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Wer bin Ich?

1.635 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Philosophie, Bewusstsein, Ich ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wer bin Ich?

09.10.2012 um 21:49
@Kayla

Wenn dir etwas egal ist, dann bedarf auch das einer Absicht. In einer solchen Situation willst du nicht, dass etwas Bestimmtes dir etwas bedeutet. Das ist eine eindeutige Absicht.

Betrachten selbst ist eine Handlung/Absicht, egal worauf du sie richtest. :)


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09.10.2012 um 21:53
@oneisenough
Zitat von oneisenoughoneisenough schrieb:Betrachten selbst ist eine Handlung.
Das ist Luftholen auch. Also kann man sehen, hören, atmen, schmecken, riechen, fühlen usw. nicht schon als Absicht bezeichnen. Was ich meine ist bewusstes Wollen, eine bewusste Absicht um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.


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09.10.2012 um 21:56
Eine kleine Verständnisfrage an dich @oneisenough
Zitat von oneisenoughoneisenough schrieb:Ich bin weder derjenige, der im Spiegel zu sehen ist, noch derjenige, der in den Spiegel hineinblickt. Ich bin vielmehr das, was bezeugt, dass es jemanden gibt, der in den Spiegel schaut.
Mit wem identifizierst du hier denjenigen, der in den Spiegel blickt? Welche Entität stellt er für dich dar? Das Spiegelbild ist eindeutig das Abbild des Körpers desjenigen, der in den Spiegel blickt; meinst du also, dass du auch nicht dieser auch ohne Spiegel sehbare Körper bist, welches selbst nur ein Abbild aus dem Selbst darstellt? Also dass du weder das Abbild noch das Abbild des Abbildes bist, als vielmehr dasjenige, welches beide erst erzeugt und enstehen lässt und sich selbst stets vor diesen befindet?


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09.10.2012 um 21:59
@Kayla
Zitat von KaylaKayla schrieb:Also kann man sehen, hören, atmen, schmecken, riechen, fühlen usw. nicht schon als Absicht bezeichnen.
Das alles sind Absichten. Ihr Zweck ist Kommunikation, und zwar der empfangende Teil, den mit seinen Sinnen kann man nichts senden, sondern nur etwas empfangen/bemerken.


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09.10.2012 um 22:03
@oneisenough
Zitat von oneisenoughoneisenough schrieb:den mit seinen Sinnen kann man nichts senden, sondern nur etwas empfangen/bemerken.
Das ist mir schon klar. Wenn ich z.B. Jemandem versehentlich auf den Fuß trete, dann war es nicht in meiner Absicht und ich entschuldige mich dafür, denn ich hatte diesen Jemand zuvor nicht bemerkt, sonst wäre ich ihm ja nicht auf den Fuß getreten. Also wo ist da die absichtliche Handlung ?


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09.10.2012 um 22:05
@libertarian
Zitat von libertarianlibertarian schrieb:Mit wem identifizierst du hier denjenigen, der in den Spiegel blickt? Welche Entität stellt er für dich dar?
Das ist mein kommunikativer Ausdruck in Form eines Körpers, der aber nicht ich bin. Es ist als ein Hilfsmittel zu verstehen, etwas Konstruiertes, ein Ich-Raumzeit-Konstrukt, etwas Vorübergehendes, nichts Reales, aber etwas sehr Wirkungsvolles, denn Kommunikation bedarf Wirkungen.


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09.10.2012 um 22:10
@Kayla
Zitat von KaylaKayla schrieb:Wenn ich z.B. Jemandem versehentlich auf den Fuß trete, dann war es nicht in meiner Absicht und ich entschuldige mich dafür, denn ich hatte diesen Jemand zuvor nicht bemerkt, sonst wäre ich ihm ja nicht auf den Fuß getreten. Also wo ist da die absichtliche Handlung ?
Die Absicht hierbei ist, nicht umzufallen. Ganz einfach.

Dass da ein anderer Fuss im Wege war, nur weil du deinen eigenen Fuss absetzen musst, bedeutet nicht, dass eine absichtslose Handlung vorliegt.


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09.10.2012 um 22:21
@oneisenough
Zitat von oneisenoughoneisenough schrieb:Dass da ein anderer Fuss im Wege war, nur weil du deinen eigenen Fuss absetzen musst, bedeutet nicht, dass eine absichtslose Handlung vorliegt.
Doch die liegt vor, weil ich eben nicht mit Absicht auf diesen anderen Fuß getreten bin, ganz einfach.


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09.10.2012 um 22:30
@Kayla

Natürlich bist du mit Absicht auf diesen anderen Fuss getreten, weil du sonst umgefallen wärst oder zumindest arg aus dem Gleichgewicht geraten wärst. Und das bedeutet Gefahr. Deine Gewohnheiten erlauben das aber nicht, und sie machen einen guten Job, um dich zu beschützen. zumindest die Gewohnheiten, welche deine Motorik übernommen haben, weil du ja nicht jedesmal explizit über jeden einzelnen deiner Schritte nachdenken willst. Schließlich hast du besseres zu tun. :)

Wo, sagtest du, hälst du dich üblicherweise auf? Ich frage wegen meiner Füße, du verstehst? :)


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09.10.2012 um 22:31
@oneisenough

Der Begriff "Ich", ist so wie viele andere Begriffe ein völlig schwammiger Begriff, dem man nach Willkür x-beliebige Attribute beiordnen kann. Es ist ein sinnloses Unterfangen ihn irgendwie mit einer festgelegten Definition festnageln zu wollen, als wäre, das, was wir das "Ich" nennen eine mathematische Größe, die seit Ewigkeiten definiert ist.
Genauso verhält es sich mit Begriffen, wie Seele, Weisheit, Glück... etc.... etc. Was du unter dem "Ich" verstehst, ist dein eigenes Konstrukt, dass genauso wie andere seine Berechtigung hat, oder auch nicht. Ansonsten kann man es den Leuten nicht übel nehmen, wenn sie das "ICH" der Alltagssprache benutzen, oder nicht?


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09.10.2012 um 22:34
@oneisenough
Zitat von oneisenoughoneisenough schrieb:Wo, sagtest du, hälst du dich üblicherweise auf? Ich frage wegen meiner Füße, du verstehst?
Keine Angst, das war nur ein Beispiel und umgefallen wäre ich auch nicht, wenn ich diesen Jemand bemerkt hätte, weil ich dann seh wahrscheinlich dem ausgewichen wäre.


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09.10.2012 um 22:35
Zitat von oneisenoughoneisenough schrieb:Das ist mein kommunikativer Ausdruck in Form eines Körpers, der aber nicht ich bin. Es ist als ein Hilfsmittel zu verstehen, etwas Konstruiertes, ein Ich-Raumzeit-Konstrukt, etwas Vorübergehendes, nichts Reales, aber etwas sehr Wirkungsvolles, denn Kommunikation bedarf Wirkungen.
Doch ohne diesen gäbe es dein Ich nicht, da ein Ich immer notwendigerweise konstruiert ist und zwar von dem, was sich vor all diesen Konstruktionen befindet und durch keine dieser beschrieben werden kann. Der Konstrukteur ist die Schnittstelle zwischen dem Alles umfassenden Einen und der Vielfalt, doch besteht der wahrnehmende Konstrukteur, der sich dem Einen bedient, in Abhängigkeit von seinen Konstruktionen und allem, was auch von anderweitig da hinein in sein Bewusstseinsfeld tritt.

Wenn der Konstrukteur nicht mehr ist, so sind alle Konstruktionen nicht mehr und die Welt verschwindet; und wenn die Konstruktionen nicht mehr sind, so ist der Konstrukteur nicht mehr und die Welt verschwindet. Das, was bleibt, ist Nichts. Alles und das Eine. Das wahre Selbst, das sich seiner aber nicht erkennen kann ohne ein Zweites. Dieses ist nicht wahrhaft Schöpfer oder Konstrukteur, auch wenn alles daraus fließt und wird. Denn die Dinge daraus werden spontan und daraufhin erst entsteht soetwas wie Schöpfen bzw. ein Schöpfer, der sich des Potentials aller Möglichkeiten und der schon bestehenden Tatsachen bedient, um die Welt zu gestalten.


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09.10.2012 um 22:41
@Peisithanatos

Ja, das kann man so sagen.

Das mit Abstand notwendigste Kriterium für die Beschreibung des Ichs ist das Gefühl der Anwesenheit.

Das einzige, was der Mensch mit Gewissheit kennt, ist die eigene psychische Realität. Ich weiß genau, was ich in diesem Moment denke und will. Ich weiß genau, ob ich gerade fröhlich oder traurig bin. Nur dieser psychischen Realität in Form einer Anwesenheit kann sich der Mensch gewiss sein. Alles andere steht in Zweifel. Ich zweifle nicht daran, dass es dich gibt. Aber ich könnte mich fragen, ob du vielleicht nur eine Illusion bist. Ich kann aber nicht fragen, ob es eine Illusion ist, dass ich dich bemerke. Verstehst du? Mag sein, dass du gar nicht existierst, aber ich bemerke dich. Das ist eine Gewissheit. Eine Gewissheit für mich.

"Ich" bezeichnet das Gefühl der Anwesenheit. Das ist primär. Alles weitere folgt darauf.


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09.10.2012 um 22:50
@libertarian
Zitat von libertarianlibertarian schrieb:Wenn der Konstrukteur nicht mehr ist, so sind alle Konstruktionen nicht mehr und die Welt verschwindet
Die Welt verschwindet bereits jede Nacht. Das gesamte Universum, all das, was ein Universum ausmacht, ist für dich restlos verschwunden, während du schläfst. Du weißt nicht mal mehr, ob es dich gibt, ob du eine Familie hast, Freunde, Bekannte. All das verschwindet, sobald kein Ich mehr vorhanden ist. Und zwar für jeden.

Ohne Ich - keine Welt.

Aber ein Konstrukteur benötigt weder eine Welt noch ein Ich. Er ist das Potenzial aller Möglichkeiten. Nichts kann ihm etwas anhaben.


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09.10.2012 um 22:55
Ich klinke mich auch kurz in diesen Disput ein:
Zitat von KaylaKayla schrieb:Doch die liegt vor, weil ich eben nicht mit Absicht auf diesen anderen Fuß getreten bin, ganz einfach.
Absicht ist immer ein bewusstes Wollen. Man kann höchstens argumentieren, dass jeder Automatik von Lebewesen ein solches voranging. Wobei auch das fraglich ist und ich so nicht unterschreiben würde.
Zitat von oneisenoughoneisenough schrieb:Die Absicht hierbei ist, nicht umzufallen. Ganz einfach.
So argumentiert wäre die unbewusste, weil zur Automatik gewordene Absicht genau dies, ja.

Aber:
Zitat von oneisenoughoneisenough schrieb:Natürlich bist du mit Absicht auf diesen anderen Fuss getreten, weil du sonst umgefallen wärst oder zumindest arg aus dem Gleichgewicht geraten wärst.
Zu keiner Zeit wäre die Absicht dies, da weder der automatische Prozess, noch das bewusste Subjekt dies beabsichtigte. Der unbewusste Prozess bzw. die Automatik hatte die Absicht, die Schritte vollziehen zu können und nicht umzufallen; das bewusste Subjekt wiederum hatte die Absicht, vielleicht zur Eis-Diele zu gehen.

Ergo: Zu keiner Zeit war die Absicht, auf den Fuß zu treten.


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Kayla ehemaliges Mitglied

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09.10.2012 um 23:01
@libertarian
Zitat von libertarianlibertarian schrieb:Ergo: Zu keiner Zeit war die Absicht, auf den Fuß zu treten.
Stimmt....., weshalb auch sollte man mit Absicht auf Jemand Anderes Fuß treten, wenn man denselben überhaupt nicht bemerkt hat ?


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09.10.2012 um 23:02
@libertarian
@Kayla

Es genügt allein die Tatsache, DASS die Handlung erfolgte, den Fuss zu bewegen, um zu beweisen, dass eine Absicht vorliegt. Denn es gibt nunmal keine Handlungen ohne eine Absicht.

Dass es ein Versehen war, interessiert die Absicht nicht im geringsten. Die Handlung wird ausgeführt. Ohne Wenn und Aber. Ob da ein anderer Fuss ist, oder nicht.

Ihr müsst das fundamentaler betrachten. Dann erkennt ihr auch, dass ohne Absicht nichts, aber auch gar nichts passiert.


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09.10.2012 um 23:02
Zitat von oneisenoughoneisenough schrieb:Aber ein Konstrukteur benötigt weder eine Welt noch ein Ich. Er ist das Potenzial aller Möglichkeiten. Nichts kann ihm etwas anhaben.
Das sehe ich anders. Der Konstrukteur wird erst ein solcher, wenn er die Welt durch ein Zweites betritt. Davor ist er paradoxerweise vorhanden und doch nicht vorhanden. Ich lehne jedoch das Wort Konstrukteur hier übrigens ab und würde eher die Bezeichnung _Das Konstruierende_ in Bezug auf das Absolute verwenden bzw. dieses Wort vorziehen. Doch dieses, noch nicht manifestiert und schlummernd, kennt sich nicht und hat daher kein Erleben. Dieses tritt erst ein, wenn das Konstruierende sich manifestiert. Im Absoluten und alles Umfassenden ist alles latent vorhanden: Bewusstsein von allem. Subjekt und Objekt. Doch Subjekt kann nicht ohne Objekt. Subjekt und Objekt sind im Absoluten eins und doch vollkommen voneinander entfernt und verschieden. Daher ist auch das Absolute in Wahrheit nicht schöpfend oder konstruierend, sondern vielmehr sich spontan als solches zeigend. Es schöpft ohne zu schöpfen. Es ist auf einmal da. So wie du und deine Welt beim Aufwachen plötzlich sind. Das Ich bin und mit ihm die Welt, von der aus die weiteren Erscheinungen in die Welt treten. Von Innen und Außen, die hier beide vorhanden sind.


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09.10.2012 um 23:06
@oneisenough


"Das einzige, was der Mensch mit Gewissheit kennt, ist die eigene psychische Realität."

Diese Überzeugung vertrete ich auch. Descartes hat es ja da mit dem Satz "Cogito ergo sum" ganz gut auf den Punkt gebracht.
Unser Ich wird gemacht und zum Schluss glaube wir noch, wir hätten uns an den eigenen Haaren aus dem "Sumpf des Nichts" gezogen :D Dabei war es der Puppenspieler von Mexico, der die Fäden zog^^


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09.10.2012 um 23:13
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Unser Ich wird gemacht und zum Schluss glaube wir noch, wir hätten uns an den eigenen Haaren aus dem "Sumpf des Nichts" gezogen :D Dabei war es der Puppenspieler von Mexico, der die Fäden zog^^
Und der Puppenspieler von Mexiko? Was ist mit dem? Wurde der auch gemacht? Wenn nicht, so musst du deinen Prinzipien untreu werden und einwenden, er hätte sich aus dem Sumpf des Nichts gezogen. Und was, wenn ich dir nun sage, dass auch ein kleines Licht der Causa Sui in allen von uns sich verbirgt, das genau zu dieser Verwegenheit imstande ist? Denn ich, so muss ich dir sagen, sehe das so. Ich bin nicht der Meinung, das wir dafür verantwortlich sind, dass wir sind, wie wir sind, da es daür zu viele Faktoren des Außen gibt, die sich fälschlich zum Innen wandeln; doch da ist auch immer noch das wahre Innen vorhanden, das frei dieser Bedingungen ist und selbst imstande ist, Kausalketten zu erstellen und alte zu zerbrechen. Das schöpfende Leben.

Ein Urknall, was könnte mit ihm anderes sein, als dass er sich aus sich selbst gezogen hätte?


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