@libertarianlibertarian schrieb:Du verlagerst die Dualität nur auf eine von dir angenommene Meta-Ebene, auf eine Art Ishvara bzw. einen Weltenlenker, Gott, oder wie auch immer man es nennen möchte.
Du bist es, der sich diese Verlagerung denkt. Ich schreibe stattdessen, dass es auf dieser Meta-Ebene keine Dualität gibt, und zeige auf, warum das nicht möglich ist.
libertarian schrieb:Doch die Frage: Warum sollte für diesen die Dualität nicht gelten?
Weil Dualität eine Konstruktion ist, etwas Eigenständiges, etwas, das sich von etwas anderem unterscheidet. Jede Konstruktion benötigt einen Konstruierenden. Und der Konstruierende ist etwas fundamental anderes, als seine Konstruktion. Die Qualitäten der Konstruktion gelten für ihn nicht. Die Dualität gilt nicht für ihn.
libertarian schrieb:Ist er Beobachter?
Nein, weil der Beobachter ist vielmehr Teil jeder Konstruktion. Du wirst kein Universum finden, in dem es zwar einen Beobachter gibt, aber nichts, was er bemerken könnte. Und du wirst ebenfalls kein Universum finden, in dem es zwar etwas gibt, aber niemanden bzw. nichts, das es benötigt. Etwas Konstruiertes gibt es immer nur für einen bestimmten Zweck. Und jede Konstruktion bedarf eines Beobachters, weil er durch das Bezeugen das Vorhandensein des Konstruierten bestätigt und ihm erst dadurch seine Existenz verschafft.
libertarian schrieb:Ist er ein Prinzip?
Aufmerksamkeit ist kein Prinzip. Das jeder dualen Konstruktion zugrunde liegende Raumzeit-Prinzip ist ein Ergebnis, dass erst aufgrund des Ausübens von Aufmerksamkeit in einer bestimmten Intensität und Qualität zustande kommt.
libertarian schrieb:Was soll es oder er sein?
Das Potenzial aller Möglichkeiten (=unmanifestierte Aufmerksamkeit) ist weder ein Wer noch ein Was, sondern die Quelle für jedes Wer oder Was. Ein konkretes Wer oder Was ist immer etwas Konstruiertes. Aufmerksamkeit ist jedoch kein konkretes Etwas. Sie hat weder eine Form, noch ein Aussehen, noch eine Farbe noch sonst etwas.
Wenn du ihr eine Eigenschaft zuordnen möchtest, weil du ohne zugeordnete Eigenschaften gerne dazu neigst, von einem Nichts zu sprechen, dann kannst du dieser unmanifestierten Aufmerksamkeit, diesem Potenzial aller Möglichkeiten zuordnen: Sie ist das fundamental zugrunde liegende Kommunikationsverlangen. Und dieses zeigt sich in jedem Lebewesen, jeden Ding oder Gegenstand. Alles im Universum agiert und reagiert miteinander, und beweist damit eindeutig und für jeden unmissverständlich ein kommunikatives Verhalten.
libertarian schrieb:Wo ist die Dualität für dich, während du nicht bist bzw. tief schläfst?
Sie zeigt sich, in dem ich schlafe. Wenn du dich tagsüber beobachtest, wirst du bemerken, dass du selbst dann nicht ständig wach bist. Es gibt unglaublich viele Momente, in denen das Ich nicht vorhanden ist. Bedenke nur, an wie wenig du dich erinnerst, während du wach bist. Eine Lücke im Erinnerungsvermögen ist daher nicht zwangsläufig eine Lücke im Bewusstsein. Und was ist Schlaf anderes als eine Lücke im Erinnerungsvermögen?
Wenn du die Intervalle dieser Unachtsamkeit während des Wachseins eliminierst, wirst du damit gleichzeitig die langen Intervalle des nicht anwesenden Ichs eliminieren, die du Schlaf nennst. Dann bist du in der Lage, zu bezeugen, dass du schläfst.
Die Dualität ist deswegen in allen Phasen präsent, weil sie die Konstruktion zu dem macht, was sie ist. Dualität ist nichts Verwerfliches.
libertarian schrieb:Oder ist es nicht viel eher so, dass eine Dualität nur für einen Jemand erscheint und ein Jemand, aus der Non-Dualität geboren, diese Dualität braucht, um überhaupt interagieren und beobachten zu können?
Nein, so ist es keinesfalls. Dualitäten, sprich Konstruktionen, gibt es nur in der Welt der Wirkungen, also in der Welt, die wir überall um uns herum beobachten. Denn wir können stets nur Wirkungen bemerken. Eine solche Welt bezeichnen wir als Wirklichkeit, denn zu ihr zählt alles, was wirkt. Daher hat sie ihren Namen.
Eine Nicht-Dualität dagegen gibt es nur in der Welt des Realen, in der es keine Wirkungen, sprich keine vergänglichen Erscheinungen gibt, sondern ausschließlich nur Vorhandenes, was selbst keiner Zeit unterliegt und deswegen auch nicht veränderlich ist. In der Welt des Realen gibt es keine Verluste von irgendetwas.
libertarian schrieb:Denn: Es braucht nur jemanden, der dich weckt oder dein Gehirn manipuliert, um dich entweder zum Schlafen oder Wachen zu verleiten. Du selbst, deine Aufmerksamkeit, hast keine Kontrolle darüber. Du schläfst ein und erwachst ganz spontan.
Erinnere dich bitte: Der Körper ist der kommunikative Ausdruck. Wenn du weißt, wie er funktioniert, ist es nur ganz verständlich, dass ich in dem einen Fall ein „Ich bin wach“ kommuniziere, und in dem anderen Fall ein „Ich bin nicht wach“. Mich gibt es jedoch in beiden in Phasen. Denn du wirst nicht erleben, dass mein kommunikativer Ausdruck einfach komplett verschwindet, nur weil du ihn um einige seiner Funktionen beraubt hast.
libertarian schrieb:Jedenfalls scheinst du mir den Begriff Aufmerksamkeit ziemlich stark zu transzendieren und seiner eigentlichen bzw. konventionellen Bedeutung zu berauben.
Ich sehe es eher so, dass ich die wahre Bedeutung von Aufmerksamkeit aufzeige, anstatt sie auf wenige bestimmte Eigenschaften wie Wahrnehmung oder kognitive Denkprozesse zu reduzieren. Ohne Aufmerksamkeit gäbe es überhaupt keine Wahrnehmungen oder Denkprozesse.