Karakachanka schrieb:Mag sein, ich nehme das falsch wahr. Meine Wahrnehmung ist, dass durchaus gemacht wird, was Putin sagt und entscheidet. Und da wenige (oder sogar keine) nennenswert mit reinreden.
Und schon gar nicht, wenn sie anderer Meinung als Putin sind.
Siehst du das anders oder nimmst es anders wahr?
Putin ist eine PR-Figur. Daran ist so gut wie nichts echt. Es nützt nichts sich daran abzuarbeiten. Wie viel Macht Putin, bzw der echte Mann hinter der Maske, nun wirklich hat wissen wir schlicht nicht. Das andere Personen, wie z.B. Patruschew oder Djumin, durchaus einen Teil der Strategie vorgeben, ist auch kein Geheimnis. Wie die Machtverteilung im Einzelnen aussieht wissen aber nicht mal die Russlandexperten.
Karakachanka schrieb:Sehe ich anders. Putin regiert nun einmal Russland im Moment. Von daher: mit wem soll man sich auseinander setzen, wenn nicht mit ihm?
Im weiteren Sinn mit den Silowiki, also v.a. mit den Vertretern des Sicherheitsapparates. Also Leute die Patruschew, Djumin, Oreschkin, Gerassimow und wahrscheinlich auch noch Shoigu. Aber auch da würde die Konzentration auf Charakter, Moral, Lebenswandel, usw, der einzelnen Personen wenig bringen. Es würde auch keinen Sinn machen sich nun z.B. an Shoigu abzuarbeiten.
Karakachanka schrieb:Ich denke, wir sollten uns die Frage JETZT stellen. Es macht meiner Meinung nach wenig Sinn in Bildung, Sozialsysteme, Klimaschutz, usw in Europa zu investieren, wenn man bereit ist Putins Bückstück zu werden. Das Geld wird dann sehr wahrscheinlich für die Tonne gewesen sein.
Das hätte man auch 1922 sagen können. Oder 1968. Oder sonstwann. Leute die mit Russland zusammenarbeiten wollen wird es immer geben. Das diese Zusammenarbeit keine echten Früchte trägt und am Ende fehlschlägt ist aber auch schon Tradition. Letztlich hat Russland kaum etwas anzubieten. Warum es trotzdem relativ viele Russlandfans gibt ist schon ein Rätsel, hilft den Machthabern im Kreml aber ab einem bestimmten Zeitpunkt auch nicht mehr weiter.
Karakachanka schrieb:An wem denn sonst? Wer bedroht und unterwandert deiner Meinung nach die Demokratien in Europa mehr, als Putin?
In der PR-Figur Putin ist sehr viel Macht personalisiert worden. Damit muss man sich schon beschäftigen. Man muss aber auch beachten, das diese Macht auf eine andere PR-Figur übertragen werden kann und in absehbarer Zeit auch wird. Niemand lebt ewig. Deswegen bringt es auch nichts sich an dieser Figur abzuarbeiten. Erstens, weil sie sowieso nicht echt ist, zweitens, weil sie jederzeit ersetzt werden kann.
Das System jedoch existiert weiterhin. Und es wird auch weiterhin "Putins" hervorbringen bzw. erschaffen. Dieses System wirkt destabilisierend auf seine Nachbarn und ist revisionistisch, hat mafiöse Strukturen entwickelt und arbeitet aktiv daran "failed states" in seiner Nachbarschaft und darüber hinaus zu erschaffen. Für dieses System hat die Nichtintegration in den Westen deutlichen Vorrang vor jeglicher positiver sozioökonomischer Entwicklung.