@LaskerLasker schrieb:Was ist für dich real?
Ich unterscheide zwischen real und wirklich.
Wirklich ist alles, was wirkt. Daher hat die Wirklichkeit ihren Namen. Eine Wirkung ist jedoch immer mit Veränderung verbunden, damit sie überhaupt als Wirkung bemerkt werden kann. Alles, was wirkt, ist konstruiert und dient nur einem bestimmten befristeten Zweck. Wenn der Zweck erfüllt ist, hört auch sein Wirken auf und es verschwindet. Alles im Universum ist wirklich, aber nicht real.
Real dagegen ist alles, was sich niemals verändert. Während es bei einem ständig Veränderlichen keinen einzigen Zeitpunkt gibt, an dem man es zurecht als real bezeichnen kann, ist dagegen etwas Reales zu allen Zeitpunkten immer dasselbe. Nur etwas, was sich nicht verändert, ist real.
Lasker schrieb:Ein Ich nimmt ein bestimmtes Ding gegenständlich wahr. Es gebraucht hierbei seine Sinne
Ja, richtig. Ein Ding gibt es für mich nur deswegen, weil meine Sinne einer Trägheit unterworfen sind, mit der ich die ständige Veränderung dessen, was da wirkt, nicht direkt bemerken kann.
Ein Ding ist auch aufgrund seiner zeitlichen befristeten Dauer ein Ding. Während ein Diamant für mich als unvergänglich erscheint, obwohl auch er ständig dabei ist, etwas anderes zu werden, sprich, seine Wirkung zu verlieren, ist beispielsweise eine Welle, ein Blitz oder ein Impuls kein Ding im Sinne eines festen Gegenstandes.
Wir Menschen verdinglichen die Welt.
Als Beispiel dafür mache ich manchmal einen Test mit Leuten, indem ich sie bitte, mit ihrer Hand eine Faust zu machen. Danach bitte ich sie, die Hand wieder zu öffnen und frage sie: "Wo ist die Faust geblieben?" Die meisten sagen dann so etwas wie, sie ist verschwunden oder etwas ähnliches. Sie sind dem irrigen Glauben unterlegen, es gäbe ein Ding wie eine Faust. Tatsächlich jedoch gibt es so etwas nicht.
Eine Faust ist ein Moment in einem dynamischen Bewegungsablauf, den wir gedanklich einfrieren, eine Art Schnappschuß davon machen und darunter schreiben "Faust".
Interessant wird das, wenn man das Beispiel mit einem Hopi-Indianer macht. Die haben in ihrer Sprache kaum Substantive, die etwas Gegenständliches beschreiben. Sie benutzen fast nur Verben. Ein Hopi würde sagen: "Er faustete zornig", aber nicht "Er hat eine Faust gemacht". Während wir in der Welt überall Dinge und Gegenstände sehen, sehen die Hopis eher Prozesse. Wir sagen Blitz, Welle, Impuls, während es für die Hopis nur wellen, blitzen und pulsen kann. Wir verdinglichen unsere Welt und das ist eine ungeheuere Verarmung.
Um die Welt mehr lebendig zu machen, brauchen wir eine Ent-Dinglichung.