Noumenon schrieb am 15.07.2020:Sondern: Welche logisch-physikalischen Gegebenheiten müssen erfüllt sein, damit es so etwas wie ein Universum überhaupt gibt?
Die einzige Gegebenheit die es braucht ist die Abwesenheit einer Gegebenheit die es verhindert.
Noumenon schrieb am 15.07.2020:Aber auch bzgl. der "ersten Ursachen" liegst du falsch. Denn es gibt nur diese zwei sich gegenseitig ausschließenden Alternativen:
a) Ursachen gehen ad infinitum weitere Ursachen voraus
b) nicht (a)
Die Frage ist doch längst geklärt. Kausalität ist wechselseitig bedingt durch Raum und Zeit. Keine der drei Dinge existieren ewig.
Ursache gehen bis zu dem Punkt zurück als Materie/Energie erstmals räumlich getrennt auftraten. Davor gab es keine Kausalität und auch keine Ursachen und Wirkungen.
Noumenon schrieb am 15.07.2020:Nein, das ist nur das altbekannte Atheistenmärchen vom Lückenbüßer-Zufall, der als "Erklärung" für alles herangezogen wird.
Der Zufall ist kein Lückenbüßer sondern einfach nur das was übrig bleibt, wenn es keine Kausalität gibt. Er definiert einfach nur die Möglichkeit von Events, bei Abwesenheit von definierenden Faktoren.
Es gibt in diesen ganzen Überlegungen zwei Lückenbüßer. Zwei grundlegende Annahmen die man akzeptieren muss.
1. Existenz und Nicht-Existenz sind logisch.
2. Existenz ist nicht unmöglich.
Noumenon schrieb am 15.07.2020: :D Diese Nummer haben Monod und andere auch schon bzgl. der Entstehung des Lebens durchzuziehen versucht: *plopp* und rein zufällig war sie da, die erste, serienreife, komplexe Urzelle!
Willst du mir erzählen, dass du nicht an die Evolution glaubst? Dann können wir das hier nämlich beenden, weil alles weitere wäre Zeitverschwendung.
Noumenon schrieb am 15.07.2020:Ja, ist schon okay, nur könntest du mit deinem Potential eben alles erklären, was sich mit genügend blühender Fantasie so ausdenken lässt: Schlaraffenland, Phantásien, Entenhausen... die Existenz sämtlicher Götter der griechischen und römischen Mythologie... auch die sind alle im "Potential" enthalten.
Korrekt. Aber Dinge die nicht sind muss man auch nicht erklären.
Wenn das Universum so "entstanden" ist, also aus einem "Nichts" heraus, das keine Eigenschaften hatten, die irgendetwas ausschlossen, dann wäre diese Erklärung korrekt, egal welche ausprägung das Universum angenommen hat.
Wie schon jemand hier geschrieben hat, unser Universum ist ja mindestens genauso absurd wie "Schlaraffenland, Phantásien, Entenhausen... die Existenz sämtlicher Götter der griechischen und römischen Mythologie".
Noumenon schrieb am 15.07.2020:Ja, zwei mal drei macht vier... widewidewitt und drei macht neune... ich mach mir die Welt... widewide wie sie mir gefällt...
So geht's natürlich auch, hat mit Logik allerdings nix mehr zu tun. Aussagen werden nicht dadurch wahr, indem man Begriffe beliebig umdeutet.
Aussagenlogik funktioniert nur, wenn man klar definierte Begriffe hat. Alles andere wäre geschwurbel.
Logik Arbeitet mit Implikationen. "wenn,..., dann,...".
Ob ein Quadrat also Rund ist hängt davon ab wie du "rund" definierst.
Da kein real existierender Kreis aber perfekt rund ist, sondern sich alle nur mit sehr vielen Ecken an einen Kreis annähern, kann man durchaus behaupten, dass auch ein Quadrat auch rund ist.
Der einzige Unterschied zwischen dem was wir umgangssprach Quadrat und Kreis nennen ist die Anzahl der Ecken.
Ein mit dem Zirkel gezogener Kreis hat so viele Ecken, dass wir sie mit den bloßen Auge nicht mehr erkennen.
Aber wollen wir die Definition von "Kreis" von so etwas subjektivem wie unserem Sehvermögen abhängig machen?
Noumenon schrieb am 15.07.2020:Es ging eher darum, dass deine "Erklärung" mit dem "Potential" insofern keine Erklärung ist, als dass sie das zu erklärende Phänomen X überhaupt nicht näher bestimmt, sondern für X eben alles einsetzbar ist...
Ist das ein Problem? Wenn nicht alles einsetzbar wäre, dann müsste es ja wieder irgendetwas geben, dass die Ausprägung der Existenz in irgendeiner Form definiert. Das müsste etwas sein, dann über die Grenzen der Kausalität hinaus wirkt.
Das wäre ne massive Annahme für die es keinerlei Anhaltspunkte gibt.
Noumenon schrieb am 15.07.2020:Und das hat dann mit Wissenschaft schlichtweg nix mehr zu tun.
Na doch, das ist Ockhams Rasiermesser. Zentraler Bestandteil der wissenschaftlichen Methodik.
Libertin schrieb:Mein Punkt war, daß sich über ein "vor dem Urknall" gar nichts sicher sagen lässt.
Doch, einiges. Nämlich, dass unsere Naturgesetze da nicht galten, dass es keine Zeit, keinen Raum und keine Kausalität gab.
Und das beantwortet durchaus die Frage im Titel dieses Threads.
Libertin schrieb:Weil es dann kein "Nichts" mehr ist, sondern ein "Etwas".
Was wäre denn deiner Meinung nach ein echtes Nichts? Du machst dir hier semantische Probleme die keine reale Problematik wieder spiegeln.
Physikalisch gesehen ist das Potential das einzige was ein Nichts sein kann.
Wenn da nichts ist was etwas ausschließt, dann hat man ein Potential.
Wenn da etwas ist was etwas ausschließt, dann hat man kein Nichts.
Libertin schrieb:Mit dem "Potenzial" füllst Du nur eine Wissenslücke mit einem nur anders lautenden "god of gapes" aus welchem unsere Existenz hervorgegangen sein soll, aber diese wäre in dem Fall auch nur eine Ursache, welche als Resultat unser Dasein als Wirkung hervorgebracht hätte. Kausalität eben.
Eben nicht. Das Potential hat nichts mit Kausalität zu tun sondern mit der Abwesenheit von Kausalität.
Genau weil da nichts ist was kausale Bedingungen stellt kann man von dem Nichts sagen, dass nichts ausgeschlossen werden kann.
Gäbe es einen Zustand für den gilt, dass aus ihm nichts entstehen kann, dann wäre das kein Nichts, sondern eben ein Zustand mit einer Eigenschaft.
Die logische Abwesenheit von jeglichen Eigenschaften/Gesetzen (also ein Nichts) bedeutet automatisch, dass ein Potential da ist, da es nichts gibt was etwas ausschließt.
Das Potential ist aber so lange Nichts bis es etwas wird. Wie lange das dauert kann man nicht sagen, da es keine Zeit gibt.
Wenn du so willst ist ein absolutes Nichts also immer auch ein Potential. Es geht gar nicht anders. Wenn es nicht so wäre, dann wäre es kein absolutes Nichts, sondern ein Zustand mit einer Eigenschaft die etwas verhindert.
Libertin schrieb:Dann wäre es aber trotzdem kein "Nichts" und damit auch kein ex nihilio, sondern, wie Du ja selbst schreibst, eine Eigenschaft, die nicht Nichts war und damit sogar das genaue Gegenteil von "Nichts".
Der Logik folgend wäre ein Nichts auch kein Nichts, da es eine Eigenschaft hat, die definiert, dass es ein Nichts bleibt.
Wenn man Nichts als Abwesenheit jeglicher Eigenschaften definiert, dann ist es logischerweise ein Potential.
Zu denken, dass ein Nichts kein Potential sein darf ist unlogisch.
Das Potential ist die Abwesenheit von Eigenschaften. (Nichts)
Kein Potential wäre die Anwesenheit einer Eigenschaft die das Potential verhindert. (Kein Nichts)
Libertin schrieb:Womit es eben doch wieder etwas ist und nicht nichts, denn sobald Du etwas bescheiben bzw. mit Eigenschaften (wie etwa die Nichtfestlegung von Unmöglichkeiten) versehen kannst, ist es auch schon kein "Nichts" mehr.
Ich beschreibe es aber nicht und schreibe ihm auch keine Eigenschaften zu. Ich stelle lediglich die logischen Konsequenzen davon fest, dass es keinerlei Eigenschaft besitzt.
Libertin schrieb:Allein die Formulierung "das Nichts" suggeriert ja schon die falsche Vorstellung, daß dahinter sowas wie eine Verdinglichung und damit doch wieder "etwas" stecken muss.
Deswegen habe ich ja den Begriff "Potential" benutzt. Wenn Nichts gilt kann Alles sein.
Libertin schrieb:denn wir sind nunmal nicht darauf gepolt uns etwas tatsächlich "Nichtexistentes" (jaja, da ist das olle Substantiv wieder) vorstellen zu können.
Du musst es dir ja nicht vorstellen. Du musst nur zwei Annahmen für wahr halten und logisch vorgehen.
1. Existenz ist nicht unmöglich.
2. "Nichts" ist Abwesenheit jeglicher Eigenschaften oder in irgendeiner Form bestimmender Faktoren
Was dann übrig bleibt ist die Schlussfolgerung, dass das "Nichts" ein Potential ist.
Im Grunde könnte man sich sogar 1. sparen, da es bereits von 2. Abzuleiten ist.
Egal welche wissenschaftlichen Theorien übers Universum wird uns ansehen, keine davon spricht von stetiger Existenz. Was bedeutet, dass das Universum mindestens ein mal aus einem Potential hervor gegangen ist.
Da sich Zeit und Kausalität allerdings nur in einem expandierten Universum mit Raum bilden, ist das Potential funktional genau das Gegenteil von Existenz. Es klingt zwar so als wäre es etwas, aber es ist nichts weiter als die logische Konsequenz von einem absoluten Nichts.
Mag paradox klingen, ist aber sehr logisch.
Stellt sich nur noch eine Frage: Gibt es Logik? Hängt Logik von etwas ab? Was wäre die Alternative zur Logik?
Noumenon schrieb am 15.07.2020:Nein, das ist nur das altbekannte Atheistenmärchen vom Lückenbüßer-Zufall, der als "Erklärung" für alles herangezogen wird. :D Diese Nummer haben Monod und andere auch schon bzgl. der Entstehung des Lebens durchzuziehen versucht: *plopp* und rein zufällig war sie da, die erste, serienreife, komplexe Urzelle!
Noumenon schrieb am 15.07.2020:Ja, ist schon okay, nur könntest du mit deinem Potential eben alles erklären, was sich mit genügend blühender Fantasie so ausdenken lässt: Schlaraffenland, Phantásien, Entenhausen... die Existenz sämtlicher Götter der griechischen und römischen Mythologie... auch die sind alle im "Potential" enthalten.
Noumenon schrieb am 15.07.2020:Ja, zwei mal drei macht vier... widewidewitt und drei macht neune... ich mach mir die Welt... widewide wie sie mir gefällt...
So geht's natürlich auch, hat mit Logik allerdings nix mehr zu tun. Aussagen werden nicht dadurch wahr, indem man Begriffe beliebig umdeutet.