Arrakai schrieb:Ich kann mich nur wiederholen: Der Anfang von allem hatte keine kausale Ursache...
Das ist ziemlich logisch bzw. folgt bereits
per definitionem.
Arrakai schrieb:Am Urknall muss nicht Schluss sein, ggf. können wir ein Multiversum o.ä. finden, aber dann wäre der Urknall nicht mehr der Beginn von allem und das Problem verschöbe sich lediglich z.B. hin zur Entstehung des Multiversums.
Ja. Aber das Postulat unzähliger Märchenwelten (sind bspw. Paralleluniversen denkbar, in denen sämtliche Götter der griechischen Mythologie oder so etwas wie die Schlümpfe hausen?) ist ja eh noch einmal ein ganz anderes Thema...
Arrakai schrieb:Kein Dogma, einfach nur Physik.
Hier bringst du wieder mal einiges durcheinander, wofür bereits ein Indiz ist, dass das Wörtchen 'Dogma' bspw. auch nirgends in der von dir zitierten Passage auftaucht. Dafür aber an anderer Stelle, auf die du aber gar nicht näher eingegangen bist, somit meinen Einwand bzw. Vorwurf des Dogmas in meinem letzten
Beitrag also auch gar nicht entkräftet hast, wie deine Aussage an dieser Stelle suggeriert.
Arrakai schrieb:Die Planck-Ära ist physikalisch nicht beschreibbar, das hatte ich ja schon geschrieben. Anders formuliert: Die Weltlinie eines Teilchens kann nicht bis t=0 zurückverfolgt werden, sie erreicht keinen initialen Punkt, also keinen Beginn der Zeit. Es gibt keine sinnvolle physikalische Definition des Anfangs. Wir wissen nur dass die Raumzeit ab dem Punkt vorhanden war, ab dem wir die Entwicklung des Universums beschreiben können.
Sicher. Und im Prinzip versagen unsere gegenwärtigen Theorien sogar schon in der GUT-Ära - eine Theorie zur Vereinigung der starken und elektroschwachen WW steht ja bis dato noch aus. Und auch die ad-hoc-Hypothese einer kosmologischen Inflation, die man gegen Ende der GUT-Ära annimmt, steht auf wackeligen Füßen.
Arrakai schrieb:Möglich, dass wir uns dem Anfang immer weiter nähern können, aber das hieße wie gesagt nur, dass das Problem weiter verschoben wird. Ab einem gewissen Punkt ist immer prinzipiell Schluss, die Erstursache für alles klnnen die Naturwissenschaften nicht finden.
Und hier wird's dann schon wieder nicht mehr nachvollziehbar. Für mich klingt das
"...dass wir uns dem Anfang immer weiter nähern können..." wie so'ne Art Grenzwertbetrachtung in der Mathematik, so als würde sich die Physik der Urknallsingularität erst bis auf t = 10E-35s nähern, dann bis auf t = 10E-43s, dann bis auf t = 10E-137s, dann bis auf t = 10E-1024s und immer so weiter.... ohne t = 0 jemals zu erreichen. So funktioniert das aber nicht bzw. ist das nicht das, was man von künftigen Theorien (bspw. einer Quantengravitation), kosmologischen Modellen, einer ToE etc. erwarten würde. Vielmehr würde man erwarten, dass sich die Dynamik für t < 10E-43s erklären ließe, was natürlich auch einen möglichen Zustand zum Zeitpunkt t = 0 mit einschließt. Das ist jetzt aber sowieso reinste Spekulation, denn möglicherweise kommt die Raumzeit ja auch
quantisisiert daher, so dass sich die Frage nach der Dynamik für t < 10E-43s (bzw. t = 0) gar nicht erst wirklich stellt.
Arrakai schrieb:Ja richtig, das hat keine Relevanz für die Physik, das schreibe ich doch die ganze Zeit.
Es hat nicht nur keine Relevanz für die Physik, es hat überhaupt und
gar keine Relevanz - und zwar für die gesamte Wirklichkeit. Und damit bleibt es halt bei dem, was ich bereits schrieb:
Außerhalb der Wirklichkeit (Realität) kann - bereits der Bedeutung des Begriffes nach - nur das sein, was selbst nicht wirklich (real) ist. Was aber nicht wirklich (real) ist... hat eh überhaupt keine Relevanz... und kann auch erst recht nicht als Grund für die Wirklichkeit (Realität) herhalten.Arrakai schrieb:Irrelevant sind alle Fragen, denen man sich mit der naturwissenschaftlichen Methodik nicht nähern kann und die daher prinzipiell nicht zugänglich sind. Physik stört sich allerdings überhaupt nicht daran, dass es Fragen gibt, die keine physikalische Relevanz haben. Mein Eindruck ist allerdings, dass du dich daran störst, dass es solche Fragen gibt...
Nein, es geht mir nicht um gewisse
Fragen, sondern gewisse
Antworten, die ich für sinnfrei halte. Wer so manche meiner Beiträge bzw. Ansichten kennt, den mag es zwar vielleicht überraschen, aber ich verstehe mich eigentlich eher als
Naturalist, auch wenn ich diesen Begriff sogesehen eigentlich nie gebrauche, weil er natürlich offenlässt, was genau denn überhaupt alles unter "Natur" zu verstehen ist (Wie verhält es sich bspw. mit den Naturgesetzen?). Du hingegen scheinst dich davon wiederum eher abzugrenzen in dem Sinne, als dass du auch die Existenz von
Übernatürlichem in Betracht ziehst, wenn du bspw. schreibst:
Arrakai schrieb am 18.07.2021:Naturwissenschaften beschreiben die Natur. Was auch immer die Natur in ihre Existenz geworfen hat kann aber kein Bestandteil der Natur gewesen sein, denn sie selbst kann sich nicht in ihre eigene Existenz geworfen haben. Was auch immer passiert ist entzieht sich den Naturwissenschaften also prinzipiell.
Und natürlich lässt sich zwar schlecht widerlegen, dass es Dinge gibt, die sich prinzipiell den Naturwissenschaften entziehen, ich persönlich lehne allerdings den Glauben an übernatürliche Phänomene, die sich prinzipiell jeglicher rational-empirischen Erkenntnis entziehen, grundsätzlich, weil völlig sinnfrei, ab.
Arrakai schrieb:Wie meinst du das konkret?
Naja, haargenau so, wie es dort steht: Wissenschaft beschreibt nicht nur die von ihr beobachteten Phänomene und Vorgänge in der Natur, sondern sucht auch und insbesondere nach Erklärungen für das beobachtete Verhalten. Das ist auch eigentlich sogar so trivial, dass es fast schon wieder müßig ist, das näher zu erläutern. Aber mit Blick auf das von mir genannte Beispiel (beschleunigte Expansion des Kosmos): Stichworte Lambda-CDM-Modell und Friedmann-Gleichung mit kosmologischer Konstante. Im Rahmen dieses Modells lässt sich die beschleunigte Expansion des Kosmos zwar hinreichend
beschreiben, sofern man die Werte für entsprechende Parameter wie etwa die Kosmologische Konstante kennt, die sich wiederum aus diversen Messungen ableiten lässt (Stichwort "Standardkerzen"), eine
Erklärung steht für die beschleunigte Expansion bis dato aber noch aus und wird rege unter dem Schlagwort "Dunkle Energie" diskutiert.
Arrakai schrieb:Ich habe jetzt keine Zeit, tiefer auf die naturwissenschaftliche Methodik einzugehen.
Wäre an dieser Stelle wohl auch völlig unnötig bzw. würde auch einfach viel zu weit führen, jetzt auch noch eine wissenschaftstheoretische Debatte loszutreten.
;)Arrakai schrieb:Tiefere Erklärungen im philosophischen Sinne gehören nicht dazu.
Davon ist doch aber auch nirgends die Rede, ganz im Gegenteil. Bzw. bist du es ja (nicht ich), der scheinbar davon ausgeht, dass sich eine fundamentale Erklärung dafür, warum die Wirklichkeit so ist wie sie ist, den Naturwissenschaften prinzipiell entzieht (und damit dann metaphysischen, philosophischen und religiösen Spekulationen überlassen bleibt). Ich persönlich gehe, wie gesagt, davon aus, dass Naturwissenschaften hier eines Tages zu einer umfassenden und abschließenden Erklärung gelangen werden, auch wenn ich das zu meinen Lebzeiten natürlich nicht mehr miterleben werde.