Für ihre Rede morgen in Florenz hat sich die protestantische Pfarrerstochter Theresa May die katholische Kirche Santa Maria Novella ausgesucht. Sie ist vor allem dadurch bekannt, dass Galileo Galilei in ihr erstmal der Ketzerei überführt wurde, als er behauptete, die Erde würde sich um die Sonne drehen. Ein Statement über die künftige Bedeutung des Global Britain und seines Verhältnisses zu der EU?
EU-Beamte werden nicht dabei sein. Theresa May hat eine Rede vor dem EU-Parlament abgelehnt. Anwesend sein werden aber Tory-Politiker und die Trinität der Brexiteers, Philip Hammond, David Davis und Boris Johnson.
Der als Vertreter eines soft Brexits und Verbleibes im Binnenmarkt geltende Philip Hammond wird wenig darüber erfreut sein, dass ein Fresco von Filippino Lippi die Kreuzigung des Apostel Philip darstellt.
Original anzeigen (0,2 MB)Dem Apostel Philip, so ein weiteres Fresco, ist es zuvor allerdings gelungen, den Drachen aus dem Tempel von Hieropolis zu vertreiben.
Original anzeigen (0,2 MB)Laut dem unkanonischen Evangelium des Philip ist es dem Apostel somit auch gelungen, die Frau des römischen Statthalters in Hieropolis von seinen Ansichten zu überzeugen. Noch während der Kreuzigung soll er weiterhin seine Ansichten verbreitet haben.
In einem weiteren Fresco erweckt der Apostel John(son) die von Andronicus verführte Edelfrau Drusiana wieder zum Leben, nachdem er die Schlange der Sünde von ihr vertrieben hat.
Original anzeigen (0,2 MB)David (Davis), der den Goliath besiegt hat (und der einen harten Brexit möchte), sitzt dagegen zur Rechten des Thomas von Aquinas in dessen Triumphfresco (zweiter von links, mit Harfe).
Original anzeigen (0,2 MB)Thomas von Aquinas kommt das historische Verdienst zu, die katholische Kirche erstmals in ihrer Geschichte von der Vereinbarkeit der wissenschaftlichen Sichtweise des Aristoteles mit der biblischen Wahrheit überzeugt zu haben. Er gilt somit als Leitbild und Vorreiter eines aufgeklärten und fortschittlichen Europas.
Theresa May wird mit ihrer Rede von 5000 Wörtern das Essay des Boris Johnson auch vom Umfang her übertreffen. Journalisten berichten übereinstimmend über die Rede, deren Inhalt streng geheim ist, dass sie ein "open and generous offer" vorlegen will. Das UK bietet der EU für maximal zwei Jahre eine Übergangsperiode an, während dieser Zeit sollen die im mehrjährigen Finanzrahmen zugesagten Verpflichtungen bis 2020 erfüllt werden. Im Gegenzug will das UK im Gemeinsamen Markt bleiben, nach Möglichkeit auch in der Zollunion, während dieser Zeit aber Handelsverträge mit Drittstaaten verhandeln und unterzeichnen können. Für die Zeit danach möchte Theresa May eine "tiefe und besondere Partnerschaft", welche die Vorteil des Gemeinsamen Marktes (wie Norwegen) mit den Freiheiten eines Drittstaates (wie Kanada) vereinigt.
Barnier, der für die Florenz-Rede nicht bleiben will, hat bereits heute im italienischen Parlament das UK aufgefordert, bis nächste Woche vernünftige Vorschläge zu der Bürgerrechts-Frage, den finanziellen Verpflichtungen und der nordirischen Grenze vorzulegen. Eine Übergangsperiode sei nur möglich, wenn es zu einer Übereinkunft komme, und würde alle bestehenden Verpflichtungen umfassen. Mögliche Modelle für das künftige Vertragswerk könnten ein Freihandelsvertrag (wie mit Kanda) oder eine EWR-Mitgliedschaft (wie mit Norwegen), inklusive aller damit verbundenen Regeln, sein, aber keine Kombination.
Französische Spaßbremse? Oder doch eher die Schlange der Sünde?