Glünggi schrieb:Wir hatten eine Katholische Kirche die die alleinige Deutungshoheit über die Auslegung der Schrift proklamierte.
Der Buchdruck und die Uminterpretation der Schrift und auch der Krieg gegen die Muslime, ermöglichten bei uns eine Reformation und das Ende des katholischen Monopols. Und durch den Fall des katholischen Monopols wurde ja auch erst der Weg für die Aufklärung frei.
Erst da bildeten sich Konfessionen heraus.
Der Islam ist aber schon zersplittert. Die Uma spricht nicht für alle Muslime.
Es existieren schon unterschiedliche Interpretationen der Schrift.
Es gibt die Hoffnung, dass das Internet die Wirkung des Buchdrucks beim Islam erreicht. Nur leider bietet das Internet eben nicht nur eine Plattform für Ungläubige.
Was die unterschiedlichen Interpretationen der Schrift angeht, sollte man sich erstmal im klaren darüber sein, wo die Unterschiede liegen. Ist aber eine Mammutaufgabe.
Optimist schrieb:Der politische Islam (von dem hier manchmal schon die Rede war), der will im Gegenteil munter mitmischen in der Politk.
Sieht man auch schon alleine am Erdo.
Wie definiert man eigentlich den politischen Islam? Das ist in meinen Augen wieder nur so ein Hilfsbegriff, um sich vor Verallgemeinerungen drücken zu können. Der Islam ist in der heutigen Form totalitär. Das war er bereits kurze Zeit nach seiner Entstehung. Da gibt es keine Instanz darüber. Er war schon ziemlich früh in seiner Entstehungsgeschichte politisch. Das ist auch hinlänglich bekannt. Auch gab es keinen Papst, der die Könige zu Kaisern gekrönt hat. Vielleicht liegt es auch mit daran, warum es mit der Trennung von Staat und Religion im Orient nicht funktioniert.
Bishamon schrieb:wie soll das gelingen? vieles basiert doch gerade darauf?
Das ist eine schwierige Aufgabe. Dazu müsste man sich auf einer viel höheren und "abstrakteren" Ebene mit seinem Glauben auseinandersetzen. Den Glauben mit einer Prise Philosophie vermengen. Es gab mal so einen Zeitabschnitt im islamischem Kulturraum.
In D scheint es doch auch bei den Christen zu funktionieren. Als negativ Beispiel kann man auch die christlichen Fundis aus den USA anführen. Einige von ihnen sind anscheinend auch bereit Menschen für ihre Überzeugungen zu töten, z.B. Abtreibungsärzte. Interessant wäre auch der Zusammenhang zwischen christlichen Fundis in den Usa und den Kriegen der Usa.
Bishamon schrieb:wie ernst nimmt man das wirklich in der Türkei?
ist doch nicht das erste mal ...
Die Anhänger Erdogans nehmen es schon sehr ernst. Die oppositionellen Türken fallen darauf eher nicht rein.
Optimist schrieb:die Frage ist, wie ernst nehmen es manche Türken hierzulande? (vor allem die Erdo-Jünger?)
Die Erdo-Jünger hierzulande nehmen es auch ernst und das nicht seit den letzten Äußerungen von Erdogan.
Bishamon schrieb:vielleicht ist eine milde Form von Kemal Atatürk die einzige Möglichkeit, dies ebenfalls zu erreichen.
Der Zug ist wahrscheinlich abgefahren. Die Kemalisten der Türkei waren nicht in der Lage die Ideologie weiterzuentwickeln bzw. demokratischer zu gestalten. Im Endeffekt haben die Nachfolger Atatürks daraus auch nur eine dogmatische Ideologie gemacht und die Erdogan-Regierung hat sehr viel Hass gegen Atatürk in der Bevölkerung geschürt.