Ich habe überlegt mich hier zu beteiligen, aber ich bin mir nicht so ganz sicher, was hier eigentlich Thema ist bzw. wie der Sprachgebrauch ist. Oje, das wird ein längerer Text ohne viel Neues zu berichten.
:D
Mir fällt es schwer etwas zu dem Thema zu schreiben, weil mir der Bezug mancher Beiträge nicht klar ist. Ich habe die letzten Seiten gelesen und auch das Startpost und bin mir gerade nicht sicher, welcher Krieg bzw Kriegsteil hier genau diskutiert wird.
Wir haben den abgeschlossenen Coup auf der Krim von 2014. Dann haben wir den assymetrischen Krieg, seit ca. 2014, wo Russland die Separatisten unterstützt hat. Beides schon im Startpost ausführlich dargelegt. Jetzt haben wird die seit Februar 22 laufende Kampagne des konventionellen Kriegs, bei dem die reguläre russische Armee auf breiter Front die Ukraine angegriffen hat und gegen Mitte/Ende 2022 + 2023 zurückgedrängt wurde.
Man kann natürlich sagen, dass das alles ein und dasselbe ist, aber dann verschiebt man den Bewertungsmaßstab. Siehe unten.
Der Coup und die anschließende Annektion der Krim 2014 war für Russland erfolgreich.
Der assymetrische Krieg in der Ostukraine war mäßig erfolgreich für Russland, weil sie so eine Art Puffergebiet geschaffen haben, aber keine Abtrennung. Der assymetrische Krieg in der Ostukraine (Luhansk, Donetzk) ging im Westen irgendwie nicht so recht ins Bewusstsein über, doch da kämpften Separatisten gegen die ukrainische Armee und die von den Separatisten besetzen Gebiete und die umkämpften Plätze sind/waren eine Art Outlawzone im assymetrischen und jetzt konventionellen Krieg. Das hat Russland im jetzigen konventionellen Krieg in der Form gelöst, dass sie mit der regulären Armee dort drüber sind und aus Propagandagründen einfach mal die Gebiete offiziell anerkannt haben. Insofern ging dieser assymetrische Krieg in den jetzigen konventionelle Krieg über. Die – aus Sicht Russlands - Notwendigkeit des konventionellen Kriegs spricht aber doch eher dafür, dass der assymetrische Krieg in Donetz und Luhansk kein durchschlagender Erfolg war.
Das ist wichtig, weil man sonst die Bewertungen der anderen User falsch einordnen könnte. Es wurde z.B. in der Öffentlichkeit immer wieder kritisiert, dass der Kanzler davon sprach, dass Russland nicht gewinnen darf, aber er nicht vom Sieg der Ukraine sprach. Die Frage ist nämlich, welchen Bewertungsmaßstab man beim jetzigen konventionellen Krieg ab 2022 anlegt. Wenn man von vor 2014 ausgeht, dann ist Russland in dem Sinne erfolgreich, weil sie die Krim haben und einen kleinen Teil der Ostukraine halten. Wenn man dagegen berücksichtigt, dass die Krim schon seit 10 Jahren bei Russland ist – die war bis 2022 nicht einmal umkämpft - und der kleine Teil der Ostukraine auch schon lange unter russischem Einfluß war, dann hat Russland in seiner seit 2022 laufenden Kampagne kaum etwas erreicht. Je nach Bewerungsmaßstab könnte man es sogar als russische Niederlage bezeichnen.
Umgekehrt stellt sich die Frage, welche Erwartungshaltung man an die Ukraine hat und bereit ist deren Erfolge anzuerkennen, besonders wenn man damit weitere Waffenlieferungen verknüpft. Falls man da 2022 als Maßstab nimmt, dann ist die Ukraine erfolgreich und hat Russland weitesgehend zurückgeschlagen. Wenn man dagegen erwartet, dass die Ukraine die seit 10 Jahren in russischer Hand befindliche – und vermutlich gesicherte - Krim nebenbei zurückerobert, dann rückt ein Sieg der Ukraine wieder weiter weg.