@doetz doetz schrieb:Wahrscheinlich nicht. Das Problem der Akp ist, sie hatte nie einen starken und gebildeten Kader. Da waren die Gülenisten ihnen weit voraus. Auf einer Beerdigung, an der Erdogan nach dem Putsch teilgenommen hat, betete der Imam, dass Allah sie vor dem bösen Einfluss gebildeter Menschen beschützen möge. Was soll man da erwarten?
Vermutlich werden unfähige Menschen diese Positionen besetzen. Mit der Türkei kann es ab diesem Zeitpunkt nur noch bergab gehen. Erdogan gibt sich auch nicht zufrieden mit den Entlassungen von Personal. Er krämpelt im Augenblick das ganze Militärsystem um. Es werden teilweise sehr alte und traditionsreiche Militärschulen geschlossen. Die Qualität der militärischen Ausbildung könnte leiden.
Erdogan will nicht nur das Militär unter seiner Kontrolle haben, sondern auch:
- Politik, Justiz, Polizei, Erziehungs-u. Bildungswesen, Wirtschaft, Gesundheitssystem, Finanzsystem/Bankwesen, Presse, Internet
um das zu erreichen will er:
- die Verfassung ändern, den Laizismus, die Gewaltenteilung abschaffen, das Präsidialsystem einführen, Meinungsfreiheit und Grundrechte beschneiden.
Wo will er hin, was ist sein Ziel?
Erdogans politische Ambitionen (seit dem 70iger Jahren) fußen auf der Milli Görus-Bewegung.
Milli Görus-Bewegung : fundamental-islamistisch, antisemitisch, nationalistisch, radikal, anti-westlich orientiert.
Ziel: Abschaffung der laizistischen Türkei, stattdessen eine islamistische Türkei, die sich in Richtung Osmanische Großmacht entwickeln soll. Erdogan hat in seinen zahlreichen Reden (am liebsten vor Massenpublikum) immer wieder deutlich durchklingen lassen, dass er ebenfalls genau dahin will.
Necmettin Erbakan, der ideologischer Führer dieser Bewegung und Gründer diverser Parteien, war mehrfach stellvertretender Ministerpräsident und vom 28. Juni 1996 bis zum 30. Juni 1997 Ministerpräsident der Türkei. Erdogan war viele Jahre mit Erbakan und seinen diversen Parteien verbandelt.
Als Erbakan dann schlussendlich entmachtet wurde und seine Nachfolge-Parteien verboten wurden, wurde die AKP als "Reform"-Partei von Erdogan u. anderen ehemaligen Mitgliedern gegründet.
Erdogans außenpolitische Einstellung zum EU-Beitritt während seiner Zeit als Bürgermeister unterscheidet sich deutlich von seiner späteren Politik als Ministerpräsident. 1994 äußerte er sich gegen einen Beitritt zur EU. Dazu beschrieb er die EU als eine „Vereinigung der Christen“, in der die „Türken nichts zu suchen“ hätten.
Wohin und wie sich die Türkei kurz- und langfristig unter Erdogan tatsächlich entwickeln wird (siehe Threadtitel)???
Mal sehen - :Popcorntüte: - bitte Platz nehmen auf der Zuschauertribühne .