Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

eckhart schrieb:echt? politisch korrekt oder gefühlt?

Rechtsextrem und Nazi sind nicht unbedingt Synonyme ;)

emz schrieb:Rechtsextrem und Nazi sind nicht unbedingt Synonyme ;)

@emz
Wenn Du mich bitte aufklären würdest, wären Dir sicher alle Forenmitglieder dankbar.

eckhart schrieb:Wenn Du mich bitte aufklären würdest, wären Dir sicher alle Forenmitglieder dankbar.

Die Frage war, wieso Nazis auf Richterstühlen sitzen. Du gehst in deinen Überlegungen hierzu auf Rechtsextremisten ein.
Und ich meine, Rechtsextreme sind nicht immer zwingend mit Nazis gleichzusetzen.

emz schrieb:Und ich meine, Rechtsextreme sind nicht immer zwingend mit Nazis gleichzusetzen.

Doch. Du kannst uns natürlich die weltbewegenden Unterschiede gerne aufzählen,
wie @eckhart vorschlug.

Da wäre ich auch sehr gespannt.

Wenn Ihr sie einfach Faschisten nennt, könnt Ihr diese Strohmanndiskussionen direkt beenden und zum Thema zurückkehren.

Holzer2.0 schrieb:Wenn Ihr sie einfach Faschisten nennt, könnt Ihr diese Strohmanndiskussionen direkt beenden und zum Thema zurückkehren.

Richtig!
Oder Rechtsextremisten, oder Nazis.

Zum Thema zurückzukehren, ist insofern wichtig, die eigentliche Bedrohung nicht aus den Augen zu verlieren.
Beitrag von eckhart (Seite 273)

Razzia am Mittwoch: Polizei deckt mutmaßliche Anschlagspläne auf
Am frühen Mittwochmorgen hatten knapp 300 Beamte in Neumarkt in der Oberpfalz Durchsuchungen in mehreren Wohnungen durchgeführt. Die Aktion richtete sich gegen Verdächtige im Alter von 34 bis 59 Jahren. Sie sollen Anschläge auf Freileitungsmasten von großen Stromtrassen geplant haben, um die Stromversorgung in großen Teilen der Bundesrepublik lahmzulegen.

Quelle: https://www.focus.de/panorama/razzia-in-der-oberpfalz-reichsbuerger-sollen-anschlaege-auf-stromtrassen-geplant-haben_id_76658768.html

Ungewöhnliche Töne im focus
Welchen Terror die Zerstörung der Energieinfrastruktur hervorzurufen vermag, erfahren wir täglich aus der Ukraine!
Die Gefährder, die zumeist auf der Seite Putins stehen, wollen nicht nur spielen!

@eckhart


Vieles wackelt zurzeit, schon ein bisschen beängstigend.

Wie kommt man auf solche ideen? Was bewegt diesen menschen dazu? Wie kann es soweit kommen?
Sind echt fragen die ich mir stelle.

eckhart schrieb:Welchen Terror die Zerstörung der Energieinfrastruktur hervorzurufen vermag, erfahren wir täglich aus der Ukraine!
Die Gefährder, die zumeist auf der Seite Putins stehen, wollen nicht nur spielen!

eckhart schrieb:Ungewöhnliche Töne im focus

Was heißt ungewöhnlich für den Focus, ist halt eine dpa-Meldung, die der Spiegel im März auch nicht viel anders abgedruckt hat.
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/neumarkt-in-der-oberpfalz-maenner-wollten-offenbar-stromtrassen-sabotieren-verbindungen-in-reichsbuerger-szene-a-79d2846b-40ba-40e2-a27d-d2ca27c4f004

Was ich mich nur frage, um welche Stromtrassen ging es dabei? Um die, die noch in Planung sind? Also ich habe dazu nichts mehr gelesen in den folgenden Monaten.

emz schrieb:um welche Stromtrassen ging es dabei?

Als wenns keine gäbe, die in Betrieb befindlich sind.

In mancherlei Hinsicht fing die Arbeit mit dem 7. Dezember, dem Tag der Razzia, erst richtig an: Alles, was an Handys, Datenträgern und Dokumenten beschlagnahmt wurde, muss nun ausgewertet werden. Beschuldigte und Zeugen müssen vernommen werden.
Auf diese Weise werden die Ermittler in den kommenden Wochen und Monaten einen tiefen Einblick ins Innenleben der Gruppe erhalten. Bei rund 130 durchsuchten Objekten und 52 Beschuldigten in diesem Verfahren ist das eine Mammutaufgabe.
Doppelt so groß wie angenommen Wenige Tage nach den Durchsuchungen hat sich das Bild bereits deutlich verändert: Demnach sieht es danach aus, dass die Gruppe tatsächlich mehr als doppelt so groß sein könnte als bis dahin angenommen.

Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/reichsbuerger-razzien-ermittlungen-101.html

eckhart schrieb:emz schrieb:
um welche Stromtrassen ging es dabei?

Als wenns keine gäbe, die in Betrieb befindlich sind.

Hilft jetzt auch nicht viel weiter. Es bleibt ein Geheimnis, was geplant gewesen sein könnte.
Deshalb meine leichte Ironie, die anscheinend nicht wahrgenommen wurde ;)

emz schrieb:Es bleibt ein Geheimnis, was geplant gewesen sein könnte.

Das werden die Behörden schon aus Prinzip und aufgrund der Gefahr von Nachahmungstätern nicht an die große Glocke hängen, das Grundproblem der nicht zu sichernden Infrastruktur besteht ja weiter und lässt sich vermutlich auch nicht beheben.

Hier in der Region haben vor ein paar Jahren mal Tierschutz-Aktivisten einen Strommasten mithilfe eines 'Spezialgeräts' umgelegt um einen bestimmten Betrieb zu schädigen - das war bis auf eine kurze Meldung auch direkt wieder verschwunden, selbst aus der Lokalpresse, weil die Behörden die Gefahr von Trittbrettfahrern so hoch eingeschätzt hat dass da im Prinzip Nachrichtensperre angeordnet wurde, auch darüber wie genau sie das gemacht haben.

bgeoweh schrieb:Das werden die Behörden schon aus Prinzip und aufgrund der Gefahr von Nachahmungstätern nicht an die große Glocke hängen, ...

So neu ist das jetzt auch nicht. Das hat damals schon die RAF praktiziert und in Wackersdorf gab's auch so einige erfolgreiche Anschläge.
Mich hätte viel mehr interessiert, wo denn die Anschläge hätten stattfinden sollen.

Für mich Fakt ist, der Nähe jeder Trasse auf Auffälligkeiten zu achten.

Ninbushi schrieb:Ums mal klar zu sagen: Die Typen sind durchaus gefählich, allerdings in meinen Augen tatsächlich nicht im Großen Maßstab.

Natürlich können sie viel schaden anrichten, z.b. in den Bundestag stürmen, um sich schießen, und Menschen töten. aber die Übernahme der Regierungsgewalt ist Utopisch. Auch das aufstellen dieser "Heimatschutzkompanien" ist illusorisch.

Danke für das große Stück Realismus bzw. den Realitätssinn, den Du in die Diskussion eingebracht hast.

Ninbushi schrieb:Betrachten wir das mal genauer: 280 Kompanien wollten die aufstellen. Ne Kompanie hat ca 100 Mann. (gehen wir mal von Kämpfender Truppe aus) dazu kommen noch mindesten 50 Mann Logistik (Essen, Material, Nachschub usw)
Das wären dann 280 * 150 Mann = 42 000 Personen, die dem neuen "Regime" die Loyalität halten und gehorchen.
Wo sollen die herkommen? Und die Ausrüstung dafür?

Und selbst mit 42000 Mann reißt keiner die Macht an sich.

Diese Reichsidioten stellen keine gesamtgesellschaftliche Bedrohung dar, aber sind im Einzelfall natürlich sehr wohl gefährlich. Die Wahrscheinlichkeit im Straßenverkehr zu sterben ist aber weiterhin ungleich größer.

Mich ängstigt die Entwicklung trotzdem, weil unsere Gesellschaft zusehends in Lager zerfällt. Der gewisse Konsens, das Gemeinschaftsgefühl fehlt, und damit der "Kitt".

Die Macht an sich zu reißen ist das eine, das ist natürlich unrealistisch.

Aber den Bundestag zu stürmen und um sich zu schießen, wie es oben heißt, reicht das nicht? Was, wenn eine AFDlerin so eine Gruppe in den Bundestag lässt und man dann Olaf Scholz und/oder Minister bzw. andere relevante Figuren umbringt oder als Geisel nimmt. Reicht das nicht als relevante Gefahr?

Für mich ist "für den Umsturz reicht es noch nicht" ein recht schwacher Trost.

Cpt.Germanica schrieb:Diese Reichsidioten stellen keine gesamtgesellschaftliche Bedrohung dar, aber sind im Einzelfall natürlich sehr wohl gefährlich. Die Wahrscheinlichkeit im Straßenverkehr zu sterben ist aber weiterhin ungleich größer.

Dies ist aus meiner Sicht ein klares Statement der Verharmlosung, deshalb sehe ich es als gesamtgesellschaftliche Bedrohung sofern es aus der Mitte der Gesellschaft kommen sollte.

Cpt.Germanica schrieb:Diese Reichsidioten stellen keine gesamtgesellschaftliche Bedrohung dar, aber sind im Einzelfall natürlich sehr wohl gefährlich.

Wehret den Anfängen! Hitler und seine willfährigen Helfer hat man auch jahrelang ignoriert oder heruntergespielt.

Die Reichsbürgerszene ist eine Parallelgesellschaft, welche nicht geduldet werden darf.

SvenLE schrieb:Die Reichsbürgerszene ist eine Parallelgesellschaft, welche nicht geduldet werden darf.

Zur Erinnerung:

Im Jahr 2022 sind der Szene der „Reichsbürger“ und „Selbstverwalter“ deutschlandweit etwa 23.000 (2021: 21.000) Personen zuzurechnen.

Bei rund 1.250 (2021: 1.150), also etwa mehr als fünf Prozent davon, handelt es sich um Rechtsextremisten.

Quelle: Verfassungschutz

Diese Zahl für sich allein genommen ist wirklich keine Bedrohung für die FDGO. Allerdings darf man dieses Zahl bzw die Szene nicht isoliert betrachten!

Die letzten Jahre haben offen gelegt, das es große Schnittmengen zwischen Reichsbürgern, Nazis und der Politik, in Form der AfD gibt - neu oder überraschend war das allerdings nicht wirklich. Was überrascht hat war aber, das dieses Gedankengut in der "Mitte der Gesellschaft" angekommen ist. Querdenken und seine Organisationen haben gezeigt, das Menschen unabhängig von der politischen Ausrichtung einen gemeinsamen Nenner gefunden haben und dafür auch zu absurden Handlungen bereit sind (vergl. "Spenden" für Sammelklagen in den USA, für Strafzahlungen diverser "Vorbeter", etc).

In Zeiten vor Corona und Querdenken waren große Teile bemüht, sich bei Demos von Rechten zu distanzieren, nicht mit ihnen in einen Topf geworfen zu werden. Diese Trennung hat sich bei vielen mit Corona erledigt. Dazu kommen latent immer schon vorhandene Schnittmengen, wie zB Esotherik. Es gibt ein schönes Zitat, deren Verfasserin mir grad entfallen ist: "Die Dummheit hat aufgehört sich zu schämen"! Das beschreibt ganz gut, was da passiert ist. Viele sind bereit, für ein gemeinsames Ziel auch mit Menschen mit völlig gegensätzlicher Meinung, und auch Extremisten zusammen zu gehen. Und von denen haben genug gesehen, das man doch mehr als nur eine Gemeinsamkeit hat.

Im Zuge 2015 und der Flüchtlingskrise hat man gesehen, wieviele Menschen mit der damaligen Politik nicht einverstanden waren. Bei der breiten Masse funktionierte es damals noch, sie einfach in die Schmuddelecke neben die AfD zu stellen. Das, und das Herausstellen der Hilfsbereitschaft vieler Menschen hat für ein Bild gesorgt das eine Gesellschaft weit entfernt von Rechts zeigt. Hat man damals bspw. die Leserkommentare in den "Mainstreammedien", von links bis rechts, verfolgt konnte man erkennen, das es eine Diskrepanz zwischen Berichterstattung und dem Eindruck der Menschen gab (auch wenn Leserkommentare nicht repräsentativ sind).

Kurz und knapp, man unterschätze nicht das Potential derer die Toleranz für solche Ideen aufbringen. Es geht nicht mal um aktive Unterstützung - es geht um die passive. Und dazu gehören auch und besonders relativierende Äußerungen.....

SvenLE schrieb:Wehret den Anfängen! Hitler und seine willfährigen Helfer hat man auch jahrelang ignoriert oder heruntergespielt.

Die Reichsbürgerszene ist eine Parallelgesellschaft, welche nicht geduldet werden darf.

Wer duldet sie denn? Der Rechtsstaat ja schon mal nicht. Ich auch nicht. Und du auch nicht. Ist also schon mal eine geringfügig andere Situation als in Weimar.

Müssen wir also nur noch hoffen, dass andere demokratiefeindliche Parallelgesellschaften genauso beherzt hinterfragt werden. Mal sehen .....