Politik
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Armut in Deutschland

1.248 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Deutschland, Armut, Lebensmittel ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Armut in Deutschland

24.11.2017 um 18:59
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Das gibt's doch leider nur in manchen Ländern oder Städten, nicht in allen.
Das Sozialticket kostet ja. Und das überall unterschiedlich viel, ist also auch jetzt schon nicht wirklich fair, denn einen Landkreis weiter zahle ich schon wieder weniger, in noch nem anderen kostet das reguläre Ticket kaum mehr als hier das Sozialticket usw.


melden

Armut in Deutschland

24.11.2017 um 19:02
Zitat von neugierchenneugierchen schrieb:Ich habe mein Haus extra danach gesucht das es optimal an den ÖPNV angeschlossen ist. Dieses Luxusgut kennen viele nicht einmal.
Ich hatte sowas, musste das Haus dann aber aufgeben :((. Ich vermisse es. Ich hasse Autofahren und finde es ökologisch auch überhaupt nicht sinnvoll. Bei mir hat sich die Situation nun "entschärft", da zwei meiner Kinder für die weiterführende Schule sowieso eine Busfahrkarte haben. Aber sonst mit fünf Leuten ...


melden

Armut in Deutschland

24.11.2017 um 19:06
@MissMary
Ist nicht ökologisch, und da ich beruflich wirklich viel unterwegs war habe ich es genossen in der Bahn oder dem Flugzeug ein wenig entspannen oder arbeiten zu können. Bei einem drittel der Termine ist man aber mindestens auf das Auto angewiesen, da die Anschlüsse sehr schlecht sind, oder schlicht kein ÖPNV vorhanden ist.

Als Familie ist es eh bitter, alles sehr teuer. Hier kann man wenigstens eine Erwachsene Person und vier Kinder kostenlos mitnehmen wenn man eine Zeitkarte hat. Täglich ab 19 Uhr und am Wochenende, Feiertags ganztags. Das ist ein Riesenfortschritt. Aber eben nur für Städter und ausgewählte Ortschaften. Das darf man nie vergessen.

Habe gerade geschaut, ein Abo kostet bei uns 58 Euro mtl, und das Sozialticket 38

Ich habe die Bahncard 100 First, darf überall im ÖPNV kostenlos fahren. Vielleicht wäre das für alle auch eine Lösung das der aus Hannover mit Zeitkarte auch mal kostenlos in Bremen fahren kann.


1x zitiertmelden

Armut in Deutschland

24.11.2017 um 19:13
Zitat von neugierchenneugierchen schrieb:in der Bahn oder dem Flugzeug ein wenig entspannen oder arbeiten zu können.
Ich fahre gerne mit dem Zug in die Großstadt (Baden-Württemberg-Ticket). Da hängen aber immer wirklich seltsame Menschen rum ... oft ist jeder Fensterplatz besetzt, dass wir uns auf fünf Einzelsitze verteilen müssen. Jetzt sind die Kids etwas größer, da ist das kein so großes Problem mehr (es gab eine Weile überhaupt kein Familienabteil), aber als sie klein waren, war das echt doof. War auch niemand bereit, einen zusammensitzen zu lassen.

Wie gesagt, mitunter auch alkoholisierte Leute ... natürlich auch viele "Normale". Je nachdem, wo man hinfährt. Letztes Jahr waren die Zugtoiletten ausgefallen, da es nachts sehr kalt war ... gut, dass das Kind, das aufs Klo musste, ein Junge war :).
Von daher ... stehe ich inzwischen auch dem öffentlichen Nahverkehr etwas skeptisch gegenüber.
Zitat von neugierchenneugierchen schrieb:Hier kann man wenigstens eine Erwachsene Person und vier Kinder kostenlos mitnehmen wenn man eine Zeitkarte hat. Täglich ab 19 Uhr und am Wochenende Feiertags ganztags. Das ist ein Riesenfortschritt. Aber eben nur für Städter und ausgewählte Ortschaften.
So ist es bei uns auch. Ich lebe aber (noch) sehr nahe an meiner Arbeitsstelle, ich kann hinlaufen. Daher habe ich keine Zeitkarte. Ab und an mal fahren ist eben mega-teuer, schon für eine Person. Für fünf völlig unrentabel, wenn man auf Alternativen (z.B. das heimische Auto) zurückgreifen kann. Irgendwie ist die Preispolitik da nicht ausgeklügelt.

Bei uns hängen die weit entfernten Dörfer an einem Rufbus, der aber immer 3€ extra kostet, wenn er gerufen wird. Da kannst du als Einzelperson gleich mal 10€ und mehr für wenige Kilometer einplanen. Das ist auch so eine Fehlplanung. Ein Haufen Rentner(und vor allem -innen) sitzt abends im Dorf fest, weil für sie 10€ zu viel sind, mal wo hin zu fahren.


1x zitiertmelden

Armut in Deutschland

24.11.2017 um 19:18
@MissMary
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Bei uns hängen die weit entfernten Dörfer an einem Rufbus, der aber immer 3€ extra kostet, wenn er gerufen wird. Da kannst du als Einzelperson gleich mal 10€ und mehr für wenige Kilometer einplanen. Das ist auch so eine Fehlplanung. Ein Haufen Rentner(und vor allem -innen) sitzt abends im Dorf fest, weil für sie 10€ zu viel sind, mal wo hin zu fahren.
Da kann man doch gleich Taxi fahren.
Bei so einem Rufbus dürfte es gar nicht pro Person sein, sondern wie bei Taxi, pro Fahrzeug.
Da könnten die Rentner sich den Bus teilen und jeder würde viel weniger zahlen.


1x zitiertmelden

Armut in Deutschland

24.11.2017 um 19:19
@MissMary
In Norddeutschland sind nicht die Zuginsassen das Problem sondern viele Personen die den Bahnhof und die Umgebung als Aufenhaltsort nutzen ... sehr vertrauenserweckend und für allein reisende Frauen nicht besonders toll, leider.

Das ist das nächste Thema des ÖPNV und der Gesellschaft, die Sicherheit, aber dafür ist das der falsche Thread.


1x zitiertmelden

Armut in Deutschland

24.11.2017 um 19:25
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Da könnten die Rentner sich den Bus teilen und jeder würde viel weniger zahlen.
Das ist glaube ich auch so. Aber dann hängst du total fest ... bist auf eine Rückfahrtszeit festgelegt und schaust den ganzen Abend auf die Uhr. Und - du musst an der gleichen Haltestelle ein und aussteigen. Ich glaube, so ist die Regelung. Eventuell wird nun aber per Person abgerechnet. Weiß das nur von meiner Tante, die daher abends nicht mehr aus dem Haus geht (und, weil am Busbahnhof mitunter ein illustres Publikum ist, der Weg vom Theater (wo sie hingeht) oder der Kirche zum Bus auch nicht der sicherste ist.
Zitat von neugierchenneugierchen schrieb:In Norddeutschland sind nicht die Zuginsassen das Problem sondern viele Personen die den Bahnhof und die Umgebung als Aufenhaltsort nutzen ... sehr vertrauenserweckend und für allein reisende Frauen nicht besonders toll, leider.
Das ist hier in Süddeutschland auch nicht anders. Leider. Zudem riecht der Bahnhof wie ein großes Klo .... Mitunter schlafen dort auch viele Obdachlose (die ich nun als eher "ungefährlich" einstufe).
Zitat von neugierchenneugierchen schrieb:Das ist das nächste Thema des ÖPNV und der Gesellschaft, die Sicherheit, aber dafür ist das der falsche Thread.
Das stimmt auch, wobei die Immobilität schon auch ein Armutsmarker ist ... um mal wieder den Bogen zu schlagen. Habe ich wenig Geld, versuche ich, dass der Transport möglichst nichts kostet. Bin ich jung, bewerkstellige ich das noch mit Schusters Rappen oder dem Fahrrad. Bin ich älter oder habe Kinder oder bin körperlich eingeschränkt, dann hast du schon wieder ein Problem, das auch eine Bushaltestelle vor deiner Tür nicht löst.


1x zitiertmelden

Armut in Deutschland

24.11.2017 um 19:28
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Mitunter schlafen dort auch viele Obdachlose (die ich nun als eher "ungefährlich" einstufe).
Ja, für die habe ich zumindest bei Regen und Kälte durchaus Verständnis. Wo sollen sie sonst hin. Diese sind in der Regel auch nicht aggresiv und auf plumpen "Frauenfang"


melden

Armut in Deutschland

24.11.2017 um 19:38
@MissMary
Wie gesagt, ich koche regelmäßig vor Wut, weil er sich einfach völlig bereichert. Vor dem Mindestlohn war der normale Stundenlohn dort um die 5€ (und wir reden von einem gutbürgerlichen Restaurant, nicht von einem abgehalfterten Bierschuppen), weil er das Trinkgeld voll eingepreist hat.
jetzt wäre für mich mal interessant, wie es nach dem Mindestlohn aussieht?
Also ich meine wenn man die Überstunden mit einpreist, auf was für einen Stundenlohn man dann kommt? Bleibts dann sozusagen bei den 5 Euro?

In der Reinigungsbranche umgehen die auch den Mindestlohn mittels unbezahlter Überstunden.
Einfach nur übel was hier läuft, ausbeutungsmäßig.


1x zitiertmelden

Armut in Deutschland

24.11.2017 um 23:07
Zitat von OptimistOptimist schrieb:jetzt wäre für mich mal interessant, wie es nach dem Mindestlohn aussieht?
Also ich meine wenn man die Überstunden mit einpreist, auf was für einen Stundenlohn man dann kommt? Bleibts dann sozusagen bei den 5 Euro?

In der Reinigungsbranche umgehen die auch den Mindestlohn mittels unbezahlter Überstunden.
Die fünf Euro waren praktisch der "Basislohn" früher, alles Trinkgeld durfte behalten werden, musste aber mit dem "Hintergrund", also der Küche etc. geteilt werden. Da gab es mitunter gute Abende. Dann gab es Abende, wo eine Firma beispielsweise ihre Weihnachtsfeier feierte, Umsätze von lass sagen 2500€ generierte und generieren durfte und wo wirklich so lange bestellt wurde, bis dieses Limit erreicht war - da gab es dann mitunter 0€ für den langen Abend. Die Regel, dass der Lohn nur bezahlt wird, solange auf ist, gab es schon immer. An solchen Abenden ist der Stundenlohn dann unter 5€ gerutscht - klar, du musstest ja noch zwei Stunden dranhängen und aufräumen.

Jetzt verdient man den Mindestlohn minus der Zeit, die man hinten dran hängen muss, die nicht bezahlt wird. Das Trinkgeld wird nun kompett abgegeben und man bekommt einen Miniteil zurück, praktisch als Bonus - das ist umsatzabhängig, wobei du den Umsatz oft nicht beeinflussen kannst. Sprich: Sitzen zwei Leute in deinem Service, die den gesamten Samstagabend nur zwei Bier umsetzen, dann hast du halt Pech gehabt.

Es gibt hier aber schon Gastrobetriebe, wo du grundsätzlich 10% oder so vom Umsatz + Trinkgeld verdienst. An tollen Abenden - super. Bei Flaute läufst du dann wieder mit einem Stundenlohn von 3€ heim. Und du bringst dein eigenes Wechselgeld etc, passiert dir ein Fehler, hast du eben Pech gehabt.

Da, wo mein Mann arbeitet, weil du die Reinigungsbranche ansprichst, gibt es auch ein Hotel. Da wurde nach Einführung des Mindestlohnes bei den Zimmermädchen auf Bezahlung pro Raum umgestellt. Sprich, du bekommst nun glaube ich 5€ für jedes geputzte Hotelzimmer, im Schnitt schaffst du zwei komplett in der Stunde ... wenn nicht ... der Gast zu spät auscheckt, voll das Chaos hinterlassen hat, eigentlich schon ausgecheckt hat, aber doch nochmal zurückkommt und duscht, dann sinkt dein Stundenlohn, weil du ja ggf. noch ne gute halbe Stunde warten musst, bis du das Zimmer endlich machen kannst.... Das ist dennoch ein superbeliebter Job bei jungen Familienmüttern, da du schnell angelernt bist und mal eben am Wochenende für drei bis vier Stunden arbeitest.

Von Arbeitgeberseite her: seit es die Internetbewertungen gibt, kannst du das gar nicht als Vollzeitstelle mehr vergeben, da der Gast, wann auch immer er anreist, eigentlich das Zimmer beziehen möchte, du lässt also möglichst viele Zimmermädchen möglichst kurz putzen, damit die Zimmer wieder einsatzfähig sind. Sprich: Übernachtungsgast X checkt morgens um 9 Uhr aus. Sofort wird dieses Zimmer gerichtet, da, falls jemand um 9.30 einchecken möchte, möglichst ein Zimmer fertig sein muss. Du bist als Zimmermädchen aber langsamer, wenn du Zimmer für Zimmer arbeitest. Manche machen es dann so, dass sie zusammengehen - die eine macht dann Betten, die andere Bäder. Da musst du dem Partner aber vertrauen, stimmt im Zimmer was nicht, verlierst du sonst deinen Job. Daher machen lieber viele das Zimmer für Zimmer System alleine und nehmen in Kauf, dass sie eben länger bleiben und dadurch der Stundenlohn sinkt.


melden

Armut in Deutschland

24.11.2017 um 23:37
@MissMary
interessant.

Ich kann mir vorstellen, dass es durch die Überstunden es dann eben doch nur bei den ca. 5 Euro bleibt (wie früher) - unabhängig jetzt mal vom Trinkgeld.


melden
yuva ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

Armut in Deutschland

25.11.2017 um 01:04
Genau das sind Auswirkungen der Gleichmacherei und Verbote (Linke, SPD, Grüne). Nimm den Mindestlohn und schon werden diejenigen, die oben stehen, dafür sorgen, dass, wo immer es möglich ist, auch nur Mindestlohn bezahlt wird.
Nimm das BGE und schon werden diejenigen, die oben stehen, dafür sorgen, dass, wo immer es möglich ist, auch nur das BGE zur Auszahlung kommt. Und es wird immer diejenigen da oben geben, ganz sicher!

In diesem System sind die Verlierer auf jeden Fall diejenigen, die arbeiten und Beiträge zahlen. Bis auf irgendwann einmal, wenn keiner mehr Bock hat zu arbeiten, weil er nur noch Abgaben zu leisten hat. Dann ist das BGE nicht mehr finanzierbar.
Ich wünsche allseits gute Reise.


1x zitiertmelden

Armut in Deutschland

25.11.2017 um 01:15
@yuva
Genau das sind Auswirkungen der Gleichmacherei und Verbote (Linke, SPD, Grüne). Nimm den Mindestlohn und schon werden diejenigen, die oben stehen, dafür sorgen, dass, wo immer es möglich ist, auch nur Mindestlohn bezahlt wird.
das kann man nicht so pauschal sagen.
Es gibt einige Branchen, wo es mit dem Mindestlohn klappt, wo am Ende die AN tatsächlich diesen bekommen ohne Überstunden oder andere Tricks.


2x zitiertmelden
yuva ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

Armut in Deutschland

25.11.2017 um 01:30
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Es gibt einige Branchen, wo es mit dem Mindestlohn klappt, wo am Ende die AN tatsächlich diesen bekommen ohne Überstunden oder andere Tricks.
Ja, aber doch nur, weil man sie vorher dahin gebracht hat, dass sie eben unterbezahlt wurden. Das ist doch genau der Punkt: Diejenigen, die arbeiten, sollen auch davon leben können! Und ich rede hier nicht von irgendwelchen Aushilfsjobs, die man mal macht, weil man Langeweile hat oder seinen Dispo ausgleichen muss!


1x zitiertmelden

Armut in Deutschland

25.11.2017 um 01:47
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Es gibt einige Branchen, wo es mit dem Mindestlohn klappt, wo am Ende die AN tatsächlich diesen bekommen ohne Überstunden oder andere Tricks.
Zitat von yuvayuva schrieb:Ja, aber doch nur, weil man sie vorher dahin gebracht hat, dass sie eben unterbezahlt wurden.
das stimmt schon. Aber wenigstens wurde das so halbwegs korrigiert (wenn auch noch nicht ausreichend vielleicht, aber besser als gar kein Mindestlohn finde ich).

Aber davon ab, stell dir mal vor, in einem Betrieb würden sich alle absprechen und einig sein dies und das sich nicht mehr gefallen zu lassen (auch keinen zu niedrigen Lohn).
Ob der AG dann alle auf einmal kündigen oder doch lieber darauf eingehen würde?  ;) (ja ich weiß, Utopie :) )


1x zitiertmelden

Armut in Deutschland

25.11.2017 um 09:06
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Aber davon ab, stell dir mal vor, in einem Betrieb würden sich alle absprechen und einig sein dies und das sich nicht mehr gefallen zu lassen (auch keinen zu niedrigen Lohn).
Das haut nie hin, weil du die Langzeitperspektive im Blick hast. Also besser länger einen Job mit wenig Geld als danach gar keinen mehr. Du bist da völlig in der Hand deines Arbeitgebers, es sei denn, du wohnst in einer Großstadt. Dann gibt es in jedem Job Vor- und Nachteile, die abgewägt werden müssen.

Ich habe mal in einem Gastrobetrieb gearbeitet, da war das so ... da hat die Belegschaft gekündigt ... Streitpunkt war eine Weihnachtsfeier, auf der es kein Trinkgeld gab, die fünf Kellner 5% oder so dieser Pauschale verdienten, die Gäste ewig saßen und man sie nicht auffordern durfte zu gehen und danach musste noch für das Frühstück am nächsten Morgen geputzt und eingedeckt werden. Man saß also stundenlang rum und wartete darauf, dass die Weihnachtsfeier, die mit einer Pauschale feierte, ging. Was passierte? Nichts! Es gab so viele 450€ Kräfte, dass man das aufgefangen hat. Relativ problemlos. Das Arbeitsamt machte Zicken und vier Wochen später arbeiteten alle wieder da ... Stimmung war Scheiße ... aber sie arbeiteten wieder.

Wir sind als Familie dieses Jahr völlig unverschuldet in eine große Finanzkrise geschlittert. Rational überlegt, was zu tun ist, rief ich einen alten Arbeitgeber an und fragte nach einem 450€ Job. Es war Urlaubszeit und ich konnte Anfang August wirklich 300€ dazu verdienen, worüber ich super froh war (drei Kinder, die im September Schulmaterialien brauchen, Mensakonten, die gefüttert werden müssen). Die Seniorchefin (die genau wusste, wie es finanziell steht) kam noch und erzählte uns, dass sie, wenn alles wieder "normal" wäre, in Urlaub fahren würde. Gut.

Ich wartete den gesamten September über vergeblich auf meinen Lohn. Dass sie nicht ganz pünklich zahlen, wusste ich schon von vorherigen Aushilfsjobs da. Als ich im Oktober wieder einen Tag angeboten bekam, fragte ich mal vorsichtig nach (die Seniorchefin nimmt sowas total persönlich und beschließt dann einfach, dass du nicht mehr kommen darfst, weil sie "unfehlbar" ist). Antwort: Die Seniorchefin hätte doch gesagt, dass sie im Urlaub ist und hätte sich erst danach kümmern können. Klar hätte ich mich beschweren können. Damit wäre aber auch mein Aushilfsjob weg gewesen. Weißt du, was ich meine?

Bei meinem Mann das gleiche. Das Gehalt kommt irgendwann ... meist zwischen dem 7. und dem 16.  Er hat einen Vertrag über wenige Stunden. Ist so, wie wenn du bei LIDL arbeitest, die geben dir auch einen Vertrag über 25-30 Stunden, wenn du krank wirst, bekommst du nur diese Stunden bezahlt. Dann wirst du immer gefragt, ob du "extra" kommen möchtest. Die meisten wollen. So kann man sich auch flexible Arbeitnehmer ranzüchten. Ich höre das von vielen Freunden. Oder, dass man einen sechs Monatsvertrag bekommt, sich abstrampelt, nochmals einen 6 Monatsvertrag bekommt ....


melden

Armut in Deutschland

25.11.2017 um 09:25
Zitat von yuvayuva schrieb:Nimm das BGE und schon werden diejenigen, die oben stehen, dafür sorgen, dass, wo immer es möglich ist, auch nur das BGE zur Auszahlung kommt. Und es wird immer diejenigen da oben geben, ganz sicher!
Welche Alternative hast Du denn? Es muss doch einfach LEute geben die auch Jobs anbieten. Natürlich sind unter denen, wie in der anderen Gesellschaft auch Personen ohne sozialem Gewissen. Aber die Mehrheit bezahlt die Leute schon anständig und pünktlich. Unter anderem ein Garant dafür das die Leute motiviert zur Arbeit kommen und gerne für den Betrieb arbeiten. Lust kann man nämlich nicht einsparen wenn man betriebswirtschaftlich denkt und erfolgreich sein möchte.

Kommunismus, ein Weg für Träumer, das hält keinem Realitätscheck stand.

Wie wäre denn Dein Weg um aus der Spirale rauszukommen? Wie ist Deine Finanzierung des BGE, Hartz 4 oder was auch immer.

Inhabergeführte Unternehmen sorgen sich auch mehr um ihr Personal als fremdgesteuerte. Denn sie mögen den langfristigen Erfolg und nicht ein paar tolle Quartalszahlen. Denk mal drüber nach .... genau wie sie für Ihren Absatz gutverdienende Leute benötigen, an Armen kannst Du nämlich nur wenig Umsatz generieren.


1x zitiertmelden

Armut in Deutschland

25.11.2017 um 09:52
@neugierchen
Zitat von neugierchenneugierchen schrieb:Inhabergeführte Unternehmen sorgen sich auch mehr um ihr Personal als fremdgesteuerte. Denn sie mögen den langfristigen Erfolg und nicht ein paar tolle Quartalszahlen. ....
Das kann ich bestätigen. Kenne einige Kleinbetriebe.
Da arbeiten auch die Chefs mit, machen sich teilweise psychisch und physisch richtig kaputt um den Betrieb erhalten zu können und den Mitarbeitern soll es eben auch gut gehen, sonst bekommen sie niemanden. Das sind Handwerksbetriebe.
Denke aber das ist wirklich von Branche zu Branche sehr unterschiedlich.
Zitat von neugierchenneugierchen schrieb:Lust kann man nämlich nicht einsparen wenn man betriebswirtschaftlich denkt und erfolgreich sein möchte.
Das mag z.B. in Handwerksbetrieben so sein - wo man nicht so leicht GUTE Fachkräfte bekommt.
Jedoch gerade z.B. in der Hotelbranche und Reinigungsbranche sieht das wieder bissel anders aus. Die Motivation kommt hier nicht durch das Gehalt und Zuspruch, sondern über das Generieren von Angst (Jobverlust...) - sozusagen "negative Motivation". Scheint halt genauso zu funktionieren und das wissen solche AG.

@MissMary
ich verstehe alles was du geschrieben hast.
Ist wirklich traurig, dass die Not teilweise so ausgenutzt werden kann.


1x zitiertmelden

Armut in Deutschland

25.11.2017 um 10:23
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Das kann ich bestätigen. Kenne einige Kleinbetriebe.
Da arbeiten auch die Chefs mit, machen sich teilweise psychisch und physisch richtig kaputt um den Betrieb erhalten zu können und den Mitarbeitern soll es eben auch gut gehen, sonst bekommen sie niemanden. Das sind Handwerksbetriebe.
Da ist das Verhältnis aber ganz anders. Mein Opa hatte hier im Ort eine Bäckerei ... vor vielen Jahren, als man noch wirklich gebacken hat, mit einem Gesellen. Die haben sich gegenseitig zu Familienfesten (Hochzeit des Gesellen, runder Geburtstag des Opas) eingeladen.

Als Opa wirklich mal flach lag hat der Geselle nicht auf die Einhaltung seiner Arbeitszeit gepocht, sondern hat die Bäckerei alleine geschmissen und alles so gebacken, als ob sie zu zweit wären. Da kam z.T. noch die Frau und hat mitgeholfen. Als der Geselle in einer Ehekrise steckte und zu betrunken war, zur Arbeit zu erscheinen, zog er mal eine Weile bei meinem Opa ein, bis sich die Lage stabilisierte. Das ist in einem größeren Betrieb heute undenkbar.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:neugierchen schrieb:
Lust kann man nämlich nicht einsparen wenn man betriebswirtschaftlich denkt und erfolgreich sein möchte.
Mhh ... ich arbeite glücklicherweise im Erstjob auf einer sehr soliden Stelle. Da gibt es dann wieder Arbeitnehmer, die das ausnutzen, ständig krankfeiern ... da ist nichts mit Solidarität. Irgendwie sind die nie zufrieden. Ich sehe ja an meinem Mann und meinen Erfahrungen im Zweitjob, wie böse es da draußen zugehen kann. Das wird komplett ausgeblendet. Man meckert und heult und wechselt wegen 2,50€ die Stelle. Die Seite gibt es auch.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Jedoch gerade z.B. in der Hotelbranche und Reinigungsbranche sieht das wieder bissel anders aus. Die Motivation kommt hier nicht durch das Gehalt und Zuspruch, sondern über das Generieren von Angst (Jobverlust...) - sozusagen "negative Motivation".
So ist es. Und klar hast du auf dem Papier ganz viele Rechte. Aber du weißt genau, was passiert, wenn du die einforderst. Und wie gesagt, kein Job ist oft schlimmer als ein schlechter, mieser Job. Und das ist nicht nur in den klassischen "ungelernten" Betrieben so.

Eine Bekannte (Ärtzin) wollte unbedingt an eine Forschungsstelle an einer renommierten Uniklinik. Bekommen hat sie eine Halbtagsstelle (öffentlicher Dienst). Erwartet wurde Vollzeitarbeit. Sie hat ein Jahr lang in einer Besenkammer gehaust und sich wirklich den Hintern aufgerissen, mehr als 40+ Stunden gearbeitet, von denen genau 20 Stunden bezahlt wurden, mit der Perspektive, nach einem Jahr zum Team zu gehören, den Job in den Lebenslauf zu schreiben. Nach genau einem Jahr wurde die Stelle neu besetzt (also sowohl ihre 20+ Stunden als auch die Vollzeitstelle, die sie sich erträumt hatte). Begründung: Sie wäre einfach nicht gut/ innovativ / fleißig genug gewesen. Wenn sie die Füße stillhält, bekäme sie aber ein gutes Arbeitszeugnis. Rate, was passiert ist ....


melden

Armut in Deutschland

25.11.2017 um 10:33
@MissMary
Rate, was passiert ist ....
sie hielt die Füße still und bekam trotzdem kein gutes Arbeitszeugnis?

Echt fies, was teilweise so läuft. Ich könnte auch einige Sachen erzählen. Allerdings auch einiges Positive.
Gibt eben überall solche und solche. Die Frage ist nur immer zu wieviel  Prozent jeweils?


1x zitiertmelden