@Fuchs76 Fuchs76 schrieb:Gerne wird doch mit Begriffen wie Freiheit und Grundrechten arguemntiert. Wieso sollten die nicht auch für muslimische Lehrkräfte gelten? Ich bin mir sicher, dass Verfassungsgericht hat ausreichend bedacht welche Konsequenzen ihr Urteil haben wird. Offensichtilch kommen sie nach einer Güterabwegung zum Schluss, dass eine Lösung mit Kopftuch tragbar ist in der demokratischen Gesellschaft Deutschlands.
Klar hat das Bundesverfassungsgericht eine Güterabwägung vorgenommen.
Dem schließe ich mich jedoch nicht an, eine Einschätzung lautet anders. Natürlich habe ich keine Weisungsbefugnis, klar
:DMan muss sich vor Augen führen, dass staatliche Schulen ein anderer Rahmen sind, als das alltägliche, private Leben (an dieser Stelle fällt es auch ins Private, wenn man sich in seiner Freizeit in bestimmten Kleidungen öffentlich bewegt).
Die Schule sollte meinem Verständnis nach ein Ort sein, wo Kinder neben grundlegenden Fertigkeiten und grundlegendem Wissen auch Werte lernen bezüglich des Respekts vor anderen Menschen, der Wertschätzung von Grundrechten, Grundfreiheiten, Achtung anderer Ethnien, Religionen und Geschlechter, humanistische Werte...
Es sollte keine Beeinflussung hinsichtlich einer Abwertung anderer Menschen geben.
Ich denke, es existiert nachweislich mindestens in einigen Städten und Stadtteilen, ich habe Schulen in Hamburg-Mümmelmannsberg als Beispiel genannt, Probleme mit fundamentalistisch eingestellten Muslimen. Sowohl Schülern, als auch Eltern.
Diese lehnen genannte Grundwerte ab und sie stehen für eine Ideologie, in der Frauen unterwürfig gegen Männer generell zu sein haben, weil Männer grundsätzlich als besser angenommen werden.
Ein sichtbares Zeichen für diese Einstellung stellt das Kopftuch dar. Frauen zeigen damit (obwohl das Kleidungsstück an sich nicht ,,islamische Vorschrift" ist, nur die Bedeckung ist Vorschrift):,,Ich sehe mich als Muslima".
Wenn sie sich als Muslima sieht, heisst das auch, dass sie mit grundlegenden Inhalten des Islam konform geht.
In einem aufgeklärten Umfeld, gleich welcher Religion, mag das unproblematisch sein, weil die Menschen dort begreifen, dass die Lehrerin ihr Kleidungsstück als persönliches Statement nutzt.
In einem Umfeld, dass von traditionellem, strengem Islam geprägt ist, fühlen sich aber meiner Ansicht nach die Vertreter dieser Ideologie bestätigt, sie sehen nicht, dass die Frau das freiwillig tut, weil die Lehrerin sich mit positiven Inhalten des Islams identifiziert, sondern die Fundamentalisten betrachten das Kopftuch als Zeichen, dass sich die Lehrerin ihrem Verständnis des Islams unterwirft.
Ich denke, dieses Verständnis sollte den Kindern in der Schule nicht vorgelebt werden.
In der Schule sollen sie unter anderem die Gleichberechtigung von Frauen und Männern lernen, Respekt vor anderen Ethnien und Religionen.
Fuchs76 schrieb:Mal abgesehen davon, dass ein Individuum in keinem Fall in einer Demokratie alleine entscheidet, was begrüssens- und wünschenswert ist, aber dieses Totschlagargument mit dem "können sie ja woanders hingehen" mag ich eigentlich nicht mehr lesen.
Ich sehe das nicht als Totschlagargument, sondern als Standortdefinition.
Ich sehe eine Tendenz in Deutschland, jedenfalls in politisch linken und alternativen Szenen, eine überfreundliche, alles akzeptierende Haltung zu entwickeln in der Hoffnung, dann würde das Zusammenleben mit etwas gutem Willen schon klappen. Mag es ideologische Verblendung sein oder mag es die Erfahrung früherer Jahrzehnte sein von zu viel Autoritarismus in Politik und Gesellschaft, ich finde das nicht korrekt.
Sondern man steuert auf eine Wertelosigkeit und den Verlust von Konfliktfähigkeit zu.
In einem modernen und multikulturellen Deutschland müssen sich auch die Deutschen verändern und anpassen.
Das trifft auch auf mich zu, das ist mir völlig klar und ich habe damit kein grundsätzliches Problem, sondern bin zu Veränderungen und Akzeptanz bereit.
Denn für mich haben die Inhalte des Grundgesetzes immensen Wert. Ich sehe es als die Grundlage eines weitgehend friedlichen und erfolgreichen Zusammenlebens in diesem Land auf einem hohen, zivilisatorischen Niveau an. Und möchte gerne, dass es so bleibt, mit Humanismus und allem.
Genau aus diesem Grund weise ich aber klar darauf hin: Wenn wir wollen, dass derartige Grundfesten erhalten bleiben, dann müssen sie auch verteidigt werden!
Dann dürfen die Grundlagen unserer Gesellschaft nicht immer weiter verwässert werden, nur damit sich einige (potenzielle) Neumitglieder der Gesellschaft wohler fühlen.
Gleichberechtigung halte ich für nicht verhandelbar, Religionsfreiheit halte ich für nicht verhandelbar, Trennung von Staat und Kirche, körperliche Unversehrtheit etc. ebenfalls nicht.
Diese Dinge sind es aber, die ich eindeutig bedroht sehe durch islamistische Ideologien.
Zahllose gute, anständige Muslime beweisen, dass es für sie kein Problem ist, in Deutschland zu leben, sich an die hier geltenden Gesetze und Grundregeln zu halten und trotzdem ihren Glauben zu haben und zu leben.
Wer jedoch eine streng traditionelle, islamistische Ideologie pflegen UND die Annehmlichkeiten Deutschlands nutzen will, hat ein Problem. Nur eines von beiden geht.
Falls ihm diese Ideologien wichtiger sind, dann steht es ihm frei, zu gehen.
Die deutsche Gesellschaft sollte zu ihren Werten, zu guten Werten, stehen, anstatt sie zu verwässern, damit sich auch Islamisten wohl fühlen.
Mich interessiert das Wohlbefinden von Islamisten nicht.
Mich interessiert ein möglichst friedliches, positives Zusammenleben der Menschen in Deutschland unabhängig von Religion, Herkunft und Ethnie.
Das ist nur gegeben, wenn wir an unseren Grundwerten festhalten und fundamentalistischen Ideologien keinen Halt geben.
Fuchs76 schrieb:Ich selber hab mehrmals neben türkischen Familien gewohnt. Familien mit Kopftuchträgerinnen und solche ohne. Ironischerweise konnten mir alle in die Augen blicken ;).
Na was du nicht sagst.
Wahrscheinlich hast du aber auch nicht rumgepoltert und gebrüllt, was sich die Frau erlaube, dem kleinen Sohn einen Verweis zu erteilen oder das Handy wegzunehmen, sie solle sich sofort entschuldigen, sie habe als Frau gar nichts zu sagen und dich nur respektvoll abgewandt anzusprechen, du wollest sofort den Direktor sehen oder es knalle gleich...
:DDu bist ja auch kein fundamentalistischer Muslim, nehme ich mal an.
Und auch ganz normale, anständige Menschen mit muslimischem Hintergrund machen sowas nicht, wenn sie ein Gespräch mit einer Lehrerin haben.
Fuchs76 schrieb:So viel nochmals zum Thema Kopftuch und Kultur... hüstel.
Na herzlichen Glückwunsch, hoffentlich hast du nicht zu viel Zeit verplempert, um das rauszusuchen
:DDer Raum des Gebets ist ein Raum abseits des normalen, alltäglichen Lebens, dass da besondere Kleidungsvorschriften gelten, ist in keinster Weise ungewöhnlich oder einzigartig für eine Religion.
Die Schule aber ist ein ganz anderer Raum, gerade Lehrer sollen hier nicht nur machen, was sie wollen, sondern den Schülern Grundwerte der Gesellschaft beibringen.
Was glaubst du denn, warum es Fächer wie ,,Politik", ,,Sachkunde", ,,Werte und Normen" gibt oder warum man im Fach Deutsch Bücher liest, die das Miteinander in er Gesellschaft propagieren?
Dass Kopftücher auch ganz einfach Modeaccessoires waren/sind, ist ebenso klar.
Entscheidend ist der Rahmen.
Am besten zeigt sich die Bedeutung des Rahmens für die Interpretation und Konnotation von Kleidungs- und Schmuckstücken im Bereich der historischen Bildung und der Kunst:
Du darfst in einem Theaterstück oder in einer Aufführung zur geschichtlichen Bildung SS-Uniformen mit Hakenkreuzbinde tragen, kein Thema. In DIESEM Rahmen!
Wenn du so auf der Straße rumlaufen würdest, in einem ANDEREN Rahmen, würdest du eine Anzeige und Gerichtsverhandlung samt Strafe erhalten.
Das muss doch klar sein, dass der Rahmen Schule und der Rahmen Privatleben zwei unterschiedliche Dinge sind, weshalb auch religiöse Statements unterschiedlich behandelt werden müssen.
In der Schule sind Lehrer nicht nur Privatpersonen, sondern Repräsentanten des Staates und seiner Werte.