"Für Michael Jackson zu spielen war definitiv ein Geschenk Gottes"
Schlagzeuger Ricky Lawson ist Stargast beim 22. Internationalen Drummer-Meeting
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LEBENSTEDT. Wenn das 22. Internationale Drummer-Meeting des Fachdienstes Kultur heute in der Kulturscheune und in der Alten Feuerwache startet, ist auch Ricky Lawson dabei. Der ehemalige Michael-Jackson-Drummer ist international eine Größe. So ist er etwa auf dem "Bodyguard"-Soundtrack, dem meist verkauften Film-Soundtrack aller Zeiten, zu hören und spielte mit Whitney Houston den Mehrfach-Platin-Song "I will always love you" ein. Mit dem 55-jährigen Schlagzeuger, Komponisten und Produzenten sprach SZ-Redakteurin Alexandra Ritter über dessen Karriere, sein Lebensmotto – und natürlich den King of Pop.
Was ich natürlich als Erstes wissen will: Wie war das, als Sie für Michael Jackson gespielt haben?
Es war unglaublich, definitiv ein Geschenk Gottes. Es war eine wirklich wunderbare Erfahrung. Er war ein erstaunlicher Mensch. Es war ein Segen und eine Ehre, bei zahlreichen Gelegenheiten hinter ihm zu spielen – bei seiner ersten, der "Bad"-Tour, und auch bei seiner "Dangerous"-Tour. Im Laufe seiner "Dangerous"-Tour wurde ich sogar sein musikalischer Leiter. Außerdem habe ich bei dem Song "Say, say, say", den er mit Paul McCartney gesungen hat, gespielt. Es war eine tolle Erfahrung, hauptsächlich mit Michael zu arbeiten. Mit seinen Brüdern, den Jackson Five, habe ich das "Destiny"-Album eingespielt. Aber es gab nichts Besseres, als mit Michael zu spielen.
Haben Sie auch die spätere "History-World-Tour" mit ihm gemacht?
Nein. Sie wissen, die Zeiten begannen damals hart für ihn zu werden.* Und so ging ich von Michael zu Phil Collins. Ich arbeitete zur Zeit der "History"-Tour also mit Phil Collins und konnte mich dort nicht einfach losreißen, um wieder mit Michael zu spielen. Für Michael zu arbeiten, war sicher eine exzellente Gelegenheit. Aber wenn dich dann einer der besten Drummer auf diesem Planeten fragt, ob du nicht in seiner Band spielen willst, dann ist das ein weiteres Geschenk.
http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2163/artid/13012708 (Archiv-Version vom 01.10.2010)Kannten Sie Michael Jackson gut?
Ich kannte ihn so gut, wie ihn jemand kennen kann, der mit ihm gearbeitet hat. Er hatte sein eigenes Privatleben, das du ihm auch lassen musstest. Solche Leute haben nun mal nicht viel Privatsphäre. Aber was ich über ihn wusste, war fantastisch. Meine Kinder verbrachten viel Zeit mit ihm, als wir auf Tour waren. Und Sie wissen, man muss schon viel Liebe und Respekt jemandem gegenüber haben, um seine Kinder bei ihm rumhängen zu lassen.
Wo waren Sie, als Sie von seinem Tod hörten. Und welcher Gedanke schoss Ihnen da als Erstes durch den Kopf?
Zu der Zeit war ich in Washington D.C. Ich konnte es zuerst nicht glauben. Denn Michael war ein großer Spaßvogel. Als es erst einmal über die Sender gelaufen war, bekam ich aber einen Anruf von seinem Bassisten Don Boyette, der mit uns die "Bad"- und "Dangerous"-Tour gespielt hat. Er bestätigte mir, dass Michael wirklich gestorben ist. Ich dachte immer: Normalerweise, wenn jemand einen Herzstillstand hat, bedeutet das, sein Herz hat aufgehört zu schlagen, und sie holen ihn wieder zurück. Es ist … Selbst heute: Ich kann es nicht glauben. Es war damals, als würde er uns auf den Arm nehmen wollen, und in Wirklichkeit war er nur da drüben … Auch bei dem Trauer-Konzert hatte man das Gefühl, dass er immer noch in der Arena war. Sein Auftritt war so real, als stünde er auf der Bühne. Aber es war nur Illusion. Ich denke jeden Tag an ihn. Er war einer der besten Entertainer, die wir je hatten. Er hat uns 50 Jahre gute Musik, großartiges Entertainment gegeben. Er war ein exzellenter Geschäftsmann. Alle Dinge, die du brauchst, um im Entertainment-Geschäft zu sein, und noch dazu sein guter Charakter – das sind alles Dinge, bei denen er uns gezeigt hat, wie es geht. Und deshalb versuche ich, an den guten Dingen festzuhalten, die er uns gegeben hat und nicht an den schlechten. Denn das meiste Negative über ihn stammt vor allem vom Hörensagen.