Kephalopyr schrieb:Du meinst, würde man wissen was der Tod selbst wirklich ist, bzw. dieses "danach".
Ne, ich wollte auf etwas anderes hinaus:
Wenn man sich die Frage stellt, welchen Sinn es macht, sich mit dem Tod zu beschäftigen, dann wird letztlich nach der eigenen Motivation gefragt, sprich: einem Umstand im jeweiligen Menschen.
Wenn man sich aber die Frage stellt, welchen Sinn es macht, dass wir uns mit dem Tod beschäftigen können, dann wird sozusagen nach der Motivation gefragt, weshalb ein Mensch diese Fähigkeit "bekommen" hat.
Damit springt man letztlich zu einem übergeordneten Wesen und fragt nach dessen Motivation.
Man kann aber die Sinn-Frage einfach weglassen und fragen, wie es dazu gekommen ist, dass ein Mensch über den Tod nachdenken kann.
Hier sage ich "letztlich, weil wir uns bewegen können".
Kephalopyr schrieb:Und da frage ich mich, wieso wir uns genau das ermöglichen können, wenn es uns ja nicht weiterbringt und doch gehört es zu uns dazu, bzw. kam hinzu.
...
Ich frage mich, wieso das Bewusstsein es uns ermöglicht über Dinge nachzudenken, die uns nichts bringen.
Nun, nicht alle Bewegungsformen bringen uns weiter, dennoch beschäftigen wir uns damit.
Geschieht diese Beschäftigung freiwillig, dann liegt vielleicht in der Beschäftigung selbst auch das "weiter bringen".
Ich stelle mir hierzu den Bedarf, "die Motivation" wie eine Art Disharmonie vor, die durch das Durchlaufen ausgeglichen/abgeschwächt werden kann. Das Durchlaufen bringt uns damit weiter.
Kephalopyr schrieb:Weil wir uns bewegen können? Meinst du jetzt sinnbildlich gemeint?
Nein, ich meine es wortwörtlich.
Ich denke, die "bewusste Reaktion" ist etwas, das sich aus der Bewegungsfähigkeit entwickelt hat.
Das soll aber nicht umgekehrt gelten. Nicht jede Bewegungsfähigkeit hat gleich etwas mit "bewusster Reaktion" zu tun.
Aus der Bewegungsfähigkeit sind evolutionär die Sinneszellen und Sinnesorgane entstanden (mit ihnen hat man einen Vorteil bei der Bewegung).
Mit den Sinnesorganen und einem dahinterliegenden "lernenden" Nervensystem, werden Reaktionsformen eines "aktiven Akteurs" gebildet. Es bildet sich das Verständnis "zu Sehen", das Verständnis "zu Hören" usw. usf. (das soll aber noch nicht das "Bewusstsein" sein, sondern nur der nicht-reflektierte Vorgang)
Wenn nun die Funktionen "Gedächtnis" und "Planung" (also Vergangenheits- und Zukunftszusammenhänge) hinzukommen (sagen wir über grundlegend günstige "Verschaltungen" im Nervensystem), dann ist der einfachste Weg mit dieser Erweiterung umzugehen, dass
dieselben Reaktionswege verwendet werden, wie sie bereits für den Körper in Bezug auf die Umwelt einstudiert wurden.
D.h. der "aktive Akteur" spult seinen "nicht nach aussen sichtbaren Fähigkeiten" gegenüber dieselben Reaktionen ab, als würde er sich in der Welt bewegen.
Auf diese Weise "begegnet" er seinen eigenen "inneren Handlungen" und seine Fähigkeiten verwaltet er wie eine "innere Welt aus Objekten".
Das ist ziemlich raffiniert und typisch für Evolution: Bekanntes und Bewertes wird einfach leicht abgewandelt weiterverwendet.
Letztlich sehe ich "Bewusstsein" nur als eine wiederverwendete Reaktion an, die auf Basis des Einsatzes der Sinnesorgane zustande gekommen ist.
Kephalopyr schrieb:Wie meinst du das mit Innenschau? Also ich kenne es bezüglich, sich selbst von außen betrachten, aber von innen?
Meinst du, dass man gedanklich reden kann und Ideen entwickelt, die man sich vor Augen führt?
Ich weiß, dass ich mir problemlos alles bildlich vorstellen kann, egal was es ist und wie es ist. Ich kann auch träumen wovon ich möchte, das läuft ab wie ein Film :) Also bewusst, dass man sich halt einfach vorstellt was man möchte. Meinst du das?
Ja, das sind schon so die Elemente, die ich im Auge habe.
Ein Mensch verfügt aus seiner Sicht über eine Art "Innenleben", bei dem er Gedanken, Ideen, Vorstellungen, Erinnerungen, Träume usw. hat.
All diese "Dinge" (insbesondere "Bedeutung") lassen sich so gut wie überhaupt nicht in einer Analyse der Welt (sagen wir durch Naturwissenschaft) feststellen.
Der triviale Ansatz lautet dann: "es gibt nicht nur die physikalische Welt, sondern noch eine andere Welt -> das Spirituelle"
Viele, die nicht soweit gehen wollen, sprechen allgemein von "phänomenalen Bewusstseinsinhalten" (Stichwort "Qualia"). Dazu gehören dann auch "Farben".
Beide Überlegungen haben gemein, dass sie von einem Zugang mit einer tatsächlichen Identifikationsfähigkeit ausgehen, d.h. wir sollen dabei etwas Existierendes feststellen können.
Nehmen wir unsere "Farben" her, dann dreht sich unsere Unterhaltung schnell um "wo und wie existieren sie" usw. usf.
Ich gehe nicht bei der Idee dieser "Innenschau" (also die Idee einer "inneren" Beobachtungsfähigkeit) mit.
Wie ich oben angedeutet habe, sind wir auf Sinnesorganreaktionen geprägt und wenden diese Reaktionen einfach immer wieder in einem fortgesetzten Keislauf an.
Wir sind sozusagen auch "im Denken" ein sich bewegender Körper, der mit Objekten umgeht.
Wir haben dabei nicht die Fähigkeit der Beobachtung einer Innenwelt, sondern wir spulen Standardreaktionen aus "Körper begegnet Umwelt" in einem neuen Kontext ab.
Kephalopyr schrieb:Die Frage müsste doch sein, was ist der Mensch und wieso unterscheidet er sich von anderen Arten, dass diese nicht auch eine Zivilisation wie unsere entwickeln?
Der Unterschied wird zu anderen (Säuge-)tieren wohl nur im Umfang und in einer konsequenten Umsetzung liegen, aber nicht so sehr in einem völlig neuen Prinzip.
Kephalopyr schrieb:Auch wenn sich mir leider der kleine Teil mit dem Bewusstsein immer noch nicht erschließt, wieso wir uns selbst ausbremsen können, was ja eben nichts bringt, aber daran zu denken, dass ich lebe weil ich es kann oder genau das meine "Aufgabe" als lebendes System ist, macht das Ganze schon etwas einfacher zu verstehen und nachvollziehbar, in gewisser Weise.
Wie gesagt, ich führe das Bewusstsein auf die Sinnes-Organ-Prägung und letztlich auf Bewegung zurück.
Das ist sozusagen die "Bauart" des Menschen: er ist für Bewegung in immer neuen Arten gemacht ("Denken" ist "geplante Bewegung").
Der Aspekt, dass ein Menschenleben endlich ist, kann im Denken vorkommen, aber es ist nicht möglich, dadurch die Bauart zu ändern.
Die Idee, dass das Denken/Bewegen sinnlos wird, weil unser Leben endet, kann nicht die Tatsache ändern, dass wir uns zu jeder Zeit "bewegen" ("denken"/reagieren) müssen.
Mich hat unter dem Aspekt der Grieche "Archimedes" beeindruckt, insbesondere die Legende seines Todes -> er wollte trotz einfallenden Römern nicht mit seinem aktuellen Mathematikbeweis aufhören ("hatte keine Zeit, gefangen genommen zu werden" :-)) und wurde erschlagen.
Man kann sicherlich die Prioritäten anpassen (Motto: "wozu soll ich Reichtum und Macht anstreben?"), aber das Verändern unseres Grundprinzips ist nicht möglich.
Es gibt durchaus religiöse Ansätze, die genau das versuchen (-> Beispiel "Hinduismus", "Buddhismus").
All diese Ansätze behaupten die Erreichbarkeit von Loslösungs-Effekten durch Übungen, aber sie liefern dabei keine Grundlage, wie ein Mensch funktioniert. Das ist natürlich ein deutliches Manko.
Kephalopyr schrieb:Also sehen wir sie nur, weil unser Hirn uns das vorspielt?
Sind sie etwas, das nur durch unsere Augen existiert, weil das Hirn das genau so aufbaut, oder existieren sie generell, abseits unserer Wahrnehmung? Obwohl doch andere Tiere auch mitunter keine Farben sehen, oder?
Nein, Farben werden nicht gesehen.
"Farben" gehören zum Sehen, zum Vorgang, zur Reaktion.
"Farben" gehören nicht zum Objekt, sondern das Objekt hat Oberflächeneigenschaften, sodass (Licht-)Strahlung in einer Abstimmung (Wellenlängen-Verteilung/Anordnung) auf unser Auge trifft, für die man ganze bestimmte Unterscheidungszusammenhänge aufbauen kann.
Stell dir das grundsätzliche Prinzip von Wahrnehmung vor:
Objekt A begegnet Objekt B und nimmt dieses wahr.
Bei diesem Vorgang wird B nicht in A aufgenommen und A wird auch nicht zu B.
All diese Existenz-Konstellationen führen nirgendwohin. Man wird schlecht eine "Existenzformation der Wahrnehmung" finden. Wahrnehmung ist keine Situation, kein Zustand, sondern eine Dynamik, eine Reaktion.
A muss auf B reagieren und
in seiner Reaktion kann das Vorhandensein von B beachtet werden oder nicht.
A muss eine Überzeugung von B aufbauen. Das, womit A hier umgeht, können dann nur die Zusammenhänge vom "vorliegenden B" sein.
=> Bei Wahrnehmung (letztlich bei "Bewusstsein") geht es um Reaktion und das darin fortgesetzte Beachten von Zusammenhängen.
In diesem Sinne denke ich mal über "Farben" nach:
Stell dir vor, eine Fläche zu sehen (in 1m Abstand).
Für jeden existierenden Punkt auf der Fläche kannst du über deine Augen den Abstand bestimmen, sodass die Fläche einen kontinuierlichen räumlichen Verlauf hat.
Jetzt hast du aber, durch die Beschaffenheit deiner Sinneszellen, neben dem Abstand
weitere Unterscheidungsmöglichkeiten.
Jeder einzelne Punkt behält seinen Abstand, diese Zusammenhänge bleiben bestehen (denn sie sind ja korrekt). Zusätzlich aber unterscheiden sich die Punkte auf eine "neue Art".
Wie gehst du nun mit dieser "neuen, zusätzlichen Unterscheidung" um? Die Punkte sind unterschiedlich, was aber nicht auf ihren Abstand zurückgeht.
Wie gesagt, es geht nur um Reaktion und das Beachten von Zusammenhängen. In deiner Reaktion musst du also noch eine zusätzliche Überzeugung eingehen.
"Farben" sind damit eine Problemlösung (auf Überzeugungsbasis), um vorliegende Punktzusammenhänge in "das Sehen", sprich "das Verständnis des Sehvorganges" zu integrieren.
"Farben" hängen damit zwar zu einem Teil mit der Strahlung zusammen, die vom Objekt auf unsere Sinneszellen trifft (das sind sozusagen die Anlässe von aussen), sie hängen aber mindestens genauso damit zusammen, dass wir die Überzeugung eines vorliegenden Unterschiedes aufbauen.
Die Überzeugung "Farben zu sehen" ist sozusagen eine korrekte/stabile Reaktion, um im Sehvorgang, die gesamte Szene aus Betrachter, Position, Blickwinkel, Abstand und Objekt auf einmal zu erfassen.
"Farben" existieren nicht, "Farben" sind nicht beim Objekt und das Gehirn erzeugt auch keine "Farben".
Es geht einzig und allein um Reaktion, in der Zusammenhänge rund um "Körper in der Welt" korrekt aufgebaut werden.
Über das Gehirn führst du deine Überzeugungen aus.