Das böse Wort "Realzinsen"
03.04.2014 um 22:27Ohne Volkswirtschaft studiert zu haben kommt es mir doch so vor, als ob die sogenannten Expertenmeinungen zur wirtschaftlichen Entwicklung immer grotesker werden.
Ich habe gelesen, ausgerechnet in einem schweizer Zeitungsartikel, dass die momentan niedrigen Inflationsraten in südeuropäischen Ländern auf Dauer nur schädlich sind, und es wurden nur Nachteile aufgezählt.
Wir sind also jetzt schon soweit, dass nicht nur Deflation als schädlich betrachtet wird, wie das immer im Zusammenhang mit Japan heißt (übrigens ist das für mich keine Deflation, wenn die Preise um 0,5% sinken, sondern immernoch zu vernachlässigen). Nein, auch Inflationsraten von nur leicht über 0 sind mittlerweile eine Katastrophe. Alles, was unter dem Zielwert von 2% liegt, sei zu niedrig, so lautet die allgemeine Meinung.
Und zwar käme der Schaden für die Wirtschaftsentwicklung nicht nur dadurch zustande, dass der Schuldenberg eines Staates real mehr wert wäre, sondern auch, dass in der freien Wirtschaft die Realverzinsung steigen würde. Das wird als schädigend für die Wirtschaft betrachtet.
In Deutschland gibt es eigentlich keine Realzinsen mehr, was man an den Sparguthaben sieht die durch die Inflation real weniger werden. Auf Dauer wird das bestimmt wirtschaftsschädigend.
Nun aber sollen durch niedrige Realzinsen die Leute günstiger an Kredite kommen, sowie auch der Staat, und die Sparer legen nichts mehr an sondern geben das Geld für den Konsum aus. Ganz tolle Sache für die Wirtschaft.
Die Ursache für die Krise in den USA, England und vielen europäischen Ländern war aber auch, dass das Kreditwachstum zu stark war, und durch hohe Inflationsraten konnten sich diese Länder einfacher verschulden, weil hohe Inflationsraten auf Dauer gut sind für private Schuldner. Sie müssen dadurch weniger Realzinsen bezahlen.
Nun erhoffen sich tatsächlich Wirtschaftsfachleute, die Probleme dadurch zu lösen, was diese erst geschaffen hat. Die Wirtschaft soll sich möglichst weiter schön billig verschulden können, niedrige Realzinsen seien besser.
Dabei haben die Südeuropäer, also Spanier und Italiener, im Durchschnitt mehr Erspartes als die Deutschen, und deshalb würden sich die höheren Realzinsen auch nur positiv auf ihre Einkommen auswirken. Genauso wie die niedrige Inflation. Sie würden also gleich doppelt profitieren, was ist daran also wirtschaftsschädigend?
Da wundert man sich auf einmal, dass es da nicht mehr politisch korrekt zugeht. Wie kann das sein, dass trotz der extrem niedrigen Zinsen der Notenbank trotzdem die Realzinsen steigen? Die Politik sorgt doch über ihre Notenbanken dafür, dass die Kreditvergabe schön aufrecht erhalten bleibt damit alle weiter recht billig versorgt werden. Extrem niedrige Zinsen sind zudem eine Fehlentwicklung der Notenbanken, und wenn das Inflationsziel bei 2% ist, müsste dieses Ziel für die Leitzinsen auch gelten.
Aber der Markt scheint Fehler der Geldpolitik zum Glück von selbst zu korrigieren. Denn wenn die Zinsen der Notenbank mal zu hoch sind, hat niemand einen Einwand. Wenn aber am Markt höhere Realzinsen zu Stande kommen, hat man etwas einzuwenden. Aber gegen den Fall der Inflationsraten scheint die EZB nun zum Glück machtlos zu sein, auch eine weitere Leitzinssenkung würde nichts mehr bringen.
Dann hätte hier der Markt gesiegt und die Politik zieht sich zurück. Und die hohen Inflationsraten in der Vergangenheit werden jetzt durch "Lowflation" korrigiert, was man ja, so wie es den Anschein hat, als Unwort des Jahres vorschlagen sollte.
Würden aber höhere Realzinsen die Notenbanken zu einer Zinserhöhung zwingen oder wie seht ihr das? Weil wenn sie nicht mitziehen, würden ja die Notenbanken überflüssig. Hätte der Markt dann jegliche geldpolitische Steuerung außer Kraft gesetzt?
Neben "Lowflation" schlage ich auch "Realzinsen" als Unwort vor. Das ist politsch höchst inkorrekt und würde gut passen.
Aber unsinnig, denn eine Deflation haben wir damit nicht und die gibt es auch nirgends auf der Welt. Wie gesagt hat und hatte Japan auch nie eine echte Deflation. Und Japan überholen wird Europa in dem Punkt sicher auch nicht so leicht.
Aber interessant ist es trotzdem. Denn es könnte nur der Anfang einer Korrektur von Fehlern der Politik durch die Märkte sein. Was ist, wenn der Markt weiter aufräumt und die ganze Politik nach und nach ad absurdum führt? Als nächstes fällt dann wohl der Euro und wir bezahlen bald mit unterschiedlichen Währungen, obwohl das gesetzlich gar nicht geregelt ist.
Das könnte dann den Staat zu einem ausgeglichenen Haushalt zwingen, weil bei Geldverschwendung die Flucht aus der staatlichen Währung einsetzt.
Auch könnten alle aus dem Papiergeld in Gold und Silber flüchten.
Haben die Politiker jetzt vielleicht Angst, dass das automatisch passieren könnte, und diese Entwicklung durch nichts aufgehalten werden könnte? So wie beim Zusammenbruch des Ostblocks, wo auch nicht Gorbatschov schuld war, sondern die Weltmärkte diese Entwicklung erst möglich gemacht haben? Sobald sich diese Staaten mehr an den Weltmärkten ausgerichtet haben, kam der Zusammenbruch. Die heutige Politik muss sich danach ausrichten. Heißt das, die Märkte machen bald kurzen Prozess?
Ich habe gelesen, ausgerechnet in einem schweizer Zeitungsartikel, dass die momentan niedrigen Inflationsraten in südeuropäischen Ländern auf Dauer nur schädlich sind, und es wurden nur Nachteile aufgezählt.
Wir sind also jetzt schon soweit, dass nicht nur Deflation als schädlich betrachtet wird, wie das immer im Zusammenhang mit Japan heißt (übrigens ist das für mich keine Deflation, wenn die Preise um 0,5% sinken, sondern immernoch zu vernachlässigen). Nein, auch Inflationsraten von nur leicht über 0 sind mittlerweile eine Katastrophe. Alles, was unter dem Zielwert von 2% liegt, sei zu niedrig, so lautet die allgemeine Meinung.
Und zwar käme der Schaden für die Wirtschaftsentwicklung nicht nur dadurch zustande, dass der Schuldenberg eines Staates real mehr wert wäre, sondern auch, dass in der freien Wirtschaft die Realverzinsung steigen würde. Das wird als schädigend für die Wirtschaft betrachtet.
In Deutschland gibt es eigentlich keine Realzinsen mehr, was man an den Sparguthaben sieht die durch die Inflation real weniger werden. Auf Dauer wird das bestimmt wirtschaftsschädigend.
Nun aber sollen durch niedrige Realzinsen die Leute günstiger an Kredite kommen, sowie auch der Staat, und die Sparer legen nichts mehr an sondern geben das Geld für den Konsum aus. Ganz tolle Sache für die Wirtschaft.
Die Ursache für die Krise in den USA, England und vielen europäischen Ländern war aber auch, dass das Kreditwachstum zu stark war, und durch hohe Inflationsraten konnten sich diese Länder einfacher verschulden, weil hohe Inflationsraten auf Dauer gut sind für private Schuldner. Sie müssen dadurch weniger Realzinsen bezahlen.
Nun erhoffen sich tatsächlich Wirtschaftsfachleute, die Probleme dadurch zu lösen, was diese erst geschaffen hat. Die Wirtschaft soll sich möglichst weiter schön billig verschulden können, niedrige Realzinsen seien besser.
Dabei haben die Südeuropäer, also Spanier und Italiener, im Durchschnitt mehr Erspartes als die Deutschen, und deshalb würden sich die höheren Realzinsen auch nur positiv auf ihre Einkommen auswirken. Genauso wie die niedrige Inflation. Sie würden also gleich doppelt profitieren, was ist daran also wirtschaftsschädigend?
Da wundert man sich auf einmal, dass es da nicht mehr politisch korrekt zugeht. Wie kann das sein, dass trotz der extrem niedrigen Zinsen der Notenbank trotzdem die Realzinsen steigen? Die Politik sorgt doch über ihre Notenbanken dafür, dass die Kreditvergabe schön aufrecht erhalten bleibt damit alle weiter recht billig versorgt werden. Extrem niedrige Zinsen sind zudem eine Fehlentwicklung der Notenbanken, und wenn das Inflationsziel bei 2% ist, müsste dieses Ziel für die Leitzinsen auch gelten.
Aber der Markt scheint Fehler der Geldpolitik zum Glück von selbst zu korrigieren. Denn wenn die Zinsen der Notenbank mal zu hoch sind, hat niemand einen Einwand. Wenn aber am Markt höhere Realzinsen zu Stande kommen, hat man etwas einzuwenden. Aber gegen den Fall der Inflationsraten scheint die EZB nun zum Glück machtlos zu sein, auch eine weitere Leitzinssenkung würde nichts mehr bringen.
Dann hätte hier der Markt gesiegt und die Politik zieht sich zurück. Und die hohen Inflationsraten in der Vergangenheit werden jetzt durch "Lowflation" korrigiert, was man ja, so wie es den Anschein hat, als Unwort des Jahres vorschlagen sollte.
Würden aber höhere Realzinsen die Notenbanken zu einer Zinserhöhung zwingen oder wie seht ihr das? Weil wenn sie nicht mitziehen, würden ja die Notenbanken überflüssig. Hätte der Markt dann jegliche geldpolitische Steuerung außer Kraft gesetzt?
Neben "Lowflation" schlage ich auch "Realzinsen" als Unwort vor. Das ist politsch höchst inkorrekt und würde gut passen.
Aber unsinnig, denn eine Deflation haben wir damit nicht und die gibt es auch nirgends auf der Welt. Wie gesagt hat und hatte Japan auch nie eine echte Deflation. Und Japan überholen wird Europa in dem Punkt sicher auch nicht so leicht.
Aber interessant ist es trotzdem. Denn es könnte nur der Anfang einer Korrektur von Fehlern der Politik durch die Märkte sein. Was ist, wenn der Markt weiter aufräumt und die ganze Politik nach und nach ad absurdum führt? Als nächstes fällt dann wohl der Euro und wir bezahlen bald mit unterschiedlichen Währungen, obwohl das gesetzlich gar nicht geregelt ist.
Das könnte dann den Staat zu einem ausgeglichenen Haushalt zwingen, weil bei Geldverschwendung die Flucht aus der staatlichen Währung einsetzt.
Auch könnten alle aus dem Papiergeld in Gold und Silber flüchten.
Haben die Politiker jetzt vielleicht Angst, dass das automatisch passieren könnte, und diese Entwicklung durch nichts aufgehalten werden könnte? So wie beim Zusammenbruch des Ostblocks, wo auch nicht Gorbatschov schuld war, sondern die Weltmärkte diese Entwicklung erst möglich gemacht haben? Sobald sich diese Staaten mehr an den Weltmärkten ausgerichtet haben, kam der Zusammenbruch. Die heutige Politik muss sich danach ausrichten. Heißt das, die Märkte machen bald kurzen Prozess?