off-peak schrieb: Dein Denken funktioniert chemisch und elektromagnetisch in den Neuronen.
In der Schizophrenie kann es tatsächlich dazu kommen, dass Denkvorgänge durch die neuronalen Prozesse ausgelöst werden (nicht erzeugt!). Meistens ist es hierbei so, dass die Protentionsfunktion gestört ist und die Gedanken plötzlich abreißen. Da man aber "gerade am Denken war" ist es so dass entsprechende Prozesse, die mit dem Denken einhergehen, im Gehirn weiter laufen, so dass zu den sog. "gemachten Gedanken" kommt. Dies fühlt sich für die Patienten tatsächlich so an, dass ihre Gedanken fremdgesteuert sind.
Im Normalfall ist es zum Glück jedoch nicht das Gehirn, welches das Denken auslöst, sondern der Mensch in seinem subjektiven Aspekt und zwar natürlich mithilfe seines Gehirns und beeinflusst von weiteren körperlichen Prozessen.
Armbewegungen lassen sich auch durch Stimulation des Gehirns auslösen. Aber egal wie das Gehirn stimuliert wird, es konnte bisher stets unterschieden werden, ob die Bewegungen von der Stimulation des Gehirns ausgelöst wurden oder aber vom Menschen selbst.
Dass visuelle Wahrnehmungen durch Stimulation des Gehirns ausgelöst werden können, verlockt natürlich dazu zu glauben, dass diese auch vom Gehirn auf wundersame Weise erzeugt würden. Man kann aber auch durch Reizung der Retina visuelle Wahrnehmungen erzeugen und niemand käme auf die Idee, dass die Netzhaut auf geheimnisvolle Weise chemische Reaktionen in Wahrnehmungen übersetzt.
Dein Denken führt in einen cartesischen Dualismus. Wir haben einerseits subjektive Phänomene und andererseits physikalische Prozesse. Die beiden stehen sich angeblich gegenüber, wobei du plötzlich annehmen musst, dass das die physikalischen Prozesse die subjektiven Phänomene erzeugen. Dies erzeugt unauflösbare Widersprüche und ist weder philosophisch noch biologisch begründbar.
Mein Ansatz ist daher ein monistischer. Wir haben zuallererst das Lebewesen, welches eben materielle Aspekte und auch subjektive Aspekte hat, die ineinander verschränkt sind. Das bedeutet, dass das Lebewesen tatsächlich eine eigene Entität ist. Dabei ist nicht die Rede von körperlosen, reinen Subjekten.
Ist das Lebewesen auf eine gewisse Art und Weise organisiert, kommen die subjektiven Aspekte zum Vorschein. Dabei kann man graduell von sehr niedrigen und basalen Stufen des Empfindens bis hin zur Selbstreflexion des Menschen gehen. Das unterste Extrem wäre dann eben die völlig tote Materie, welche zwar das Potential zu subjektiven Phänomenen in sich trägt, wobei diese jedoch durch die Organisationsstruktur nicht zur Geltung kommen.
Diesen in sich vermittelten Monismus nennt man auch Aspektdualität (in Abgrenzung zum Dualismus).
Diese Denkweise kommt nicht von mir, sondern ist heute der anerkannte Standard in der Psychiatrie, welche mehr als jede andere Wissenschaft zwischen subjektiven Phänomenen und körperlichen Prozessen steht.