@cybertroncybertron schrieb:Mir ist jetzt nicht ganz so klar, wohin er verschwunden ist.
Das Verschwinden ist nicht als der Aufenthalt an einem bestimmten Ort zu verstehen.
Descartes "verschwindet" dort, wohin auch du und jedes andere schlafende Lebewesen verschwindet. Das ist jedoch kein Ort in dem Sinne, sondern eine bestimmte Qualität von Aufmerksamkeit, die dadurch charakterisiert ist, dass keine aktive Kommunikation stattfindet. Für eine aktive Kommunikation benötigt man Dinge und Gegenstände (Kommunikationsmittel), man benötigt eine Welt, über die man sich unterhalten kann. Doch eine solche Welt gibt es für den Schlafenden nicht. Er weiß dann nicht mal mehr, ob es ihn selbst überhaupt noch gibt.
Dieser Zustand ist jedoch vielmehr eine Qualität von Aufmerksamkeit und daher kein wörtlich zu nehmender Ort.
cybertron schrieb:Hier geht es doch um Bewusstsein und das ist immer permanent außer man liegt im Koma.
Wäre Bewusstsein immer vorhanden, wie du sagst, dann dürfte es so etwas wie ein Koma überhaupt nicht geben, stimmt´s? Tatsächlich ist Bewusstsein das Wechselhafteste, was es gibt.
cybertron schrieb:Aha, und wer denkt dann für ihn und wer ist dann Descartes?
Der Denkende, das sogenannte Ich, ist ein erschafftes Hilfsmittel, der jedem Gedanken seine Existenz verschafft. Der Gedanke und der Denkende bilden eine Einheit. Das bedeutet, sie sind untrennbar miteinander verbunden. Denn es gibt keine Gedanken, ohne einen Denkenden. Diese Verbundenheit gibt es jedoch nur für einen bestimmten Zweck, und zwar, zur Umsetzung eines fundamental zugrunde liegenden Kommunikationsverlangens. Das heißt: Wenn nicht aktiv kommuniziert werden soll, dann gibt es weder Gedanken noch einen Denkenden und schon gar nicht einen Handelnden.
Diese Kommunikations-Hilfsmittel, also das Ich als ein kommunikativer Ausdruck in Form eines Körpers, sowie all das, was es damit benutzen kann, ist jedoch nicht dasselbe, wie derjenige, der all das bemerken kann. Der Wissende ist nicht das Gewusste. Anders gesagt: Das, was das Vorhandensein eines Denkenden und seiner Gedanken bezeugt, ist die wahre Natur von Descartes, wie auch von dir und jedes anderen denkenden Lebewesens.
@mitrasmitras schrieb:Der erste Grund ist, dass du hier einen philsophischen Subjektivismus gebrachst (der nicht falsch sein muss), wir können aber Allgemeine Schlussfolgerungen ziehen, mit denen wir intersubjektiv überprüfbare Aussagen machen, außerdem gilt das heuristische Prinzip (Wahrscheinlichkeit), insofern gilt auf der Ebene der Ratio für mich eher Popper bzw. kritischer Rationalismus und dieser kennt auch eingeschränkt Objektivität an, akzeptiert nicht nur den Subjektivismus, der sich in seiner radikalsten Form bei den angelsächsischen Sensualisten findet.
Für die Wahrscheinlichkeit, die du hier erwähnst, gilt das, was für jede Wahrscheinlichkeit gilt: Es gibt sie nur deswegen, weil sie eines Erinnerungsvermögens bedarf.
Wahrscheinlichkeiten sind Vorstellungen, die nur in einer einzig möglichen Art und Weise zustande kommen, nämlich: Es bedarf Erinnerungen, die man verändert und als Ergebnis etwas Neues bekommt, was es vorher noch nicht gab, eben eine Vorstellung, eine Wahrscheinlichkeit, dass etwas so oder anders sein könnte.
Erinnerungen wiederum kommen jedoch auf keine andere Art und Weise zustande, als entweder aufgrund von Sinneserfahrungen oder kognitiven Denkprozessen wie zusätzlich erschafften Vorstellungen. Und hier ist immer ein Bezug zu etwas Objektiviertem vorhanden, denn sonst gäbe es keinen "Gegenstand" der Wahrnehmung oder des Denkens.
Eine Wahrscheinlichkeit ist daher immer der Bezug zu etwas Objektiviertem, egal was. Und daraus folgt: Jedes Objekt bedarf eines Subjektes, denn ein Objekt erlangt erst dadurch seine Objektivität, in dem sein Vorhandensein bezeugt wird. Ohne ein solches Bezeugen gibt es keine Objekte.