Noumenon schrieb am 02.06.2017:Gibt es alternative 'Theorien' (bzw. Positionen innerhalb der Philosophie des Geistes bzgl. der Natur mentaler Zustände), für die weitaus mehr sprechen tut...? :ask:
Absolut. Beispielsweise die Aspektdualität (nicht zu verwechseln mit Aspektdualismus) ist eine weitaus geeignetere Theorie.
Noumenon schrieb am 02.06.2017:Mir drängt sich da unmittelbar die Frage auf, welche physikalische Interaktion zwischen Körper und Psyche etwa im Traum gegeben ist... Und inwieweit sie Voraussetzung für bewusste Erlebnisse im Traum sein soll...
Auch im Traum kommen die körperlichen Prozesse nicht völlig zum Erliegen. Aber es bleibt natürlich die Frage, wie es sein kann, dass man (selbst bei Entfernung des Sehnervs) im Traum visuell "wahrnimmt" oder warum es bei neuronaler Stimulation zu subjektiven Phänomenen kommt.
Auch wenn die Embodiment-Theorien versuchen dies zu erklären, so kommt meiner Meinung nach nicht viel dabei rum. Hier kommt die diachrone Einheit der Subjektivität ins Spiel. Auch wenn für Gedächtnisprozesse das Gehirn benötigt wird, so sind Erinnerungen doch nicht in irgend welchen neuronalen Verschaltungen "gespeichert". Wenn wir uns erinnern, so ist die Erinnerung eigentlich schon "in uns". Ansonsten wüssten wir auch gar nicht, wonach wir beim Vorgang des Erinnerns überhaupt suchen sollen und wären im Moment des Erinnerns völlig überrascht von der Erinnerung selbst. Es ist vielmehr so, dass wir das Erinnerte schon unbewusst in uns tragen und es im Moment des Erinnerns versuchen uns bewusst zu machen.
All dies ist selbstverständlich verschränkt mit neuronalen Prozessen im Gehirn. Ansonsten könnten Erinnerungen auch gar nicht physikalisch wirksam werden.
Auch im Prozess der Wahrnehmung spielen Erinnerungen eine Rolle. Auch die visuelle Wahrnehmung ist ein Prozess der erlernt werden muss (dies zeigen schon Untersuchungen an Blindgeborenen, die später sehen lernen). Wir sind in der Lage uns Bilder zu imaginieren, die gar nicht real vorhanden sind und können mit Hilfe der Imagination die Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte lenken, die wir sehen möchten, was wiederum zu einer Anpassung der Mikrosakkaden des Auges führt.
Aufgrund meiner Erinnerung trage ich also "innere Bilder" in mir. Diese Bilder kann ich jederzeit willentlich aufrufen, was aufgrund der damit verbundenen Hirnprozesse zu Anpassung der Augenbewegung und entsprechenden Filterprozessen im Gehirn führt, was dann wiederum die Wahrnehmung verändert.
Das heißt, dass vom Subjekt ausgehende Prozesse Einfluss auf die neuronalen Prozesse des Gehirns haben und zwar nicht in strenger "physikalischer" Kausalität (erst Ursache dann Wirkung) sondern vielmehr in einer Korrespondenz. Der Unterschied ist hier, dass nicht erst eine Imagination stattfindet und daraufhin entsprechende neuronale Prozesse ausgelöst werden. Es ist vielmehr so, dass Imagination und neuronale Prozesse zeitgleich gegeben sind. Es fehlt also das Nacheinander der klassischen Kausalität.
Wenn also vom Subjekt ausgehende Prozesse in der Lage sind, neuronale Prozesse zu verändern, dann ist dies auch in umgekehrter Richtung möglich. Und tatsächlich: Stimuliere ich entsprechend das Gehirn mit einer Elektrode, so kommt es auch zu entsprechenden Wahrnehmungen.