@235 235 schrieb: Der Westen versucht die eigenen Werte zu bewahren und zu vertiefen und Russland ebenso, sanft formuliert.
Weder werden wir unsere Werte aufgeben, noch sie, die ihre. Letzendlich wird sich dann schon heraustellten, wer am längeren Hebel sitzt und wessen Werte sich durchsetzen werden und wessen nicht.
Das ist sicherlich richtig, aber wie die Geschichte ja zeigt, setzt sich auf Dauer nicht unbedingt ein Wertesystem durch, sondern immer derjenige, der die größeren wirtschaftlichen Ressourcen hat.
@unreal-live Sehr interessante Beiträge von Dir. Danke.
:)Und Friedman hat aus seiner Sicht der amerikanischen Sicht auch vollkommen recht, mit dem was er sagt. Die US-Strategie ist natürlich aus ihrer Sicht auch einigermaßen vernünftig, aber sie ist meiner Ansicht nach nicht konsequent zuende gedacht, denn woran sind all die großen Imperien der Geschichte gescheitert, welche er erwähnt hat?
Sie sind daran gescheitert, dass sie nicht begriffen haben, dass man nicht endlos expansiv agieren kann, da irgendwann die Größe erreicht ist, aber der man nicht mehr die volle Kontrolle behalten kann, weil es wirtschaftlich nicht mehr finanzierbar ist, ein entsprechendes Militär zu unterhalten und dann die notwendigen militärischen Aktionen durchführen zu können.
Daran sind die Römer gescheitert, als sie sich in Germanien und Britannien zuviel zugemutet hatten, daran sind die Mongolen gescheitert, als sie die Kontrolle in Europa verloren, daran sind die Briten gescheitert, als sie sich ständig in Indien, oder Südafrika engagieren mussten, was mehr Geld kostete, als das Empire verkraftete, daran ist auch Frankreich unter Napoleon gescheitert, der sich mit Russland einen zu großen Brocken einverleiben wollte, genau wie Hitler daran scheiterte, daran sind auch die Spanier gescheitert, die Kontrolle über die Karibik verloren und sich dann direkt mit England anlegen wollten, genauso im Prinzip die Holländer und Portugiesen und geschichtlich betrachtet erst neulich die Russen, als sie die Kontrolle in Osteuropa verloren und sich aufgrund ihrer Ideologie einen Machtkampf mit dem Westen nicht mehr leisten konnten. Und die Reihe ließe sich beliebig lang fortsetzen, es ist immer dasselbe Muster, auch bei den Atztheken, den Maya, den Persern, den Griechen, den Türken, den Karthagern, den Japanern und wer sonst noch Großreiche hatte.
Und daran werden auch irgendwann die USA, Russland und China scheitern.
So gesehen müsstest Du doch relativ zufrieden sein mit der deutschen Außenpolitik dieser Tage, denn auch Deutschland spielt seine geostrategischen Interessen sehr geschickt aus. Deutschland versucht in keinerlei ernsthaften Konflikt mit Russland zu geraten und hält auch still gegenüber den USA, es versucht weiter dauerhafte Wirtschaftsbeziehungen mit Russland einzugehen, vermeidet ernsthafte Sanktionen gegen Russland, gleichzeitig intensiviert es die Wirtschaftsbeziehungen mit den USA, mit dem ungeliebten TTIP-Abkommen und investiert kräftig in China.
Jetzt kann man sich natürlich die Frage stellen, warum "verbündet" sich Deutschland nicht mit Russland und tut genau das, wovor die USA am meisten Angst haben? Das wäre wohl tatsächlich der Untergang des amerikanischen Imperiums, denn dann würden die USA die Kontrolle über Europa verlieren (s.o.).
Nur was hätte Deutschland dabei gewonnen? Nichts. Denn die russischen und deutschen Werte liegen nicht auf einer Linie und die USA würden sicherlich nicht tatenlos zuschauen, es würde mit Sicherheit wieder einen Weltkrieg geben. Unsere wirtschaftliche Situation und damit auch unser Lebensstandard würde einbrechen und selbst wenn man das US-Imperium irgendwann mal bezwungen hätte, dann stünden Deutschland und Russland vor genau den gleichen Problem, vor dem nun die USA stehen.
So gesehen ist doch die deutsche Außenpolitik derzeit sehr vernünftig, man spielt Russen und Amerikaner gegeneinander aus, ohne sie direkt vor den Kopf zu stoßen, maximiert seine wirtschaftlichen Gewinne und wird als europäische Führungsmacht sowohl für Russland, als auch für die USA aufgrund der wirtschaftlichen Stärke unverzichtbar. Man hält sich an den die militärischen Pflichten, im Rahmen der NATO, ohne jeden Unsinn der Amerikaner, wie etwa den Irakkrieg militärisch zu unterstützen und schluckt nur die nötigsten "Kröten", wie Afghanistan, NSA, etc.
unreal-live schrieb: In Deutschland, so Friedman, würde man dies nicht erkennen. Daher sei Deutschland ein undurchsichtiger Bündnispartner.
Und genau das ist das Geniale an der deutschen Außenpolitik.
;) Ich denke, im Kanzleramt hat man sehr wohl erkannt, wie der Hase läuft und reagiert sehr klug darauf.