Gewinnt der islamistische Terrorismus?
04.07.2016 um 17:10Anders als zu den Attentaten in Irak oder Europa etc., stellt sich IS nicht als Drahtzieher von Attentaten in Türkei.
Gründe dazu
In der Vergangenheit hat sich der IS nie besonders lautstark zu Anschlägen in der Türkei geäußert, die der Terrormiliz zugeschrieben werden. Im Gegensatz dazu übernimmt der IS bei vielen anderen Anschlägen immer relativ zeitnah die Verantwortung. Wieso nicht in der Türkei?http://www.dw.com/de/steinberg-is-sch%C3%BCrt-innenpolitische-konflikte-in-der-t%C3%BCrkei/a-19369473
Ich denke, dass dieses Schweigen zwei Gründe hat. Zum Einen hat der IS in den Jahren 2012-2015 enorm davon profitiert, dass die Türkei seine Präsenz auf türkischem Boden geduldet hat. Die Türkei war ein wichtiges Rückzugsgebiet, aber auch der Ort, wo Logistik und Nachschub abgewickelt wurden. Heute geht die Türkei zwar effektiver und aggressiver gegen den IS vor, aber es gibt diese Bindungen immer noch. Wahrscheinlich möchte der IS die türkische Regierung nicht Übergebühr provozieren. Der zweite Grund dürfte sein, dass der IS versucht, in der Türkei innenpolitische Konflikte zu schüren. In der Vergangenheit haben türkische Politiker häufig nach Anschlägen des IS zunächst - wahrscheinlich wider besseren Wissens - die PKK verantwortlich gemacht. Das hat zu einer enormen Zunahme von Spannungen zwischen den Kurden und der Regierung geführt.
Warum lässt die Türkei das zu?
Die Türkei befindet sich, nach Ansicht ihrer Regierung, in einem Zweifrontenkrieg - einerseits gegen den IS, andererseits gegen die kurdische PKK. Die türkische Regierung hat sich im Sommer 2015 entschlossen, den Friedensprozess mit der PKK zu beenden und stattdessen auf eine militärische Lösung zu setzen. Die Bekämpfung der PKK ist absolute Priorität. Diese Ausgangslage macht es für den IS erst möglich, innenpolitische Konflikte zu schüren. Es liegt in der Hand der türkischen Regierung, das zu ändern, indem sie den Friedensprozess mit den Kurden wieder aufnimmt.