Haben wir die Mathematik (etc.) "erfunden" oder "entdeckt"?
30.05.2021 um 09:30Simplex schrieb:Ich sagte schon in meinem ersten Post, dass Pi definiert ist als das Verhältnis zweier in irgendeiner Einheit gemessenen Längen, nämlich als das Verhältnis von Umfang zum Durchmesser eines beliebigen Kreises.Du bekommst nun von mir etwas Unterstützung, denn dein Gespür ist (aus meiner Sicht) schon richtig.
Weiter oben hast du in Bezug auf PI den Begriff "Methode" genannt. Das ist korrekt, denn "PI" als konkrete Zahl (sprich "Zahlenwert") ist "das Verhältnis..." im Sinne von "das Verhältnis ausrechnen".
Die Zahl PI "besteht" nur aus Zusammenhängen, die man sich in einem abstrakten Regelwerk (Mathematik) "erschlossen" hat ("erschliessen" soll keine Festlegung in Richtung "finden"/"erfinden" sein).
Zu keiner Zeit war "PI" eine Art Existenz, an der man nicht vorbeigekommen wäre (so wie es z.B. bei einem Tisch der Fall) ist.
"PI" ist eher als Folge des Regelwerks anzusehen, als dass es umgekehrt der Fall wäre.
Für die Threadfrage ist (wie du gesagt hast) wichtig, dass es um Mathematik gehen muss.
Natürlich geht es nicht um eine konkrete Formel, sondern um das, was Mathematik letztlich ist, was vor sich geht, wenn wir "mathematisch" aktiv sind.
Simplex schrieb:Aber tritt Pi dadurch automatisch in den Kreis der existierenden Dinge? Werden auf diese Weise, nämlich durch die Definition, alle Nachkommastellen wie auf magische Weise in irgendeinem imaginären geistigen Raum schlagartig erzeugt?Aus meiner Sicht tritt PI nie "in den Kreis der existierenden Dinge" - PI wird nicht erzeugt, noch nicht einmal durch das Ausrechnen.
Simplex schrieb:Aber es gibt doch einen Unterschied zwischen Sternen und ZahlenKorrekt, "Sterne" sind materielle Formationen und damit auf unterschiedlichste Weise (-> Interaktion) eine Quelle für Zusammenhänge.
Zahlen sind keine Quelle für Zusammenhänge, es findet keine Interaktion statt.
Simplex schrieb:Aber gibt es diese Zahl, bevor wir sie berechnet haben?Es gibt sie auch nicht nachdem sie jemand berechnet hat.
Durch das Berechnen wird das Durchlaufen der Berechnungs-Methode (der Berechnungs-Zusammenhänge -> Mathematik) auf irgendeine Art festgehalten (z.B. indem man Ziffern aneinanderreiht).
Egal wie man diese Zwischenergebnisse aufzeichnet, egal wie man sie anordnet, man wird sie niemandem ohne ein mathematisches Training zeigen können, so dass dieser Mensch von alleine darauf schliessen kann, dass dies eine Zahl ist.
=> keine Quelle für Zusammenhänge, keine Existenz.
Mit der Aufzeichnung (z.B. Blatt Papier) kann natürlich interagiert werden, aber das ist nicht "die Zahl".