Eya schrieb:Was ist an diesem Exit- Plan so verführerisch? Wieso sind nicht alle jungen Leute anfällig für Extremismus, wenn sie zB das gleiche Schicksal teilen.
Das ist mir auch schleierhaft. Ich kann ja viel nachvollziehen, aber einer Ideologie anzuhängen, die auf Mord und Vernichtung eines Gegners aufbaut, das werde nie verstehen (das gilt für alle gewaltverherrlichenden Ideologien).
Sehr viel hat wohl mit dem zu tun, was wir heute "Identität" nennen. Das vorher sinnlos erscheine Dasein bekommt einen Zweck, eine Ordnung und ein Versprechen. Da sind Jugendarbeitslosigkeit und materielle Not nur eine von vielen Ursachen. Das Gefühl von Unterdrückung, Mariginalisierung, Bedeutungslosigkeit führt eben in Nationalismus oder Fanatismus, je nachdem, was identitätsstiftender ist.
Eya schrieb:ehmen wir den Attentäter aus Wien. Ein junger Mann der sich in seiner Jugend intensiv mit dem Islam auseinander setzte und in einer Moschee radikalisierte. Er nahm vier unschuldigen Seelen das Leben, bevor er gerichtet wurde.
"Home-grown"-terrorists wie der Wiener Attentäter haben vermutlich eine vergleichbare Motivation wie ihre "Brüder" in muslimischen Ländern, hier eher entstanden aus einer Identitätskrise denn aus materieller Not. Psychische Faktoren schlagen bei hier aufgewachsenen Tätern meiner Ansicht nach stärker zu Buche, so dass bei genauerem Hinsehen die Grenzen zwischen terroristischen Anschlag und Amoklauf verschwimmen können.
Bemerkenswert finde ich, dass diese Islamisten häufig keinen islamistischen familiären Background haben, sondern sich "autonom" radikalisieren. Dabei spielt das Internet eine immer größere Rolle, wobei Moscheen, Prediger und Gruppen vor Ort für den Radikalisierungsprozess nicht mehr so bedeutend sind. Das erschwert es, die Betreffenden aufzuspüren.
https://www.tagesschau.de/ausland/wien-anschlag-103.htmlEya schrieb:Wie kommt es dass ein 11. Jähriger einer Lehrerin mit Enthauptung droht - mitten in Deutschland wohlgemerkt - wobei man in Deutschland noch eher Perspektiven hat (perfekt ist es natürlich nirgends).
Gut, der 11jährige hat sich mittlerweile entschuldigt und er wird hoffentlich eingesehen haben, dass es Käse war, was er da verzapft. Da muss kein islamistischer Hintergrund bestehen (kann aber, wobei ich dann eher nach dem älteren Bruder fragen würde).
Ansonsten gilt auch hier: Radikalisierungsprozesse und Gewaltbereitschaft hängen eng mit einem gestörten Selbstverständnis zusammen. Verzeihe mir den erneuten Vergleich: Aber nur ein Land, das sich von einem verlorenen Krieg, einem als ungerecht empfundenen Frieden und schließlich von einer gewaltigen Wirtschaftskrise ins Elend gestürzt sah und nach "nationaler Erneuerung" gierte, konnte einer Ideologie wie dem Nationalsozialismus verfallen. Hier - mit anderem kulturellem Background - ist es der Islamismus, der individuelle und globale Erneuerung verspricht - oder jedenfalls den heldenhaften Abwehrkampf gegen die "Gottlosigkeit". Mit Paradiesgarantie.