Wohin geht die Türkei unter Erdogan?

@interrobang

Kurz nach den Wahlen sorgt in der Türkei ein Foto der ersten Richterin mit Kopftuch für Aufruhr. Die einen sehen darin ein Zeichen für Emanzipation, andere sehen die Grundwerte der Republik in Gefahr.

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Frauen an die Macht - unter der AKP?

Steht die AKP also für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen? Gareth Jenkins vom Institute for Security and Development Policy in Istanbul erteilt dieser Ansicht eine klare Absage: "Die AKP-Führung erachtet Frauen Männern gegenüber als unterlegen." Es stimme zwar, dass es Ministerinnen im AKP-Kabinett gäbe, so der Experte weiter: "Aber dabei handelt es sich meistens um das Ministerium für Frauen und Familien. Mehr wird Frauen in der AKP-Führungsriege nicht zugetraut."

Elif Kavakci widerspricht dieser Darstellung vehement: "Diese Frau zeigt doch gerade wie viel die AKP und die jetzige Regierung für Demokratie und Gleichberechtigung getan haben," behauptet die Desingnerin. Die Wahrheit läge in dem Foto: "Das ist Demokratie. Die Neue Türkei ist besser als sie jemals war."

Leidenschaft kann man Elif Kavakci wahrlich nicht absprechen. Den Vorwurf, ob die seit einigen Jahren in den USA lebende Designerin nicht vielleicht ein verzerrtes Bild von der Situation von Frauen in ihrem Heimatland hat, muss sie sich jedoch gefallen lassen. Nach der neuesten Studie des Weltwirtschaftsforums zur Geschlechtergleichheit rangiert die Türkei auf Rang 122 von 135 Ländern.

http://www.dw.com/de/die-neue-t%C3%BCrkei-ab-jetzt-mit-kopftuch/a-18829141

Dieses Bild zeige, wie weit die Türkei gekommen ist, so die Designerin muslimischer Kleidung im DW-Interview. Bei Twitter hatte sie das Foto der unbekannten Richterin mit Kopftuch geteilt und damit einen Debattensturm ausgelöst.


logisch freut sie sich, das kurbelt wahrscheinlich ihr Geschäft an.
:D

@lilit

lilit schrieb:Dieses Bild zeige, wie weit die Türkei gekommen ist

Da bin ich eine andere Meinung, das Bild zeigt doch daß in der Türkei weder Kopftuchzwang noch Kopftuchverbot herrscht, sie macht das freiwilig und meine daß mehr Demokratie nicht möglich ist.

@Threadkiller2

Threadkiller2 schrieb:Da bin ich eine andere Meinung, das Bild zeigt doch daß in der Türkei weder Kopftuchzwang noch Kopftuchverbot herrscht, sie macht das freiwilig und meine daß mehr Demokratie nicht möglich ist.

Dann bist du gleicher Meinung wie Designerin muslimischer Kleidung Elif Kavakci , die meint das weit kommen in Türkei man darfjetzt Kopftuch tragen positiv.

Ich finds lustig bis bedenklich, das sowas überhaupt wichtig sein kann.

Allzustreng gläubige können ja Perücke tragen, oder Toupe oder Kopftuch oder Russenmütze.
Das Kopftuch der Richterin, die das freiwillig macht, ist aber etwas langweilig schwarz, vielleicht braucht sie Modeberaterin, allerdings passt sie sich gut ein in ebenfalls schwarze Anzüge, dezent.
Also mir wärs egal, ob Richterin, Lehrerin, Bankangestellte oder Krankenschwester Kopftuch trägt,
hauptsache sie tragen es freiwillig und niemand erklärts zur Pflicht.

@lilit

lilit schrieb:Dann bist du gleicher Meinung wie Designerin muslimischer Kleidung Elif Kavakci

Nicht so ganz, ich bezog mich nur auf das was das Bild ausagt, nicht aber über die Hintergründe.

@Threadkiller2
Immerhin siehtman ja noch ihr Gesicht, solang nur die Haare verdeckt werden müssen um Allah zu gefallen, ists mir egal.
Ab so ca. 16 Jahren solls freiwillig sein, ob mans tragen will oder nicht.

@Threadkiller2
Jeh mehr Druck man gegen strenggläubige macht, umso mehr radikalisieren sich diese.
Wenn Erdogan Befreiung der Frauen bedeuten soll, indem er diesen endlich erlaubt, ein Kopftuch zu tragen,
dann kotz ich gleich.

Nach der neuesten Studie des Weltwirtschaftsforums zur Geschlechtergleichheit rangiert die Türkei auf Rang 122 von 135 Ländern.t

Aber jedem/jeder seine Freiheit!

@lilit

lilit schrieb:Ab so ca. 16 Jahren solls freiwillig sein, ob mans tragen will oder nicht.

Ich glaub eher daß hier die Demokratie auf übelsteweise ausgespielt wird, wie sonst auch was den Kopftuch angeht.

@Threadkiller2
Ich finde die Debatte wird überbewertet, sowohl der Bestand auf Kopftuch wie der Widerstand gegen Islam allgemein.

Wenn ich religiös wäre,wäre Islam nebst anderen Religionen eine Option, beinhaltet viel Schönes, deshalb respektiere Kopftuch sowie Kippa respektiere,
einfach immer nur, wenns auf freiwilliger Basis getragen wird.

@lilit

lilit schrieb:einfach immer nur, wenns auf freiwilliger Basis getragen wird.

Ich selbst habe auch nichts dagegen, aber das ist hier nicht der Fall, zumindest glaube ich das.

@Threadkiller2

ch selbst habe auch nichts dagegen, aber das ist hier nicht der Fall, zumindest glaube ich das.t

Was sagt den das Bild für dich aus, juhu Freiheit, Richterinnen dürfen in Türkei neu Kopftuch tragen.?

Irgendwie ists lächerlich angesichts der Tatsache, dass nach wie vor in einigen Länder, angefangen bei Iran, bis über S.A., afganistan,
Kopftuch. Körperverschleierung für Frauen Pflicht ist.

Da soll frau froh sein, wenn sie Kopf frei halten darf.

@lilit

Das Kopftuch hat ja nichteinmal seinen Ursprung im Koran, ist somit auch nichts islamisches, sondern in der Sunnah (Tradition) und AT, wird halt nur fälschlicherweise als "Islam" verkauft, so wie auch der Sunnitentum ansich, ist aber vielmehr ein alt-arabisches bzw. mesopotamisches Kult, welcher im Laufe der Zeit mit "Islam" assoziiert wurde, genau so, wie es auch mit dem Symbol "Mondsichel und Stern" war, das hat auch seinen Ursprung im Polytheismus aber definitiv nicht im Islam (=Koran).

Jemand der gegen das Kopftuch ist, muss also nicht zwangsläufig gegen den Islam sein, so ähnlich wie einst Mustafa Kemal Pascha.

@235
Wie gesagt, ab 16 Jahren darf das religiös getragene Kopftuch, oder Perücke, oder Kippa oder Turban locker freiwillig getragen werden, in Schulen oder Arbeitsleben, solang Gesicht frei bleibt.
Es gibt sehr schöne Tücher, bei Frauen, und mag die Vielfalt,
denke abgesehen von Religion gründet die Bedeckung des Haares im judentum etc, abgesehen davon, das Haar eine weibliche Attraktion bedeutet, auch auf Schutz vor Staub, Sand, Sonne.
Also kulturell geologisch bestimmt.
Hierzulande im Winter zu beobachten, da schützt man sich mit verschiedenen Mützen und Schälen vor Kälte! :D

@lilit

Da hast du natürlich recht und ich finds ja auch schön, ich mag die Vielfalt ebenso.

Aber aus solchen Gründen tragen die Meisten Frauen leider nicht den Kopftuch, vorallem jene aus sunnitischer oder orthodox jüdischer Ecke, sie tragen es, weil sie glauben so Gott zu dienen bzw. weil sie glauben, wenn sie es nicht täten, so würden sie in die Hölle gehen, oder schlicht deshalb weil ihre Familien Zwang ausüben, wo aber doch Gott garnicht solches geboten hat, jedenfalls nicht im Koran.

Da heißt es nur, das die Frauen lediglich ihre Brüste verdecken und auf ihre Intim-Stellen Acht geben sollen, aber nirgends steht da was davon, das die Frau sich verschleiern solle oder ein Tuch um ihr Kopf wickeln, all solches stellt nur ein alt-arabisches Kult dar.

7:26:O Kinder Adams, Wir haben auf euch Kleidung hinabgesandt, die eure Blöße verbirgt, und Gefieder. Aber die Kleidung der Gottesfurcht, die ist besser. Das ist (eines) von Gottes Zeichen, auf daß sie bedenken mögen.

@235

235 schrieb:sie tragen es, weil sie glauben so Gott zu dienen

Pluspunkte fürs Jenseits,
komischer Brauch, wenns Allah geben sollte, würde er meiner Meinung nach eher Menschen nach ihren Taten, Worten und Gedanken bewerten, und nicht nach der Anzahl von mechanisch vollbrachten Gebeten oder Kopftuch.

@235

Kurs auf mehr Macht

Erdoğan setzt derweil seinen Weg der Einschüchterung fort. Drohgebärden und massives Vorgehen der Strafbehörden gegen Erdoğan-Kritiker gehen weiter. Die PKK werde so lange bekämpft, bis es sie in der Türkei nicht mehr gebe, heißt es aus Regierungskreisen. Das gilt auch für andere "Staatsfeinde" und "Parallelorganisationen" wie die Gülen-Bewegung.

Der Ruf nach einer Verfassungsreform mit neuem Präsidialsystem ist wieder aus der AKP zu vernehmen, denn nur ein starker Präsident könne politische Krisen verhindern. Am Freitag haben protestierende Studierende in Istanbul diese "Stärke" wieder zu spüren bekommen – mit Polizeigewalt und Tränengas.

http://derstandard.at/2000025339323/Tuerkei-Die-manipulierte-Demokratie

http://www.welt.de/politik/ausland/article148635965/EU-spielt-Gefahr-von-getarnten-Terroristen-herunter.html

https://www.youtube.com/watch?v=2Wj1Y6iPKgE

Die Menschen fliegen zum Mond und wir debattieren über das Kopftuch, so und nicht anders sehen es viele Türken, wenn die Damen tragen möchten sollen sie ? wo liegt das Problem, sowas zu verbieten ist doch dumm und sorgt nur für Streit.

@lilit

lilit schrieb: würde er meiner Meinung nach eher Menschen nach ihren Taten, Worten und Gedanken bewerten, und nicht nach der Anzahl von mechanisch vollbrachten Gebeten oder Kopftuch.

Gut erkannt, das tut er ja auch :) siehe den Vers den ich gepostet hatte, es wird nicht nachdem was der Mensch äußerlich trägt beurteilt, sondern nachdem was er IN sich trägt und was er tut.

3:25: Aber wie, wenn Wir sie versammeln an einem Tag, über den kein Zweifel herrscht, und jeder Seele vergolten wird, was sie verdient hat, und sie kein Unrecht erleiden sollen.

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lilit schrieb:Der Ruf nach einer Verfassungsreform mit neuem Präsidialsystem

Das ist ganz typisch für eine Tyrannie, die Demokratie missbrauchen um an die Macht zu kommen, dann die Demokratie unterwandern und sie dann letzendlich abschaffen...

@235

235 schrieb:Jemand der gegen das Kopftuch ist, muss also nicht zwangsläufig gegen den Islam sein, so ähnlich wie einst Mustafa Kemal Pascha.

Fikriye ging als schöne Märtyrerin in die türkische Geschichte ein. Bis heute nährt ihr Freitod den Personenkult um Atatürk. Latife hingegen, von der sich Atatürk im August 1925 nach nur zweieinhalb Jahren Ehe wieder scheiden ließ, gilt bis heute in der Türkei bei vielen als Sinnbild einer nörgelnden, übellaunigen Ehefrau. Als „latifegibi“ bezeichnet man dort Ehefrauen, die mit den Absätzen aufstampfen und rumschreien, wenn ihre Männer nicht so wollen wie sie.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/atatuerks-ehefrau-der-pascha-war-leider-ueberfordert-1759371.html

Es wäre schön, wenn man auch innerislamisch Kritik anwenden könnte ggêgen gewisse islamische Dogmas, ohne den Islam insgesamt in Frage stellen zu wollen.

235 schrieb:Gut erkannt, das tut er ja auch :)

Da bin ich aber froh! :D

@235
@brasco24
@Threadkiller2
etc.
Gehört eigentlich zu Syrien, aber muss doch mal gesagt weren.
Zu Schutzzone, die Ministerpräsident Davutoglu fordert:

Davutoglu fordert Ablösung Assads

Davutoglu sagte nun, eine Bodentruppen-Strategie müsse über den Kampf gegen den IS hinausgehen. Sonst drohe ein Machtvakuum, in dem eine neue Terrorgruppe entstehen könne. Er sprach sich außerdem dafür aus, in Syrien eine Schutzzone an der türkischen Grenze zu schaffen.

http://www.tagesschau.de/ausland/davutoglu-bodentruppen-101.html

2012:

Flugverbotszonen dienen nicht nur humanitären Zwecken
Irreführend ist auch das, was Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian vergangene Woche dazu sagte: Er warnte im Zusammenhang mit Plänen zur Einrichtung von Flugverbotszonen für Teile Syriens davor, den gesamten Flugraum Syriens abzusperren, denn das hieße, "in den Krieg zu ziehen".
Nein, auch eine partielle und kleine Zone, wie sie die Türkei, Frankreich und die USA diskutieren, wäre ein aktiver Schritt in den Krieg gegen Syrien, allein, weil dafür Staatsgebiet okkupiert würde. Zudem würden zur Aufrechterhaltung eines Flugverbots wohl auch Operationen außerhalb dieser Zone notwendig, beispielsweise um gegnerische Flughäfen oder Luftabwehrsysteme zu zerstören.
Schutzzonen haben überdies mehr Funktionen, als nur humanitären Zwecken zu dienen. Sie wären auch ein sicherer Rückzugsraum für die Aufständischen vor den Kampffliegern des syrischen Militärs und würden zum Training der Oppositionsmilizen und zur Vorbereitung militärischer Schläge gegen die syrische Armee jenseits der Zonen

http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-08/Schutzzone-Syrien

lilit schrieb:Mit einer Schutzzone in Nordsyrien will sich Erdogan Kontrolle über die Kurden und längerfristigen Einfluss in der Region sichern

http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/ankaras-angst-vor-rojava-1.18638042 (Archiv-Version vom 02.11.2015)

@lilit

Da gibts auch ein tolles Zitat von Atatürk:

Grobe deutsche Übersetzung:

"Unsere Religion (der Islam) forderte/gebietete zu keinem Zeitpunkt dass Frauen hinter den Männern zurückbleiben. Das was Gott gebietet ist, dass die Frauen GEMEINSAM mit den Männern nach Wissen und Kultur streben (das gemeinsame Streben nach Wissen, geistigem, künstlerischem und gestaltendem Fortschritt).

Frauen und Männer müssen gemeinsam nach Wissen und Kultur streben/suchen und egal wo auch immer sie sein mögen, so müssen auch sie dort hingehen und miteinander auskommen.

Überprüft man den Islam und die türkische Geschichte, so erkennt man, dass wir uns zu gewissen Geboten/Aufzeichnungen verbunden fühlen (von denen wir fälschlicherweise glauben wir seien ihnen verpflichtet) die in diesen garnicht existieren. Im türkischen Sozialleben sind die Frauen nie in Wissen, Kultur oder in anderen Angelegenheiten zurückgeblieben, vieleicht schreiteten sie sogar weiter voran."

https://tr.wikiquote.org/wiki/Mustafa_Kemal_Atat%C3%BCrk/Din

Als mir dieses Zitat in deutscher Übersetzung zukam, war ich echt erstaunt und verblüfft zugleich, und ich fragte mich, warum es da soviele Türken gibt, die dem Atatürk und seinen Ideen gegenüber so feindlich gesinnt sind, wo sie doch sich so deutlich für Gleichheit und Harmonie aussprechen.

Der Mann war definitiv seiner Zeit voraus umso trauriger ist es, das Männer wie Erdogan diese Ideen zu untergraben versuchen und die Türkei immer und immer mehr in eine Richtung drängen, die sie einst mal in die Ruinen trieb.