.
Das schließt aber auch bestimmte Entscheidungen darüber ein, ob der Fall dringlich ist. In deinem Beispiel: Kind hat Bauchweh. Du rufst also bei deinem GP an, an der Leitung ist eine Arzthelferin, die dir bestimmte Frage stellt. Ihr Kind hat Bauchweh, läuft es darüber hinaus blau an? (etwas vereinfacht formuliert, die Fragen sind wesentlich komplexer...) Auf Grundlage dieses Gesprächs wird eine Auswahl getroffen: 1) liegt ein Notfall vor oder 2) hat das Kind einfach nur Bauchweh (und was soll der Arzt dann machen, Antiobiotika verschreiben, obwohl das Bauchweh in 2 Stunden wieder weg ist).
Im Fall von 1) hat das UK eines der besten Notfalldienste der Welt.
Im Fall von 2) wird dir ein Termin in zwei Monaten gegeben (die Philosophie ist, dass sich das Bauchweh des Kindes innerhalb weniger Stunden erledigt hat). Sollte sich die Situation aber ändern, kannst du wieder anrufen und die Situation erklären. Entweder liegt dann 1) vor oder du bekommst Termin morgen um 8:30. Kommt halt auf die Situation an.
Wichtig ist, dass du nicht auf Standby gelegt wirst, sondern die Person am Telefon einen längeren Fragenkatalog mit dir durchgeht, um dann zu entscheiden, was passieren soll. Du kannst deine Situation darstellen.
Das kann man jetzt so oder so sehen, die einen sagen, es werden unnötige Kosten vermeiden, die anderen, der Service ist im Vergleich mit Deutschland unterirdisch. In diesem Fall gibt es aber noch die Möglichkeit der privaten Versicherung, was dann wiederum teurer ist. Jedenfalls ist das das Prinzip, nach dem die NHS seit Jahrzehnten agiert.
kuno7 schrieb:Na die Schuld der EU liegt eben darin, dass sie die Briten genötigt haben Geld nach Europa zu überweisen, was auch zur Verbesserung des NHS hätte genutzt werden können
Klar, britische "Expats" sind überwiegend Rentner in Spanien, die von ihrer Rente EHIC-Karte haben und dafür "zero" bezahlen, wie in England. Diese Personen über 65 haben nunmal die Tendenz, den Gesundheitsdienst in Spanien überdurchschnittlich oft in Anspruch zu nehmen.
kuno7 schrieb:und desweiteren hat die EU das UK genötigt andere EU Bürger ins Land zu lassen, welche dann das NHS noch zusätzlich belasteten. Damit is jetz eben Schluss.
Das ist UKIP-Argumentation. Die "Insel" GB hat nur "begrenzte Ressourcen". Tatsache ist, die EU-Bürger zahlen weit mehr in die NI ein als sie rausbekommen. Dadurch hat die NHS mehr Geld, also ohne sie. Zusätzlich sind EU-Bürger im UK normalerweise um die 30plus (eher männlich) und gehen nicht zum Arzt. Außerdem profitiert die NHS von den gut ausgebildeten Ärzten und Pflegepersonal aus der EU und Nicht-EU. Die EU hat aber zusätzliche Belastungen durch die 65plus britischen Rentner in Spanien, die "zero" Pfund in das System einzahlen.
Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Es sei denn, Spanien deportiert die plus65-Expats nach UK. Diese Art von Fragen müssen eben während der Zweijahresfrist verhandelt werden und nicht irgendwelche Freihandelsgepinste von Brexiters. In der Summe wird sich an den Zahlungen von UK an die EU nichts ändern, es sei denn die britischen Expats werden deportiert (und wer kommt dann für die Kosten der Deportation der Rentner auf?). Der Unterschied ist aber, dass dem Treasury (der NI) geschätzt 60 Mrd pro Jahr flöten gehen, was die NHS dann wiederum einsparen wird.
In deinem Beispiel: das Kind hat Bauchweh und läuft blau an. Der Notdienst hat aber kein Geld zu kommen, da die Deportation der britischen Rentner aus Spanien Vorrang hat.
Und wem nützt das ganze jetzt?