Ozeanwind schrieb:Dem stimme ich zu, doch denke ich, dass oftmals auch die Kosten der Behandlung eine große Rolle spielen, die wahrscheinlich nicht jeder tragen kann.
Das stimmt leider.
Ozeanwind schrieb:Ich habe da eher manchmal Probleme damit zu verstehen, dass in einer Hinsicht auf das Wohl eines einzigen Tieres derart geachtet wird, (liest und hört man ja auch immer mal wieder, dass ein einziges Tier aus Notsituationen z.B. gerettet wird), auf der anderen Seite aber Tieren massenhaft gehalten und getötet werden, zum Nutze des Menschen.
Was nicht bedeutet, dass ich Tierrettung nicht unterstützen würde. Doch um die einen Tiere wird ein Bohei gemacht, während (nicht immer natürlich) dieselben Menschen, die dies tun, andere (gesunde) Tiere töten (lassen) und/oder essen.
Das ist wirklich paradox, aber auch leicht zu erklären: zu den Nutztieren, die man als Fleisch kauft und die auf dem Teller landen, hat man keine Beziehung. Zum eigenen Haustier schon. Die meisten Menschen sehen doch gar nie einen Bauernhof oder Schlachthof von innen. Man hat das Tier nie gesehen, man sieht nur das Stück Fleisch.
Meine Schwiegermutter isst zum Beispiel bis heute kein Lammfleisch, weil sie selbst als Kind ein Schaf hatte. Zu dem hatte sie eine innige Beziehung und es wurde irgendwann geschlachtet. Das hat ihr so wehgetan, dass sie bis heute kein Lamm mehr essen möchte. Ich denke, hätten wir alle eine Beziehung zu den Tieren, die wir essen und müssten wir sie selbst töten, würden wohl viel mehr Menschen aufs Fleisch verzichten. Aber so lange wir in den Supermarkt gehen und fertig vorgeschnittenes Fleisch kaufen können, assoziieren wird das nicht mehr mit dem Tier, das es einmal war und so ist es leicht, das zu verdrängen.
Bei den Menschen ist es ja auch nicht anders: die Massen von Menschen, die an Hunger und Krankheiten sterben, interessieren die wenigsten, das eine Flüchtlingskind, das weinend in die Kamera schaut, wollen alle aufnehmen. Sobald das Individuum ein Gesicht hat, wird es wahrgenommen.
Das ist auch gut und gesund so, denn niemand könnte all die schlimmen Dinge auf der Welt sonst aushalten, ohne zu zerbrechen.
devil075 schrieb:Für unüberlegtes zu frühes einschläfern bin ich so gar nicht ABER wenn man sein Tier so liebt, will man es nicht soooo leiden lassen…
Jetzt muss ich dich fragen: wie definierst du denn Leid?
Wenn wir mal davon ausgehen, dass das Tier schmerzfrei ist, worin besteht für dich dann Leid?
devil075 schrieb:ch hab übrigens auch eine Anweisung, dass man für mich die „Maschinen abschalten“ soll und wenn mehr erlaubt wäre, hätt ich auch das
Das sagst du jetzt, mal sehen, wie du darüber denkst, wenn du wirklich im Koma liegst. Stell dir vor, du bekommst alles mit, kannst dich aber nicht äußern oder bewegen. So haben es einige Komapatienten berichtet. Würdest du dann auch wollen, dass man die Maschinen abstellt?
Ozeanwind schrieb:Es gibt viele Tierhalter , die bei Anschaffung ihres Haustieres nicht über die Folgekosten insbesondere bei Erkrankung des Tieres nachdenken und da gibt es sehr viele, die sich das dann, in Falle eines Falles, nicht leisten können, das Tier unter diesen Umständen "durchzubringen".
Deshalb halte ich persönlich auch nichts davon sich ein Tier ins Haus zu holen, das ich von vornherein nur in guten Zeiten (des Tieres) halten kann.
Das stimmt! Wir haben ein eigenes Notfallkonto, damit wir alle Kosten bezahlen können. Für eine simple Zahnsanierung mit Extraktion zahlt man bei uns in etwa 700 Euro samt Vor- und Nachuntersuchungen. Das hatten wir jetzt ein paar Mal bei unseren Katzen. Einer ist Dauerpflegling, da bezahlt der Tierschutzverein die Kosten aber für unsere privaten Katzen zahlen wir das natürlich selbst.
nairobi schrieb:Die Übergänge sind da fließend, und wohl kaum jemand kann ein konkretes Datum nennen. So dass der Tierbesitzer immer noch Hoffnung hegt.
Jeder Tierarzt kann dir einen ungefähren Zeitraum nennen und ob es sich bei der verbleibenden Zeit um Jahre, Monate oder Tage handelt. Das sehe mittlerweile sogar ich schon, allein vom Aussehen des Tieres her. Ein guter Tierarzt informiert realistisch, wenn er dem Tierbesitzer falsche Hoffnung macht, dann ist das in meinen Augen unethisch. Ob der Tierbesitzer das dann hören möchte oder nicht, ist wieder eine andere Sache, aber dafür ist der Tierarzt dann nicht mehr verantwortlich.
Ray. schrieb:Ich seh das ähnlich, auch der Menschheit würde es gut tun gehen zu dürfen. Da es bei Tieren erlaubt ist warum sollte man es unnötig quälen?
Auch an dich die Frage: was bedeutet für dich Qual, wenn das Tier keine Schmerzen hat?
Ozeanwind schrieb:Ich habe vor ein paar Jahren eine Doku gesehen, in der es um eine krebskranke Frau in den Niederlanden ging, die so schwer erkrankt war, dass sie kaum noch am Leben teilnehmen konnte. Es ging letztendlich nur noch um Lebensverlängerung und diese Frau wollte dies aber nicht mehr.
In den Niederlanden ist Sterbehilfe ja erlaubt und so konnte sie in ihrem eigenen Zuhause, umringt von ihren Liebsten, zu dem Zeitpunkt gehen, den sie selbst bestimmt hatte. Das war ein sehr berührender Film und für mich, in derselben Situation der Frau, auch wünschenswert mit solch einer Unterstützung aus dem Leben scheiden zu können, wenn ich für mich entschieden habe, dass es an der Zeit ist.
Die Frau hat das offensichtlich selbst für sich so entschieden, dann ist das auch in Ordnung. Es war ihr Wunsch und der muss respektiert werden.
Aber wer fragt denn das Tier, was es möchte?
Ray. schrieb:Ich sehe das relativ einfach. Da es keine legale Hilfe bei dem Thema gibt würde ich es selbst beenden wenn ich mal in die Problematik geraten sollte.
Wenn du das dann schaffst. Es ist nicht so einfach, Selbstmord zu begehen und die meisten Menschen haben eine gewaltige Hemmung davor, sich selbst Schmerzen zuzufügen. Suizid mit Schlaftabletten, Opiaten etc. ist insofern schwierig, da man diese Dinge erst einmal in ausreichender Menge bekommen muss. Selbiges mit einer Schusswaffe - wer besitzt schon eine solche legal und würde es dann wirklich schaffen, diese gegen sich selbst zu richten und das so zu machen, dass man wirklich tot ist und nicht den Rest seines Lebens an irgendwelchen Maschinen hängt? Messer hat jeder daheim, aber ganz ehrlich: wer schlitzt sich schon knallhart selbst auf?
Ich weiß genau, dass ich das nie könnte.
Trailblazer schrieb:Schließlich konnte sie nicht mehr schlucken, hielt den Kopf schief und der Sabber lief ihr aus dem Mäulchen...
...dazu kamen dann zunehmend schwere Atembeschwerden, so dass ich befürchten musste, sie würde ersticken.
Ich habe sie dann gehen lassen. Ich denke schon, dass es Situationen gibt, in denen man Leiden verkürzen kann und es auch tun sollte.
Das sind lediglich deine Befürchtungen. Passiert wäre das nicht. Ich kann dir sagen, was passiert wäre:
Der Körper hätte einfach eine Funktion nach der anderen heruntergefahren. Die Katze hätte zuerst das Fressen und dann das Trinken eingestellt und hätte sich dann ein ruhiges, kaltes Plätzchen gesucht, um die Körpertemperatur zu senken und dem Tod entgegenzudämmern. Ohne Schmerz und ohne Leid. Das mit dem Leid/der Qual projizieren wir auf die Tiere (oder auch andere Menschen), weil wir den Tod als etwas ganz Furchtbares empfinden. Das ist er aber nicht, er ist etwas Natürliches und ganz normal.
Ganz am Ende gibt es dann eine Phase mit Schnappatmung und teilweise auch Lautäußerungen und Bewegungen. Das gehört aber zum Sterbeprozess dazu und tut weder weh, noch ist es sonst irgendwie schlimm für das Tier.
Die meisten Menschen kommen gar nie in die Situation, dabei zu sein, wenn jemand stirbt. Deshalb stellen sie sich darunter etwas ganz Schlimmes vor. Das ist es aber gar nicht. Ich war schon mehrmals dabei, wie jemand (Mensch und Tier) gestorben sind und es ist überhaupt nicht schlimm oder furchtbar. Dass jemand schreiend und um sich schlagend stirbt, mag vielleicht vorkommen, wenn jemand ermordet wird, die Regel ist das jedoch nicht. Schon gar nicht bei einer schweren Erkrankung.