Nein, nur weil Putin und sein innerer Zirkel gerne Ivan Ilyin zitieren, ohne Zweifel auch ein faschistischer Philosoph, bedeutet das nicht, dass sich ihre machtpolitischen Erwägungen so eins zu eins ableiten und erklären lassen. Man sollte sich also keine Angst machen lassen.
Putin hat Ilyin schon bei all seinen Ansprachen als Präsident zitiert, also auch bei denen, bei denen Gerhard Schröder mit feierlicher Miene dabei zuschaute. (Ok, da wüsste ich gerne, ob er mit Ilyin vertraut war oder den je mal gelesen hat.)
In der verqueren Rede war ja auch genug dabei für seine Zielgruppen im Westen. Wie z. B. antikoloniale Ressentiments, Kapitalismus- und USA Kritik für Linke wie Rechte, für die dann auch noch völkische Tradition, Verschwörungstheorien und konservatives Familienbild.
Zudem müsste man genauer hinschauen, Ilyin gut kennen und genauer hinschauen, aus welchen Texten er zitiert und aus welchen nicht.
Das stimmt
Putin hat einen regelrechten Kult um Iljin etabliert: die sterblichen Überreste des Denkers wurden exhumiert, nach Russland gebracht und in Heimaterde begraben. Putin machte später einen Pilgerzug zu Iljins Grab und legte Blumen nieder.
Und Robert Misik hat einen knappen aber klugen Aufsatz darüber geschrieben:
Putins brauner Philosoph
Putin Verstehen III. Ivan Iljin war ein Reaktionär, Bewunderer Hitlers und Mussolinis und Ideologe der „weißen“ Konterrevolutionäre. Für Putin ist er ein Prophet, und Iljins geistigen Nachkommen knüpfen rechtsextreme Netzwerke mit FPÖ und Co.
ROBERT MISIK
Quelle:
https://cms.falter.at/blogs/rmisik/2022/04/11/putins-brauner-philosoph/?ref=relatedFreilich, eine Diskussion mit Sahra Wagenknecht und David Precht über Ivan Ilyin: die wäre anhörenswert
:)