Kephalopyr schrieb:Das klingt auf jeden Fall nach einem sehr interessanten Buch! :) Vielen Dank!
Gerne. Und ich bin nicht mehr 100%-ig sicher, aber mehr oder weniger gleichzeitig (davor, glaube ich) las ich auch dieses Buch hier:
https://www.esv.info/978-3-503-03027-9Das erstgenannte Buch ist ja eigentlich eher ein Roman, auch wenn er sich an der Geschichte der Philosophie und einigen interessanten philosophischen Themen entlanghangelt. Aber an und für sich beginnt ansonsten jede ernsthaftere Auseinandersetzung mit Philosophie mit deren
Geschichte...! Viele - auch ich - machen den Fehler und wollen gleich mit den ganz großen Werken von Schopenhauer, Kant & Co. beginnen, geben nach den ersten 50-100 Seiten dann aber frustiert auf, weil es a) unverständlich und b) langweilig wird und sowieso jeglicher Kontext fehlt. Mit einem Lehrbuch zur Geschichte der Philosophie bekommst du aber einen super Überblick über sämtliche Themenbereiche, die in der Philosophiegeschichte mal angeschnitten wurden, lernst vor allem auch, sie in einem gewissen Kontext und in die jeweilige Zeit einzuordnen, außerdem bekommst du so auch ein paar Namen berühmter Philosophen zu hören, die sich mit diversen Fragestellungen auseinandergesetzt haben.
Als Vertiefung dienen dann so kleine Taschenbücher zu den einzelnen Teilgebieten der Philosophie. Bspw. die von Reclam sind nicht schlecht:
Band 1: Logik
Band 2: Metaphysik und Naturphilosophie
Band 3: Philosophie des Geistes und der Sprache
Band 4: Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie
Band 5: Philosophie des Sozialen
Band 6: Politische Philosophie
Band 7: Ethikhttps://www.amazon.de/Grundkurs-Philosophie-eingeschweißt-Reclams-Universal-Bibliothek/dp/3150300738/Kann man auch einzeln bestellen - Band 5, 6 & 7 habe ich persönlich bspw. nicht, weil mich diese Themengebiete bestenfalls am Rande interessieren, wenn überhaupt.
Gleichzeitig sollte man eigentlich auch stets einen groben Überblick über die
Geschichte der Naturwissenschaften haben, zumindest wenn es um die Themen aus Band 1-4 geht. Anderenfalls versteht man auch die Standpunkte mancher Philosophen nicht richtig bzw. weiß sie eben nicht so recht vor dem Hintergrund ihrer Zeit und des jeweiligen Wissensstandes einzuordnen - etwa mit Blick auf die ganzen Debatten rund um Materialismus/Idealismus, Empirismus & Rationalismus usf.
Kephalopyr schrieb:Es ist schon etwas unheimlich und befremdlich, denn woher weiß ich jetzt, oder was macht mich da so sicher zu wissen, dass ich wirklich real bin, oder überhaupt alles? Was ist, wenn man gar nicht sterben kann, weil man nie gelebt hat? Was ist in dem Fall der Tod, wäre diese ganze Realität nichts weiter als etwas simuliertes? Wie eine eigene Welt, die dein Bewusstsein für dich simuliert hat. Woran erkennen wir denn, was Realität wirklich ist? Ich kenne nur den berühmten Satz: Ich denke, also bin ich, aber was, wenn das Denken auch Teil solch einer falschen Realität ist? Oder geht sowas nicht?
Naja, gehe mal auf jeden Fall davon aus, dass dir nicht gelingen wird, was auch Milliarden von anderen Menschen bereits nicht gelungen ist: Zu Lebzeiten zufriedenstellende und abschließende Antworten auf nahezu sämtliche noch offenen Fragen zu finden. Ich gehe auch mal davon aus, dass du noch relativ jung bist (ca. 25?), so dass es natürlich einem Wunder gleichkäme, wenn du bereits in so jungen Jahren abschließende Antworten bspw. auf die von dir genannten Fragen finden würdest (sofern sie überhaupt korrekt/sinnvoll gestellt sind, was ja auch noch einmal so eine Sache ist...). Sowieso sind die meisten Ansichten in der Regel immer nur vorläufig und entwickeln sich im Laufe des Lebens weiter. Mit 20 wird man auf diverse Fragen in der Regel andere Antworten geben als bspw. mit 30, 50 oder 70. Und wenn Menschen trotz einer lebenslangen Beschäftigung mit Naturwissenschaft und Philosophie selbst im hohen Alter nur bedingt Antworten auf so manche Fragen gefunden haben, wäre es natürlich völlig vermessen, zu erwarten, man könne Gleiches bereits in jungem Alter erreichen oder sogar noch übertreffen.
Kephalopyr schrieb:Ich frage ja, wieso das Bewusstsein überhaupt sowas entstehen lassen kann in uns.
Ich halte das für eine sinnfreie Frage bzw. genügt mir bspw. die simple Antwort, dass wir eben sämtliche Dinge hinterfragen können, deren wir uns bewusst sein können. Oder anders ausgedrückt:
Hinter jedem Satz lässt sich statt einem Punkt eben - alternativ - auch einfach ein Fragezeichen setzen. That's it! Nothing magic here...Und da wir uns - beispielsweise und neben unzähligen anderen Dingen - unserer Existenz bewusst sein können, können wir diese auch hinterfragen, d.h. statt zu sagen
"Ich bin.", können wir auch fragen
"Ich bin?" bzw.
"Warum bin ich?".
Kephalopyr schrieb:Manchmal wäre ich das auch gern, bzw. kann man es niemanden verübeln, das Leben einfach so hinzunehmen wie es ist und alles, jeden Augenblick zu genießen. Man kann sich dazu auch die Frage stellen, was in dem Fall "dumm" ist: Jemand, der das Leben einfach hinnimmt, ohne es zu hinterfragen, oder jemand, der das Leben so hinterfragt, dass er vergisst einfach zu leben?
Ich würde sagen, dass das eine das andere nicht ausschließt. Das Leben ist ja kein
augenblicklicher Akt, sondern ein
ausgedehnter Prozess, wo sich im günstigsten Fall eher besinnlichere und nachdenklichere Lebensphasen mit eher lebhafteren und ausgelasseneren Lebensphasen immer wieder mal abwechseln.
Kephalopyr schrieb:Aber es täte schon gut, könnte man sich mit jemandem darüber austauschen. Mich kränkt der Großteil der Gesellschaft so sehr, was mich immer wieder nach außen zieht, statt in die Mitte des Geschehens. Das soll nicht so verallgemeinernd klingen, aber es ist einfach so schwierig Leute zu finden, mit denen man bewusst über ALLES reden kann.
Naja, im Idealfall hat man dazu ein entsprechendes "soziales Netz", also Kollegen, Freunde und Lebenspartner. Zur Not geht auch ein Diskussionsforum, ist aber eher suboptimal*.
;)Auf jeden Fall wirst du nie mit jemanden über ALLES reden können, sondern immer nur mit verschiedenen Personen über verschiedene Dinge. Was bspw. Kollegen interessiert, wird Freunde vielleicht langweilen und umgekehrt.
*Diskussionsforen sind halt auch leider nicht mehr das, was sie früher mal waren...
:(Kephalopyr schrieb:Hoffentlich klingt das nicht bekloppt, aber waren die Betroffenen denn auch richtig klinisch tot kurzzeitig, oder nur so kurz davor?
Puuh, gute Frage... Sowohl als auch, glaube ich. Für beides lassen sich Fälle bzw. Berichte finden. Ist aber auch schon ein Weilchen her, dass ich mich damit etwas näher beschäftigt hatte. Sam Parnia und seine AWARE-Studie fand ich zuletzt recht interessant, hat aber kaum nennenswerte Erkenntnisse zutage gefördert gehabt.
Wikipedia: Sam ParniaWikipedia: Near-death experience#Awareness during Resuscitation (AWARE) studyKephalopyr schrieb:Ich bin da immer etwas skeptisch, aber es ist schon irgendwie enttäuschend und ernüchternd zu erfahren, dass da einfach NICHTS gewesen ist bei einigen Leuten, oder der Satz, dass der Schlaf der kleine Bruder des Todes ist. Hmmm, das zieht schon etwas herunter. :(
Naja, es
scheint eben einfach so zu sein, dass das Leben mit dem Tod endgültig endet und danach nichts mehr kommt - so ist halt der
gegenwärtige Wissensstand. Aber es lässt sich eben auch nicht mit absoluter Gewissheit sagen so wie wir heutzutage bspw. mit absoluter Gewissheit sagen können, dass sich
die Erde um die Sonne dreht (obwohl es so
scheint als verhielte es sich genau umgekehrt...).
Augenschein und Wirklichkeit sind letztendlich zwei verschiedene Dinge.
Und es mag zwar unbefriedigend erscheinen, aber andererseits stellt sich bspw. auch die Frage, wie unser Leben und unsere Gesellschaft eigentlich aussehen würde, wenn wir genau wüssten, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist. Wie hoch wäre wohl bspw. die Suizidrate...? Und wie viele Menschenleben würden wir noch versuchen, zu retten...? Wie viele Unfälle und Katastrophen würden wir noch versuchen, zu verhindern...? Und wie viel wäre uns ein Menschenleben (welches offenbar bereits jetzt schon zum Teil nicht allzu viel zählt, wenn man an all die Kriege denkt) dann überhaupt noch wert...? etc. pp.
Also
selbst wenn das Leben nicht mit dem Tod endgültig enden würde... ich denke nicht, dass die Gesellschaft reif für diese Erkenntnis wäre, eher im Gegenteil...
Kephalopyr schrieb:Als wäre man in etwas gefangen, aus dem es keinen Ausweg gibt, außer diesen einen und man möchte noch nicht mal entfliehen, im Gegenteil!
Der Überlebensinstinkt wäre durch die Erkenntnis, dass der Tod nicht das endgültige Ende darstellt, komplett ausgehebelt...
Kephalopyr schrieb:Und wenn man lieber in die entgegengesetzte Richtung möchte?
Wie gesagt: Der Weg ist das Ziel... eine richtige oder falsche Richtung gibt es insofern nicht.
Kephalopyr schrieb:Ist es das denn nicht? Wir geben ihm nur ein für uns irgendwie befriedigenden Sinn, weil wir es selbst in der Hand haben, aber wozu kann man das überhaupt, wenn man eh stirbt?
Keinen Sinn zu erkennen, bedeutet nicht, dass es keinen gibt (viele Schüler sehen bspw. auch keinen Sinn darin, zur Schule zu gehen...).
Kephalopyr schrieb:Kann sowas auf seine Nachfahren abfärben? Dass das weitergegeben wird?
Wohl eher im Zuge der Erziehung & Sozialisation. Gene spielen dabei wohl eher weniger eine Rolle.
Kephalopyr schrieb:Wer hat denn jemals schon mal solche Fragen beantworten können?
Die meisten Menschen, die sich mit Philosophie beschäftigen, finden früher oder später zu irgendwelchen Antworten. In der Regel aber natürlich bei gleichzeitiger Aufgabe der relativ sinnfreien Erwartungshaltung, dass jene Antworten abschließend und unumstößlich sein müssten. Denn auch das - dass ein Menschenleben viel zu kurz ist, um sämtliche Fragen abschließend beantworten zu können - lehrt die Philosophie.