@DerMüller71Danke für die schnelle Antwort.
DerMüller71 schrieb:Im Sinne der klassischen theistischen Interpretation wohl ja.
Hier geht man in der Regel davon aus, dass weitaus mehr als nur Erinnerungen überdauern. Also insbesondere so etwas wie Persönlichkeit usf. (wer im Leben ein 'A...loch' war, wird es auch nach dem Tod noch sein...). Irgendwie ist mir auch noch der Begriff der "Auferstehung des Fleisches" im Hinterkopf, was natürlich noch viel "abgefahrener" ist... Blöd etwa, falls man bspw. mit körperlichen Behinderungen zur Welt kam... Naja, lassen wir solche "theistischen" Vorstellungen lieber außen vor...
DerMüller71 schrieb:Aber beispielsweise der Gedanke einer Wiedergeburt widerspricht dieser Vorstellung ja, da geht es nur um die "Essenz", Persönlichkeit oder wie auch immer man es nennen mag.
Naja, das "Problem" ist ja der hier häufig hervorgebrachte Einwand, dass sich doch niemand (nachweislich) an frühere Leben
erinnere und etwa von Details wisse, die er eigentlich gar nicht wissen könne. Es gibt ja - etwa von Ian Stevenson - tatsächlich Untersuchungen mit durchaus interessanten Fällen hierzu, aber nix "handfestes". Das scheint mir auch der Grund dafür zu sein, dass viele Anhänger dieser Idee (Widergeburt/Reinkarnation) zunehmend den Standpunkt vertreten, dass es nicht die Erinnerungen seien, die überdauern, sondern irgend so ein "Wesenskern" (Persönlichkeit o.ä.).
Gegen diese Vorstellung fallen mir etwa folgende Einwände ein:
Erstens verändert sich die Persönlichkeit im Laufe des Lebens - manchmal mehr, manchmal weniger. Sie ist abhängig von Sozialisation, gewissen Erfahrungen im Laufe des Lebens uvm. Hierzu gibt es etwa auch diesen interessanten und vllt. bereits bekannten Fall des Phineas Gage...
Zweitens gibt es unter 7 Milliarden Menschen mit Sicherheit unzählige Menschen, deren Persönlichkeit (oder "Essenz" oder was auch immer...) so wahnsinnig stark ähnelt, dass man fast schon sagen könnte, der eine sei die Reinkarnation des anderen - blöd nur, wenn beide zur gleichen Zeit leben... (naja, mit etwas blühender Fantasie kann man sich natürlich ein Weltbild zurechtzimmern, wo selbst das möglich scheint...). Mir fehlt hier also insbesondere der Aspekt der
Einzigartigkeit bzw.
Identität.
Was aber jedes Individuum einzigartig macht, sind seine "Geschichte" und die
Erinnerungen daran. Und sollte ich bspw. sterben, 20 Jahre später kreuzt ein Chinese hier in Berlin auf, erinnert sich an diverse Details aus meinem Leben und sagt etwa:
"Hey, das Haus kenne ich! Da habe ich mal gewohnt!" - wäre dann nicht in sinnvoller Weise von Reinkarnation zu sprechen?
Würde er sich aber bloß
verhalten und die gleichen Persönlichkeitseigenschaften an den Tag legen wie ich, wie könnte man dann zu recht und in sinnvoller Weise sagen, dass er einst ich war? Zumal sich die Frage aufdrängt, welche Verhaltensweisen und Persönlichkeitseigenschaften
genau er denn da eigtl. an den Tag legt: Die, die ich mit 20 hatte...? Oder die, die ich mit 60 haben werde...?
Müsste ich mich zwischen
Persönlichkeit und
Erinnerungen entscheiden, würde ich mein Geld eher darauf wetten, dass es letzteres ist. Die Persönlichkeit ist mir zu sehr von externen Faktoren determiniert und im Laufe des Lebens teils erheblichen Veränderungen unterworfen.