Brexit und danach?

Die Daily Mail (allerdings nicht unbedingt eine zuverlässige Quelle) will erfahren haben, dass May kommende Woche in Florenz Kompromissbereitschaft bei der Austrittssumme zeigen will. Im Gegenzug für eine zweijährige Übergangsphase würde das UK bereit sein, in das EU-Budget bis 2020 einzuzahlen:

But sources said the Prime Minister is considering a proposal from French President Emmanuel Macron that would see the UK continue to pay into the EU budget during a two-year transitional deal.

This would involve the UK handing over around £35 billion over two years. It would also help avoid the EU having to fill a black hole in its existing budget which runs until the end of 2020.

Former Brexit minister Lord Bridges yesterday urged Mrs May to accept the ‘compromise’ proposal.

Ob zwei Jahre für einen Handelsvertrag ausreichen? Zumindest sollten die Gespräche darüber dann möglichst bald beginnen.

Das Murdoch-Medienimperium hat bekanntlich über Zeitungen und Nachrichtenprogramme für den Brexit geworben. In der Folge hat Murdoch angesichts des günstigen Pfundpreises verbilligt den Sender Sky News übernommen. Jetzt drängt der Sohn von Rupert Murdoch, James, Eigentümer des sehr erfolgreichen amerikanischen Verblödungsprogramms Fox News, Theresa May dazu, angesichts der wirtschaftlichen Folgen des Brexit die Komplettübernahme von Sky durch Fox News zuzulassen, obwohl diese auf medienrechtliche Bedenken stößt und offiziell untersucht wird.

Vor der Brexit-Rede von Theresa May in Florenz stellt Borat Johnson im Torygraph heute seinen 10-Punkte-Plan vor, mit dem er aus dem Brexit einen "mächtigen Erfolg" machen will. Die wichtigsten Punkte:

- 350 Millionen Pfund pro Woche gehen an die NHS, vor allem an die Gentherapie (dies sei erst nach Zahlung der Austrittssume möglich)
- Zugang zum EU-Binnenmarkt gibt es umsonst, im Gegenzug erhält die EU Zugang zum britischen Markt
- britische Unternehmen können weiterhin EU-Bürger einstellen
- durch Veränderungen in den indirekten Steuern sollen Investitionen um 20 % steigen. Konkret möchte Johnson die Mehrwertsteuer auf Tampons abschaffen ("At the stroke of a pen, the Chancellor will be able to cut VAT on tampons")
- das UK wird eine weltweit führende Rolle im Freihandel einnehmen und somit Millionen Menschen aus der Armut führen
- Investitionen in die Infrastruktur von London sollen durch höhere Neuverschuldung wieder den gleichen Stand erreichen wie zu der Zeit, als er selbst Mayor von London war

http://www.telegraph.co.uk/news/2017/09/15/boris-johnsons-10-point-plan-successful-brexit/

Ha! Die werden erstmal ihre eigenen Leute aus der Brexit-Armut holen müssen, bevor sie den Welthunger abschaffen können.
Aber wahrscheinlich wird sich der gute Boris vorher in den USA absetzen und Farage nach Deutschland, da die in die Massenarbeitslosigkeit getriebenen Bauern und Arbeiter die beiden mit Fackeln und Mistgabeln über die weißen Klippen Dovers jagen wollen wird.

@Vltor

Ich dachte zunächst, der Artikel sei als Satire gemeint gewesen.

Boris Johnson ist nicht normal. Er sollte sich mal in der geschlossenen Anstalt untersuchen lassen.

BoJo verschweigt, dass das UK bereits vor dem Referendum einen special deal erreicht hat, um die Tamponsteuer (aktuell zur reduzierten Rate von 5 %) noch vor dem Austritt abzuschaffen.

http://www.bbc.co.uk/news/uk-politics-35834142

Außerdem gibt es bei Steuerdumping keinen Vertrag mit der EU, Punkt 2 und 4 oben widersprechen sich also.

Anaximander schrieb:Ich dachte zunächst, der Artikel sei als Satire gemeint gewesen.

Mein erster Gedanke als ist das las war, selbst Sacha Baron Cohen hätte das nicht besser schreiben können. :)

@Philipp

Dann auch so Sachen, wie Punkt 7:

Brexit will be a success

“This country will succeed in our new national enterprise, and will succeed mightily.”

Einige Analysten glauben, er will sich für Anfang Oktober als Gegenkandidat ins Rennen bringen.

Man kann es auch so sehen, dass er immer dann absurde Vorschläge raushaut, wenn er sowas gerade nicht anstrebt, damit sich bei einigen die Legende verfestigt, mit diesem Optimismus wäre der Brexit ein Erfolg gewesen, hätte man ihn nicht verhindert. Er setzt sich von den anderen ab, indem er keine Übergangsperiode anstreben will.

Die Gefahr ist, dass die Jünger ihm, wie beim Referendum, nachlaufen.

Mittlerweile greifen auch die deutschen Medien die Intervention auf:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/boris-johnson-legt-brexit-vision-vor-a-1168008.html

Außerdem hat Borat Johnson den vollständigen Text (im Torygraph hinter einer Paywall), der deutlich nationalistisch angehaucht ist und in dem er auch auf einen eigenen Führungsanspruch eingeht, auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht:

When you go to the British museum you visit the world’s greatest thesaurus of global culture, and a place that attracts more visitors than the entire tourist industry of ten other EU countries that I will not mention; and don’t you tell me that we are turning our backs on the world. It is not physically or emotionally possible.

I was proud to be mayor of the greatest city on earth, and I believe we can be the greatest country on earth. Indeed a recent estimate by the Henry Jackson Society [neokonservativer Britischer thinktank] just this month made a tally of the various nations’ political, economic and cultural throw-weight, and concluded that with the second biggest contribution to Nato, with our forces deployed around the world, with our bankers our chefs our scientists our poets and yes our diplomats Britain at the beginning of the 21st century was the second greatest power on earth after America.

And since I regard the United States as one of the finest ideological and cultural creations of this country – even if involuntarily – I am prepared to live with that assessment.

Da kann man einfach nichts mehr zu sagen, der totale Realitätsverlust.

Die Henry Jackson Foundation hat "data regarding British military strength, technological prowess and cultural prestige" analysiert. Aber warum hebt Johnson die Bedeutung der britischen Küche hervor? Wird diese international geteilt?

Der Text enthält noch andere interessante Details:

And Britain’s success will not be a bad thing for a friends across the channel. On the contrary, it will mean a bigger market in the UK for everything from Italian cars to German wine.

Normalerweise müsste es heißen deutsche Autos und Italienischer (Perl)wein (Prosecco). Fiat würde ja nicht für den großartigen Erfolg des Brexit stehen, die Luxusautos sind keine Massenware. Deutschen Wein trinkt im UK niemand, auch nicht den Weißwein.

Hat er den 4000-Wörter-Text im Drogenrausch geschrieben?

Er geht hier auch erstmals auf das Problem ein, dass die europäischen Lieferketten für die britische Autoindustrie wegfallen, und somit Millionen Stellen wegfallen. Er schlägt vor, den traditionellen Automarkt durch Roboterautos zu ersetzen:

In the next 20 years I believe traditional car companies will vanish as we switch to automated vehicles. Millions of jobs will go, and millions of new jobs will be created. Traditional supply chains will be disrupted, and new supply chains will be created.

Anders als Guttenberg hat Johnson den Text selbst verfasst, wie man an den klassischen Wendungen sieht:

We are not going to dismantle the corpus of EU law on exit.

Es ist unfassbar.

Hier wird Boris Johnson zu seinem Kokain-Konsum befragt:

if he can't do this right how can he run a c'untry

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Aber was heißt "a long time ago"? halbe Stunde?

Boris Johnson hat öffentlich bestätigt, dass er bereits als 19-Jähriger Kokain konsumiert hat, nachdem er zuvor Cannabis geraucht hat. Soweit ich sehe, hat er nichts über andauernden Konsum gesagt, er sagt aber, dass er nicht möchte, dass seine Kinder Drogen nehmen.

In dem Video oben erscheinen die Pupillen vergrößert, die Augenbewegungen ungewöhnlich.

Auf diesem Bild wirkt er verkatert:



War seine Reise letzte Woche zu dem Hurrikan-Gebiet zu anstrengend?



Wollte er sich Ende der Woche entspannen? Hat er auf Nachtruhe verzichtet, einen Text verfasst, in dem er sich als größer und klüger als Barack Obama und den Erzbischof von Canterbury beschreibt? Erschien es zu der Zeit eine gute Idee, den Text an die Zeitung zu schicken?

Auch innerhalb der Tory-Partei scheint es Besorgnis über den Lebensstil von Boris Johnson zu geben. So erteilte die Innenministerin, Amber Rudd, den Ambitionen von Boris auf 10 Downing bereits vor dem Referendum eine Absage:

And from Boris well he’s the life and soul of the party, but he’s not the man you want driving you home at the end of the evening. This is a very serious choice we have to make.

Möglicherweise hat man Druck gemacht, dass er von sich aus auf eine Kandidatur verzichtet.



Was wäre, wenn er die Stimme hört: "Boris, du bist der Größte, wenn du diesen Knopf drückst".

Der leitende Staatssekretär im Brexit-Department ist wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Brexit-Minister David Davis zurückgetreten.

https://www.standard.co.uk/news/uk/brexit-chaos-as-top-official-oliver-robbins-quits-after-one-year-in-the-job-a3637166.html

Trotz zahlreicher Rücktrittsforderungen und der Gegenrechnung des Institute for Fiscal Studies (IFS), dass der Brexit im Gegenteil der Staatskasse 350 Millionen Pfund pro Woche kosten wird, bereichert Maybot einmal mehr das Phrasenschwein: "Boris is Boris".

Und warum überhaupt Theresa May, die Pfarrerstochter?

Was ist mit George Osborne, dem Kumpanen von Cameron und Johnston aus Bullingdon-Zeiten, der Theresa May kleingehackt in seinem Gefrierschrank aufbewahren möchte?



Hat er mit Johnston zu viel Party gemacht?



Was genau ist die Rolle von Mistress Pain?

Es wird allgemein so verstanden, dass das Brexit-Referendum zurückgeht auf interne Streitigkeiten im Kabinett Cameron. Diese wiederum könnten bereits auf Jugenderfahrungen zurückgehen:

His confession will also put pressure on his party leader, David Cameron - Johnson's friend from their time together at Eton school and Oxford University - to come clean about his own drug use.

When quizzed about drugs, Cameron has always maintained he had "normal student experience". He has failed to deny claims in a biography he had come close to being expelled for using cannabis at Eton.

Last year, virtually the entire cabinet admitted they had smoked cannabis after the home secretary, Jacqui Smith, revealed that she had experimented with it as a youngster.

Everyone from Hilary Benn to Lords leader Lady Ashton confessed to having dabbled with the drug.

The only minister who refused to comment at the time was the then-culture secretary, James Purnell.

Gut in dieses Bild passt auch das Image von Theresa May als männerdominierende Power-Frau:



Was kann mit diesem Kabinett bei den Verhandlungen schon schiefgehen?

Laut Informationen der Financial Times will Theresa May am Freitag in Florenz lediglich 20 Mrd Euro anbieten, dies soll das MFF bis 2020 abdecken:

http://www.independent.co.uk/news/uk/politics/brexit-theresa-may-divorce-bill-20bn-euros-short-term-payment-boris-johnson-olly-robbins-a7956431.html

Immerhin war dies der Betrag, der bei der letzten Verhandlungsrunde bestritten wurde.