Arrakai schrieb:Damit ist im Prinzip schon alles Wesentliche gesagt.
Schön wärs, schön wärs...
:DDenn den aufmerksameren Lesern ist sicherlich nicht entgangen, dass du hier auf einmal wieder explizit von einer physikalischen
Erklärung sprichst...
Arrakai schrieb:Für ein Phänomen ohne kausale Ursache wirst du keine physikalische Erklärung finden können, da eine Erklärung im Sinne der Physik eben jene fehlende kausale Ursache wäre.
...während du anderenorts noch explizit sagtest, dass Naturwissenschaften die Natur eigentlich lediglich
beschreiben:
Arrakai schrieb am 18.07.2021:Naturwissenschaften beschreiben die Natur.
Ja, was denn nun? Also einerseits sagst du:
"Ja, Erstursache entzieht sich prinzipiell der Naturwissenschaft, weil... kann 'se nich erklär'n." Um dann aber andererseits zu sagen:
"Ja, also... Naturwissenschaft erklärt eigentlich gar nicht, sondern beschreibt." Das scheint mir insgesamt nicht sehr schlüssig und konsistent zu sein.
Arrakai schrieb:Noumenon schrieb:...Erklärung...
...nur eine Beschreibung der Ursache...
Damit schließt sich dann nun auch wieder der Kreis und wir fragen nach wie vor nach einer
Erklärung Ursache Beschreibung der Erstursache.
:)Bzw. ist natürlich schon klar, dass uns das heute, hier und jetzt nicht gelingen kann. Aber dein Standpunkt war ja, dass ein derartiges Unterfangen den Naturwissenschaften sogar
prinzipiell unmöglich sei, weshalb die Frage also eher - und nach wie vor - lautet: Warum sollte das prinzipiell unmöglich sein?
Arrakai schrieb:Dass du mir wegen meiner Aussage eine mögliche Erstursache könne kein Teil unserer Natur (also Raum und Zeit) gewesen sein den Glauben an übernatürliche Phänomene unterstellst ist schon fast amüsant, wenn man sich den Ausgangspunkt der Diskussion vor Augen führt: [...] Wenn ich schreibe dass sich etwas den Naturwissenschaften prinzipiell entzieht dann sage ich damit überhaupt nichts zu einer möglichen Existenz oder Nichtexistenz.
Gut, aber welchen Sinn macht es, ein
"möglicherweise... vielleicht... werden wir niemals rausfinden" überhaupt erst in Erwägung zu ziehen? Das ist so wie
"möglicherweise gibt es auch noch andere Universen... werden wir aber prinzipiell nie herausfinden..." => sinnfrei
Arrakai schrieb:Bezogen auf das Übernatürliche bin ich wohl am ehesten Agnostiker.
Sicher, geht ja auch gar nicht anders. Also im Prinzip sagst du ja hier nichts anderes als:
Gegenüber dem, worüber wir nichts wissen können (so es sich ja prinzipiell den Naturwissenschaften entzieht), vertrete ich den Standpunkt, dass wir darüber nichts wissen können.Das ist natürlich nicht falsch, aber ich persönlich find's halt von vornherein sinnfrei, mir Gedanken über etwas zu machen und gleichzeitig anzunehmen, dass es sich eh prinzipiell jeglicher Erkenntnis entzieht. Ja, wenn das so ist, dann brauche ich mir ja auch keine Gedanken darüber zu machen.
Arrakai schrieb:Im Hinblick auf den Urknall ist es eigentlich genau das.
Nicht wirklich. Zumal auch überhaupt nicht klar ist, ob und inwieweit der Zeitbegriff unterhalb der Planck-Zeit überhaupt noch Sinn macht.
Arrakai schrieb:Wie sagst du immer so schön? Das ist non sequitur. Aus einer Quantisierung folgt nicht dass t=0 irrelevant sein muss.
Gut, das mag vielleicht so sein, ja.
Arrakai schrieb:Das ist Standardvorgehen, von daher sehe ich deinen Punkt nicht.
Naja, wir sind immer noch bei: Kommen wir dem Urknall nur beliebig nahe, oder können wir diesen Augenblick im Rahmen einer ToE auch beschreiben. Aber das schrieb ich ja mehr oder weniger schon. Du hast die Passage nur zerpflückt und wunderst dich nun scheinbar, dass dabei der Sinn flöten geht:
Noumenon schrieb:Für mich klingt das "...dass wir uns dem Anfang immer weiter nähern können..." wie so'ne Art Grenzwertbetrachtung in der Mathematik, so als würde sich die Physik der Urknallsingularität erst bis auf t = 10E-35s nähern, dann bis auf t = 10E-43s, dann bis auf t = 10E-137s, dann bis auf t = 10E-1024s und immer so weiter.... ohne t = 0 jemals zu erreichen. So funktioniert das aber nicht bzw. ist das nicht das, was man von künftigen Theorien (bspw. einer Quantengravitation), kosmologischen Modellen, einer ToE etc. erwarten würde. Vielmehr würde man erwarten, dass sich die Dynamik für t < 10E-43s erklären ließe, was natürlich auch einen möglichen Zustand zum Zeitpunkt t = 0 mit einschließt. Das ist jetzt aber sowieso reinste Spekulation, denn möglicherweise kommt die Raumzeit ja auch quantisisiert daher, so dass sich die Frage nach der Dynamik für t < 10E-43s (bzw. t = 0) gar nicht erst wirklich stellt.
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Arrakai schrieb:[Eine fundamentale Erklärung dafür, warum die Wirklichkeit so ist wie sie ist,] ist die Domäne der Philosophen und Theologen und nicht Bestandteil einer naturwissenschaftlichen Theorie...
Ich sehe das Argument nicht. Du müsstest nämlich zusätzlich auch noch zeigen, dass deine Aussage quasi
zeitinvariant ist, um darauf basierend dann auch zu deiner (und von mir mehrfach kritisierten) Schlussfolgerung zu gelangen, dass sich diese Fragestellung
prinzipiell - also für alle Zeiten - den Naturwissenschaften entzieht.
Und irgendwie drängt sich an dieser Stelle auch wieder einmal unweigerlich die Frage auf, ob sich das denn noch nicht herumgesprochen hat, dass Wissenschaftsgeschichte ein Jahrhunderte bis Jahrtausende langer
Prozess ist, wo unzählige Fragen am Anfang
natürlich von den Naturwissenschaften noch unbeantwortet bleiben müssen, damit dann also bestenfalls von der Philosophie (oder Theologie) beantwortet werden können. Also bspw. auch die Atomistik (bzw. die Frage nach dem "Urstoff"...) war mal die Domäne der Philosophen
und Theologen (okay, Letzteres zum Glück nicht...), auch wenn das mittlerweile schon "ein paar Jährchen" her sein mag. Und auch die moderne Kosmologie gibt's natürlich nicht schon seit der Steinzeit oder so, sondern fand ihre Anfänge in der
Kosmogonie, wo Fragen über die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Kosmos fast ausschließlich Gegenstand von Philosophie, Theologie und Mythologie war.
"...ist die Domäne der Philosophen und Theologen..." ist insofern nicht nur ein schwaches Argument, sondern in diesem Kontext sogar gar keins. Zumal die Naturwissenschaften - allen voran die Kosmologie & Elementarteilchenphysik - diese Frage ja auch schon recht umfassend beantworten können, wenn auch (noch) nicht abschließend.