Simplex schrieb:Ich sagte schon in meinem ersten Post, dass Pi definiert ist als das Verhältnis zweier in irgendeiner Einheit gemessenen Längen, nämlich als das Verhältnis von Umfang zum Durchmesser eines beliebigen Kreises. Aber tritt Pi dadurch automatisch in den Kreis der existierenden Dinge?
Gemäß
tertium non datur wäre die Alternative bzw. Antithese, zu sagen:
A1: {Pi} existiert nicht.Durch simple Substitution folgt daraus die Aussage:
A2: {Das Verhältnis des Umfangs eines beliebigen Kreises zu seinem Durchmesser} existiert nicht.Und vielleicht magst du nun an dieser Stelle erläutern, wie A1 bzw. vor allem A2 zu verstehen ist?
:ask:Simplex schrieb:Werden auf diese Weise, nämlich durch die Definition, alle Nachkommastellen wie auf magische Weise in irgendeinem imaginären geistigen Raum schlagartig erzeugt?
Nicht ganz so polemisch, wie du es ausdrückst, aber ja, exakt: Die Nachkommastellen von Pi sind tatsächlich schlagartig durch die Definition festgelegt. Ein simpleres, anschaulicheres Beispiel wäre die sog.
Champernowne-Zahl...
Simplex schrieb:Wie ich nun deinen Post frei interpretiere, @Noumenon - ich kann da durchaus falsch liegen - bist du tatsächlich der Meinung, dass all diese Zahlen von Pi in ihrer Gesamtheit vorhanden sind, unabhängig davon, ob sie berechnet werden oder nicht.
Das entspricht so ziemlich meinem Standpunkt, ja. Aber ich kenne natürlich die durchaus amüsante Kontroverse bzgl.
potentieller und aktualer Unendlichkeit...Wikipedia: Potentielle und aktuale Unendlichkeit#Verschiedene Auffassungen in der heutigen Mathematik und Philosophie der MathematikFerner gehe ich also auch davon aus, dass bspw. irgendwelche besonderen Zahlen wie etwa
Primzahl-Zwillinge bereits existieren (bzw. feststehen), unabhängig davon, ob wir sie schon entdeckt oder explizit ausgerechnet haben...
Simplex schrieb:Aber es gibt doch einen Unterschied zwischen Sternen und Zahlen: Sterne sind Objekte im Weltraum...
Ähm... nein, hier muss ich dich leider an deine eigenen Worte erinnern (und ich habe auch wirklich nur auf eine solche Gelegenheit gewartet):
Simplex schrieb:Begriff, Symbol und Ding sind Worte, @Noumenon, so wie alles, was hier steht und irgendeinen Sinn ergeben soll.
Und damit sind auch 'Sterne', 'Objekte' und 'Weltraum' erst einmal nichts weiter als Worte bzw.
Bezeichnungen.
Ganz so einfach, wie du es gerne hättest, ist es dann also doch nicht....
Simplex schrieb:...Zahlen dagegen, und dazu gehört auch Pi, sind "Objekte" nicht in der realen Welt, sondern, ja, wie schon mehrfach erwähnt, vielleicht in einem geistigen Raum (sind sie das?), über den ich leider nicht mehr sagen kann. Vielleicht kannst du es.
Und spätestens hier drehen wir uns dann auch schon wieder im Kreis, d.h. erneut haust du "Begriff", "Symbol" und "Ding" bzw. die drei Welten der
Gedanken, Sprache und Wirklichkeit durcheinander...
Wikipedia: Semiotisches DreieckDenn tatsächlich verbergen sich bspw. auch hinter
Bezeichnungen wie 'Sterne' und 'Weltraum' erst einmal nur vom Menschen erfundene
Konzepte, die nicht in der realen Welt herumschwirren, sondern nur "im" Kopf (was letztendlich für alle unsere
Konzepte gilt, also natürlich auch für so etwas wie das Konzept der
Zahlen...).
Also nein, ich sehe hier an und für sich keinen fundamentalen Unterschied zwischen Sternen und Zahlen, wie du ihn zu suggerieren versuchst. In beiden Fällen reden wir sowohl über
Bezeichnungen (Sprache), Konzepte (Gedanken) und Fakten (Wirklichkeit), nur dass du bei Sternen scheinbar allein die
Ebene der Fakten im Hinterkopf hast, bei Zahlen dann aber auf einmal nur und ausschließlich die
Ebene der Konzepte. Warum aber, das erschließt sich mir nicht.
Gut, Sterne kann man quasi "anfassen", ist halt wieder so'n typisches Beispiel auf BILD-Niveau. Dem stelle ich bspw.
Freundschaft, Evolution oder Beethoven's 5. Symphonie entgegen - sind zwar kein Objekte, kann man nicht anfassen oder greifen, macht sie aber nicht weniger real.
Simplex schrieb:Aber gibt es diese Zahl, bevor wir sie berechnet haben?
Ja, die Ziffer an der drölfzigsten Stelle steht schon fest, noch bevor du (oder jemand anderes) sie ermittelt hast...
Simplex schrieb:Dass wir eine Methode beliebig weit fortsetzen können, impliziert das, dass alle Zahlen, die wir damit berechnen können, schon vorhanden sind, BEVOR wir sie berechnen?
Nein, das hielte ich für einen Fehlschluss bzw. gleichbedeutend mit der Behauptung, dass sämtliche Algorithmen deterministisch sind (=> theoretische Informatik, Berechenbarkeitstheorie, nicht-deterministische Algorithmen). Aber das war ja auch nicht meine Aussage bzw. Frage gewesen... Zur Erinnerung:
Noumenon schrieb:Aber lass' dir ruhig Zeit und lass' es uns einfach wissen, falls du eine vernünftige und plausible Begründung gefunden hast, warum verschiedene Menschen und auch verschiedene Methoden stets zum gleichen Ergebnis bzgl. der Nachkommastellen von Pi führen.....
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Simplex schrieb:Es gibt den Weltraum und es gibt Objekte darin, so die allgemeine Auffassung. Gibt es Objekte, von denen ich nichts weiß? Da muss ich gar nicht bis den Weltraum gehen, ein beliebiges Sandkorn in der Sahara erfüllt den gleichen Zweck. Gibt es dieses Sandkorn, unabhängig davon, dass niemand auf der Welt es je gesehen hat einfach nur deshalb, weil ich es gerade erwähnt habe? Inwieweit hängt die Existenz der Welt mit mir zusammen? Gibt es da einen Zusammenhang? Bin ich in der Welt oder ist die Welt in mir? Wo ist die Grenze, die mich von der Welt trennt? Ist mein Körper nicht auch ein Teil der Welt, in der Welt, ein Teil von dem Ganzen, ebenso wie meine Gedanken darüber? Und was ist das Ganze?
Das führt jetzt vielleicht ein bisschen zu weit, sind aber natürlich interessante (und meines Erachtens auch noch nicht abschließend geklärte) philosophische Fragestellungen, ja....