Kammerspiel schrieb:Mal überlegen. Das letzte Mal hat einer beider Staaten noch keinen fehlgeschlagenen Angriffskrieg geführt. Vielleicht sorgt das ja für eine Ausgangslage die sich zumindest latent unterscheidet zu vorherigen Abkommen.
Ah, da stellt sich natürlich sofort die Frage, ab wann denn der Angriffskrieg als fehlgeschlagen gilt, und ob man erwarten darf, dass der Betroffene das auch begreift und ob sich daraus ein entsprechender Lerneffekt einstellt. Die Geschichte sagt nein.
Kammerspiel schrieb:So oder so war das nicht mein Punkt, obgleich du ihn jetzt zu meinem machtest. Mein Punkt war, dass mir egal ist, wer stirbt, es sollen möglichst wenige sein. Wenn du inhaltlich an dieser Position nichts auszusetzen hast - wie du dankenswerterweise einräumst - verstehe ich die Eröffnung des Nebenkriegschauplatzes leider gar nicht.
Naja, das liegt nicht an deiner Position, sich möglichst wenig verlorene Menschenleben zu wünschen, an der nun wirklich nichts auszusetzen ist. Aber wünschen kann man sich viel.
Was mich mehr stört, ist der Gedanke, dass ein sofortiger Waffenstillstand zu diesem Ziel führen müsste. Ja, für den Moment muss dann vielleicht keiner mehr sterben, aber die Zeit bleibt ja nicht stehen.
Also wünschen kann man sich viel, und wir hier, die ja nicht wirklich etwas Weltbewegendes zu entscheiden haben, sowieso. Aber die Politiker, die wir wählen, um für uns diese Entscheidungen zu treffen, müssen sich mit Realitäten auseinandersetzen und damit leben, dass ihre Entscheidungen auch noch das Leben von Generationen nach ihnen beinflusst. Oder ihren Tod.
Herr Selenskiy also, dem von gewisser Seite immer nahegelegt wird, er möge sich doch auf Verhandlungen mit dem Aggressor einlassen, und einen Waffenstillstand vereinbaren, muss abwägen, ob er dann nicht zukünftige Ukrainer dafür opfert, um jetzt Ukrainer zu retten und nebenbei eine Menge Russen.
Nun, die Zukunft kann keiner voraussagen, und hinterher ist man immer schlauer. Deswegen schaen wir auf das Hinterher geschichtlicher Ereignisse, um daraus zu lernen. Und die lehrt uns, dass ein Mensch wie Putin, seine Ambitionen nicht deswegen aufgibt, nur weil er zu einem unvorteilhaften Waffenstillstand gezwungen war. Eher im Gegenteil, so etwas fördert den Revanchismus in der betroffenen Gesellschaft.
Deswegen kann es zu unwirschen Reaktion kommen, wenn etwas zu vage über einen Waffenstillstand fabuliert wird, wie es Typen wie Wagenknecht, Schwarzer und Co. gemeinhin tun. Da fragt man dann gerne nach, wie den die Detailvereinbarungen aussehen müssen, so dass zukünftigem Ärger vorgebeugt ist. Da heißt es dann bei oben beschriebenen Personenkreis auf Nachfrage üblicherweise immer, das müsse dann die Ukraine entscheiden. Da wäre es dann besser, gleich zu schweigen.
Kammerspiel schrieb:Warum sollte es nicht?
Das sagt die Erfahrung.