Bahoma schrieb:Bei den wenigsten von uns verlief das Leben immer schön geruhsam und finanziell sicher gebettet.
Auch, wenns jetzt so aussieht.
Davon gehe ich auch aus. Man sieht oder liest nur einen kleinen Teil dessen, was andere erleben, wie es ihnen ergeht und kennt auch die Vergangenheiten nicht wirklich.
Meine Eltern haben sich beide den Allerwertesten dafür aufgerissen, dass es ihren Kindern (finanziell) besser ergehen wird, wenn sie erwachsen sind, als ihnen selbst.
Mein Vater hat sich kaputt gerarbeitet, ab seinem 14. Lebensjahr schwere körperliche Arbeit gemacht, die seine Knochen dauerhaft geschädigt haben. Deshalb kann er heutzutage kaum noch laufen, seine Wirbelsäule ist total krumm und schief, ich kenne ihn nur mit Schmerzen, so lange ich lebe.
Meine Mutter war auch, außer in unseren (meines Bruders und mir) allerersten Lebensjahren, immer berufstätig, dann im Wechsel mit meinen Vater. Wenn er Frühschicht hatte, hat sie Spätschicht gehabt und andersherum. Stand etwas finanziell außergewöhnliches an, dann hat mein Vater auf die Wochenenden verzichtet und dann durchgearbeitet.
Die beiden hatten kein eigenes Schlafzimmer, haben im Wohnzimmer geschlafen, damit mein Bruder und ich zumindest jeweils ein eigenes Zimmer haben konnten. Das muss wirklich sehr ätzend für sie gewesen sein, sich kaum als Paar zu sehen und auch keinen eigenen Rückzugsbereich zu haben.
Von außen betrachtet sieht das evtl. nach heiler Welt aus, wenn beide Elternteile vorhanden sind, mag sein. Aber rosige Zeiten waren das auch nicht für alle Beteiligten.
Beide Kinder hatten zudem oftmals irgendwelche Erkrankungen, mussten ins Krankenhaus, wurden operiert, ständige Sorgen darum, wie es gesundheitlich mit ihnen weiter geht und wie sie trotz und mit ihren Einschränkungen und teilweise chronischen Erkrankungen( mein Bruder ist z.B. seit Kindheit Diabetiker, was damals eine noch sehr viel größere Herausforderung in der (medizinischen) Versorgung war, als heutzutage) ein gutes Leben führen können.
Ihr Ziel war es immer, dass ihre Kinder später anders und besser leben und das haben sie geschafft, dafür gebührt ihnen mein größter Respekt. Finanziell habe ich persönlich tatsächlich nie wirklich Sorgen gehabt, weil ich damals noch in der Obhut meiner Eltern stand, als es diese Zeiten in unserer Familie gab. Und sie haben zugesehen, dass sie uns Kindern eine gute Ausbildung (beruflich und auch für das Leben an sich) mitgegeben haben, was wir beide auch genutzt haben.
Mich freut sehr, dass es sich für meine Eltern ebenfalls gelohnt hat, dass sie einerseits heutzutage zumindest ein gut versorgtes Leben führen können und miterleben konnten, dass ihre Kinder die Chancen genutzt haben bzw. nutzen konnten, die sie ihnen mit auf den Weg gegeben haben.
Von meinem Mann könnte ich auch einiges schreiben, das nichts mit heile Welt zu tun hat. Nicht nur das, was mir schon miteinander durchlebt haben, als auch das, was er in der Vergangenheit(Kindheit/Jugendzeit) erleben musste. Wir sind mittlerweile in einem Alter, wo wir einiges von dem, was für uns gesät, was aber auch wir selbst gesät haben, ernten können. Und wenn man sich nur das anschaut, ohne auf das, was auf dem Weg dahin alles geschehen ist und durchlebt wurde, dann kann der Eindruck ein völlig anderer sein.
Niemand weiß wirklich wie es ist, in den Schuhen eines anderen zu sein und wo der womöglich drückt.