@Jazman Jazman schrieb:Was kann der Wähler denn auf dem Wahlzettel verhandeln oder gar nach der Wahl, wenn das vorher von einer Partei versprochene danach nicht eingehalten wird?
Die Wähler verhandeln nicht.
Sie wählen einfach die Partei bzw. den Direktkandidaten, der sie ihrer Meinung nach vertreten soll, eben ihren Repräsentanten oder Abgeordneten.
Diese gehören normalerweise einer Partei an, was vom Grundgesetz auch legitimiert ist. Den Parteien wird explizit eine wichtige Aufgabe eingeräumt.
In einer Demokratie ist der Mehrheitswille entscheidend, es ist von Vorteil, wenn man eine Gruppe bildet von Leuten, die in etwa gleiche Ansichten haben. Daher bilden sich Parteien, daher bilden sich auch Fraktionen.
Die Parteien, sofern sie keine absolute Mehrheit bei einer Wahl erringen können, MÜSSEN entweder in eine Koalition eintreten oder es muss sich eine Minderheitenregierung bilden. Eine Minderheitenregierung hat es leider insofern schwer, als das Parlament ohne weiteres Entscheidungen und Vorschläge blockieren kann, was effektives Arbeiten sehr erschwert.
Eine Koalition aus zwei oder mehr Parteien ist also sinnvoller. Weil es sich hier um verschiedene Parteien handelt, haben sie nicht exakt die gleichen Ansichten, in einer Koalition wird es also unumgänglich sein, dass sie einen Teil ihrer Programme abändern.
Man kann sich das aussuchen: Entweder definiert man wirklich wichtige Grundsätze und lässt weniger wichtige Inhalte eben fallen zu Gunsten der Möglichkeit, überhaupt etwas zu bewirken oder man bleibt hundertprozentig bei seinem Programm und muss dann eben auf eine absolute Mehrheit hoffen oder in die Opposition gehen
;)Verstehe ich nicht, warum man sowas Wahlbetrug nennen will. Es gehört zu einer Demokratie dazu, zu verhandeln und seine Standpunkte auch mal zu revidieren.
Jazman schrieb:Und das gilt für Politiker und/oder Abgeordnete nicht? Die sind also keinesfalls manipulierbar z.B. durch persönliche Interessen, Lobbyismus oder gar Korruption?
Es sind weniger Leute, man merkt es also deutlich schneller. Und mir zumindest fällt abgesehen von der NPD gerade kein bedeutenderer Politiker ein, den ich als gefährlichen Extremisten und Hetzer bezeichnen würde.
Zudem kontrollieren Volk und Medien die Politiker ja mit - aber wer kontrolliert das Volk, wenn es blind Populisten hinter her rennt?
interrobang schrieb:Wann hat denn die letzte "bundesweite Abstimmung" stattgefunden? Ist es nicht des Volkssouveräns vornehmste Aufgabe in letzter Instanz über sich selbst zu bestimmen, z. B. über seine Verfassung, sein Territorium, seine Währung und anderes mehr?
Am 22.9.2013 war die letzte Bundestagswahl
;)Da durften bundesweit die Wahlberechtigten abstimmen, wer als nächstes in den Bundestag kommt und in die Bundesregierung. Wo ist das Problem?
Weiss auch nicht, warum man jetzt so pathetisch werden muss, von wegen ,,der Volkssouverän muss über sein Territorium abstimmen? Wieso müssen wir denn jetzt über die deutschen Staatsgrenzen abstimmen?
:DWenn also eine Mehrheit des Volkes gerne das ehemalige Sudetendeutschland wiederhaben möchte, gehört uns das wieder?
Es geht aber hierbei eher um das undemokratische vorenthalten von Rechten, welche dem Volk als Gemeinschaft aber auch dem einzelnen darin, gegeben sind, z. B. das ausüben der verfassungsgebenden Gewalt als auch das ausüben von Staatsgewalt gemäß Art.20 (2) "Sie (die Staatsgewalt) wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen ... ausgeübt."
Wann hat denn die letzte "bundesweite Abstimmung" stattgefunden? Ist es nicht des Volkssouveräns vornehmste Aufgabe in letzter Instanz über sich selbst zu bestimmen, z. B. über seine Verfassung, sein Territorium, seine Währung und anderes mehr?
Wenn es dich prinzipiell nicht stört und du dich persönlich damit zufrieden gibst nicht Teil des Volksouveräns zu sein zu wollen, der seine vorhandenen Rechte wahrnehmen und ausüben darf, dann werde mit dieser Einstellung glücklich, aber andere Menschen empfinden das für sich anders.
Nur mal so aus Neugier, was wäre denn das nächste Recht was du dir widerstandslos vorenthalten lassen würdest, das Wahlrecht, die Meinungsfreiheit, die Versammlungsfreiheit, oder gar die körperliche Unversehrtheit?
Was für Rechte werden uns denn demokratisch vorenthalten?
Fällt mir jetzt spontan nichts ein. Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren.
Meinungsfreiheit, Wahlrecht, Versammlungsfreiheit und körperliche Unversehrtheit wird niemandem vorenthalten.
Jazman schrieb:Was letztendlich inhaltlich in der Verfassung nach dem Grundgesetz stehen sollte und wird, entscheidet ein vom Volk dafür eingesetztes oder gewähltes Gremium welches Verfassungsentwürfe ausarbeitet und diese dem Volk zur Entscheidung vorlegen wird.
Dieses Gremium wird sich natürlich auch mit Eingaben und Vorschlägen aus dem Volk heraus befassen müssen, wobei ich davon ausgehe, dass es sich dabei um gesellschaftlich relevante Vorschläge handeln wird, die einer verfassungsrechtlichen Regulierung bedürfen.
Letztendlich stimmt das Volk als demokratischer Souverän selbst darüber ab, welcher Vorschlag als Verfassung angenommen wird.
Nun da frag ich doch einfach mal: Wenn das Volk gerne einen ganzen Katalog an Todesstrafen haben möchte, ist das dann akzeptabel?
Wenn das Volk das ,,Deutschtum" zur Staatsräson erklärt, ist das korrekt?
Wenn wir die Gleichberechtigung abschaffen, weil es das Volk so entscheidet - richtig?
ICH gebe nicht so viel auf den Namen ,,Verfassung" oder ,,Grundgesetz", DU scheinbar schon
;)Wenn die meisten Leute offenbar mit dem Grundgesetz zufrieden sind, wozu muss dann unbedingt daraus eine ,,Verfassung" gemacht werden?