Gegessen vom Baum der Erkenntnis.
02.11.2006 um 22:06
jimmybondy,
Es freut mich zu vernehmen jimmybondy, dass sich doch einigesgetan hat, auf die Anregung durch Spinoza hin, meiner Glaubensanmerkung und durch Deine„schelmische“ Strategie unseren frohen analogIST aus dem Busch zu locken und auf den Zahnzu fühlen. :)
Treffend hast Du erkannt, dass das Zusammenspiel dieser 3 Modi,Spinoza nicht direkt auf dieses eingegangen ist, was darauf zurück zuführen wäre, da ichlediglich einen „klitze kleinen“ Ausschnitt seines exakten Schaffens vorstellen konnteund es daher dazu verleitet, Dir eine Vertiefung seines Werkes vorzuschlagen angebrachtwäre. Soviel kann ich Dir bereits berichten, dass er darauf eingeht, die Verwendung derVernunft, was nun vernünftig ist, um eine günstige Ausgangslage für die viertenErkenntnisart zu bereiten… :)
In diesem Zusammenhang wären auch dieBetrachtungen -wie bereits erwähnt-, wie sie in der heutigen Neurobiologie angestelltwerden, zu empfehlen, da sie einer Weiterführung der Erkenntnisse von Spinoza sehrentsprechen und abrunden können, wie etwa die Zuordnung der Emotion zu der Bühne desKörpers, sowie das Gefühl zu der Bühne des Geistes und deren Zusammenwirken, respektiveder Reihenfolge des Zusammenwirkens und deren Abläufe.
Dabei wird auchersichtlich die stete Diskrepanz zwischen dem Selbst und dem wollenden Ich. Hier handeltes sich um einen Zusammenstoss zweier geistigen Tätigkeiten oder gar eine Feindschaft–natürlich von ganz anderer Art- des denkenden Ichs gegenüber dem Willen, welchescheinbar nicht zusammen bestehen können, ohne die Erfahrung von Leidenschaftenausgesetzt zu sein.
Die gewöhnliche Stimmung des wollenden Ichs ist Ungeduld,Unruhe und Sorge (Leidenschaften), nicht nur, weil die Emotionalität auf dieZukunft mit Furcht und Hoffnung reagiert, sondern auch, weil der Plan des Willens einIch-kann voraussetzt, das keineswegs gewährleistet ist. Die sorgende Unruhe desWillens kann nur gestillt werden durch das Ich-kann-und–ich-tue-es, das heisst, durch einAufhören seiner eigenen Tätigkeit und die Aufgabe seiner Vorherrschaft überden Geist!
Der Punkt der Unbedingtheit, die unbedingten Liebe jimmybondy, dasfulminante Finale wäre, wenn sich das 3. Modi mit der vierten Erkenntnisart (Intuition)einstellt und erfahren wird, also nicht durch eine Abfolge kleinerer Modi oder kleinererErkenntnisarten, sondern durch unmittelbare Manifestation, mit der vorliegendenSache/Umstand, das Selbst mit sich selbst. :)
…das wir ja Uns erstentwickeln und alle Stadien in allen Dingen ein Leben lang mal so, mal so gebrauchenmüßen!
Nun jimmybondy, Grundsätzlich gehe ich hier nicht von einerzwingenden geistigen Entwicklung aus –Physisch schon, Geburt, Kind, usf.-, welche vonirgendwoher (z.B. Evolution) vorgegeben sein solle. Dies wäre eine Prämisse, nicht malauf hypothetischer Art und Weise basierend, welche also a priori (vorausgesetztes Wissen)erfolgen müsste und nicht direkt auf eine Tatsachenwahrheit sich berufen könnte. AlsoSpinoza spricht hier nicht von müssen…
(Wenn ich scharf formulieren möchte, sokönnte man wennschon von einer geistigen Rückentwicklung sprechen, welche man schon ehernachweisen könnte…) <--- ist nur am Rande gedacht
Ich persönlich kannmir sagen, das Die Welt ist. Sie ist einfach, mehr nicht.
“Die Welt,Freund Govinda, ist nicht unvollkommen, oder auf einem langsamen Wege zur Vollkommenheitbegriffen: nein, sie ist in jedem Augenblick vollkommen.“
(Hermann Hesse,Siddharta)
analogIST,
Für die [b]Erkenntnis istdas untrügbare Gefühl der Intuition dem Verstand eine riesige Hilfe...
Meinlieber analogIST denkst Du in der Art und Weise, dass der Verstand nicht verworfen wird,wenn er überwunden wird durch die Intuition, sondern er sogleich wieder gebraucht wird,wenn das in der Überwindung Erfahrene mitgeteilt werden soll? ;)
Wenn ja, dannwäre es nicht richtig, diese Erkenntnis oder Wahrheit allein auf das spekulative Denkenzu gründen, obgleich sie sich in dessen Formen ausspricht. (nicht dass Du dies so gesagthättest, mein Freund, wäre nur eine Konsequenz)
Auch wäre sie nicht beschlossenim Ethos desjenigen, welcher diese Erkenntnis in Form des Denkens mitteilt, indem nungenau dieser Ethos übernommen würde. (Was natürlich eine Heilslehre direkt ausschliessenwürde)
Ja, mein Freund der interdisziplinären Threads, nackte Tatsachen, dasklingt wunderbar und unumstösslich analogIST, einfach wunderbar und wer dafür kein Gehöraufweisen will, sei selber dafür in die Verantwortung zu ziehen… und wäre da nicht auchderjenige, auf irgend einer Weise ein grosser Narr, ein Wahnsinniger, pathologischer Artund Weise, allerdings…? ;)
nocheinPoet,
Nun frage ich,gibt es eine Grenze der Erkenntnis?
In einer gewissen Weise Ja, ich denkesolange wie das Wollende Ich der „Süsse“ des Wollenden-Ich „verfallen“ ist, verachtet erdamit unausgesprochenermassen das [b]reine Denken, dessen ganze Tätigkeit daraufberuht, dass es [b]“nichts tut“, ausser eine günstige Vorraussetzung anbietet, um zurklaren Erkenntnis durch Intuition zu gelangen und wenn das in der Überwindung Erfahrenemitgeteilt werden soll und ev. noch als Anleitung eines spezifischen Handelns.
Eine weitere Möglichkeit wäre vom reinen Denken betrachtet Deine Frage auchaporetischer Natur, um zu wissen was Grenze ist, müssen wir wissen was wissen ist, und umüber das Wissen Bescheid zu wissen, müssten wir eine vorgängige, nicht erforschteVorstellung vom Wissen haben. (So im Thaitetos und Charmides) Folglich:
„EinMensch kann nicht zu entdecken versuchen, was er weiss oder nicht weiss. Wenn er weiss,fehlt das Bedürfnis für eine Untersuchung; wenn er nicht weiss … weiss er nicht einmal,wonach er suchen soll“ (Menon)
(dient als konstruktiven Ansporn…)
Vonder „wirklichen“ Welt her gesehen, wäre das Laboratorium (Wissenschaft) die Vorwegnahmeeiner veränderten Umwelt; und die Erkenntnisvorgänge, die sich des menschlichen Denk- undHerstellungsvermögens als Mittel bedienen, sind ja in der Tat die höchst- entwickeltenFormen des gemeinen Verstandes. (ausgenommen bei Überwindung durch Intuition und dasmitteilen durch den Verstand). Das Erkennen ist nicht weniger eng mit unseremWirklichkeitsempfinden verknüpft und ist nicht weniger ein Welt- Herstellen als das Bauenvon Häusern.
Doch das Denkvermögen, das Kant, wie wir nachlesen können, -imUnterschied zum Verstand, dem Erkenntnisvermögen- die Vernunft nannte, ist völlig andersbeschaffen. Im elementarsten Sinne ist der Unterschied nach Kants eigenen Wortenfolgender: „Vernunftbegriffe dienen zum Begreifen, wie Verstandesbegriffe zum Verstehender Wahrnehmungen“.
Mit anderen Worten, der Verstand möchte fassen, was denSinnen gegeben ist, doch die Vernunft möchte dessen [b]Sinn verstehen. DieErkenntnis, deren höchstes Kriterium die Wahrheit ist, leitet dieses von derErscheinungswelt her, in der wir uns mittels der Sinneswahrnehmungen zurechtfinden, dieendgültig für sich selbst sprechen, d.h. durch keine Argumente erschüttert und nur durchandere Daten ersetzt werden können.
Als Übersetzung des lateinischen Wortes„perceptio“ besagt das von Kant verwendete Wort „Wahrnehmung“ ganz deutlich, dass dieWahrheit in den Sinnesdaten liege. Das aber gilt keineswegs für den [b]Sinn und fürdas [b]Denkvermögen, das ihm nachspürt; dieses fragt nicht, was etwas ist oder warumes überhaupt exisitiert – die Existenz wird stets als unproblematisch genommen-, sondernwas es bedeutet, dass es existiert.
Diese Unterscheidung zwischen Wahrheit undSinn scheint nicht nur für jede Untersuchung des menschlichen Denkens von entscheidenderWichtigkeit zu sein, sondern auch eine notwendige Konsequenz von Kants zentralerUnterscheidung zwischen Vernunft und Verstand.
Meines Erachtens hat Descartesund seine Nachfolger gerade hier diese Unterscheidung wieder verwischt… möchte mit dieserAussage auch die Göttin der Künste, sarasvati ansprechen... ;)
Oder vielleichtbietet die Betrachtung der [b]Emergenz eine Möglichkeit die Frage betreffend derGrenze näher zu erläutern nocheinpoet und die Idee des absoluten Bewusstseins neuaufzurollen vermag?
C.D. Broad:
"Jeder Mensch ist in jedem Augenblickfähig, sich all dessen zu erinnern, was ihm je widerfahren ist, und alles wahrzunehmen,was irgendwo im Universum geschieht. Es ist die Aufgabe des Gehirns und desNervensystems, uns davor zu schützen, von dieser Menge größtenteils unnützen undbelanglosen Wissens überwältigt und verwirrt zu werden, und sie erfüllen diese Aufgabe,indem sie den größten Teil der Informationen, [...], ausschließen und nur die sehr kleineund sorgfältig getroffene Auswahl übriglassen, die wahrscheinlich von praktischem Nutzenist."
Ich denke, er verwendet hier die [b]Wahrscheinlichkeit des praktischenNutzens (im Sinne eines Wohlbefinden, welches sich tatsächlich wohl fühlt), aufgrund desAusbleibens dieser Manifestation, wenn wir das Gesamtresultat der Menschheitsgeschichtedie letzten 4000 Jahre betrachten…
Kann ja sein, das man um wirklich umdas Wahre „erkennen“ zu können, um alles zu begreifen, eben auch ein „Gehirn“ haben muss,das aus eben dann auch allem besteht.
Die Wahrheit ist das, was wir aufgrundder Beschaffenheit unserer Sinne oder unseres Gehirns einfach zugeben müssen.
Demnach wäre das eigentliche Gegenteil der Tatsachenwahrheit (im Unterschied zurVernunftwahrheit) nicht Irrtum oder Täuschung, sondern absichtliche Lüge. :)[/b3][/b2][/b1][/b0][/b][/b][/b][/b]