1)
dass es sich bei dem Täter um einen Besatzungssoldaten gehandelt haben könnte, ist nicht gerade undenkbar. In diesem Fall könnte es auch sein, dass der Fall durch die Polizei der Briten aufgeklärt wurde und der Täter sich vor der Militärjustiz verantworten musste, die Sache aber damals zur Vermeidung von Spannungen zwischen Besatzern und Bevölkerung nicht veröffentlicht wurde...
Fälle von Übergriffen der Besatzer auf die Zivilbevölkerung gab es damals, wie es sie in jedem Krieg gibt, vergleiche zB. den Fall hier
http://www.spiegel.de/politik/ausland/vergewaltigung-im-irak-krieg-us-gericht-verurteilt-soldaten-zu-110-jahren-haft-a-498209.htmlAuch dort mussten sich die Täter nicht vor einem irakischen, sondern vor einem US-Militär-Gericht (bzw. einer der Täter vor einem US-Zivil-Gericht) verantworten.
Das würde dann eventuell erklären, warum nach zunächst sehr intensiven Massnahmen der Polizei (gemessen an den Möglichkeiten damals) nur wenige Jahre später das Ermittlungsinteresse doch sehr spürbar abnahm, wenn man dem hier verlinkten Zeitungsartikel aus den 1960ern folgen mag.
2)
noch eher denkbar ist jedoch, dass der Täter ein "Vertrauensmann" der Besatzer war, also ein Deutscher, der im Auftrage der Besatzer unterwegs war und daher gewisse Privilegien, wie zB. Zugriff auf ein Kfz, hatte. Es wurden damals ja zunächst aus entscheidenden Positionen in Politik, Verwaltung, Exekutive, Wirtschaft die Nazis entfernt und durch unbelastete Personen ersetzt. Dabei hatten die Besatzungsmächte nicht immer ein glückliches Händchen, diese Entwicklung wurde ja auch nur wenig später aus guten Gründen wieder umgekehrt... Wie zuvor erwähnt, der Serienmörder Rudolf Pleil verdankte dieser Aktion der Besatzer ein kurzes Gastspiel als von den Besatzern eingesetzter Polizist in Weipert, seine einzige Qualifikation dafür die Tatsache, dass er aus einem kommunistisches Elternhaus kam...
3)
dass es sich bei den Opfern um Familienangehörige eines Besatzungssoldaten gehandelt haben könnte, halte ich für (fast) ausgeschlossen. Das Meldewesen in den Ländern der Siegermächte war 1947 bereits durchweg wieder voll funktionsfähig, ein Verschwinden einer Familie wäre da aufgefallen. Es sei denn natürlich, siehe 1, es wurde aufgeklärt, die Aufklärung aber nie veröffentlicht? Aber ob sowas unter dem Deckel gehalten werden kann? Schon bei der Theorie unter 1 oben halte ich es für schwierig, dass die Militärjustiz eine Mordserie eines Besatzungssoldaten an Einheimischen bearbeiten kann, ohne dass diese Information irgendwann mal durchsticht, noch viel weniger allerdings halte ich es für möglich, dass Morde eines britsichen Soldaten (die Briten waren in Hamburg die zuständige Besatzungsmacht) an seinen Familienangehörigen geheimgehalten werden konnten...
4)
AngRa schrieb:Von der 35 jährigen Frau wird berichtet, dass sie eine lange Unterleibsnarbe und Vernarbungen an den Unterleibsorganen hatte, die gut verheilt und daher einige Jahre alt waren. Es sei also wohl auszuschließen, dass sie Kinder geboren hat.
Verstehe ich nicht? Ich meine, dass man daraus doch nur schliessen kann, dass sie nach dieser Operation keine Kinder geboren hat. Aber "einige Jahre alt" kann durchaus weniger als acht Jahre sein und daher könnte das jüngste Opfer doch sehr wohl Kind dieser Frau sein und eben vor dieser Operation geboren worden sein.
"Unterleibsnarbe und Vernarbungen an den Unterleibsorganen" lässt mich ja zudem gerade darauf schliessen, dass sie ein Kind geboren hat, nämlich, dass diese Narben von einem Kaiserschnitt kommen? Aber offenbar wurde das hier eher ausgeschlossen?
Eigentlich müsste ein Arzt aus der Art und Position der Narben doch schliessen können, wie diese Narben zustandekamen und daraus weitere Informationen ableiten können? War es ein Kaiserschnitt (wohl eher nicht?), war es eine Sterilisation, war es eine Abtreibungsnarbe, war es die Entfernung einer Verwachsung oder gar die Entfernung von krebsbefallenem Gewebe? Das müsste doch jeweils auch mit den Möglichkeiten damals erkennbar gewesen sein, bzw. zumindest mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zuordnebar gewesen sein, oder?
5)
AngRa schrieb:Da wurde erwähnt, dass der alte Mann lt. Obduktionsbericht beschnitten gewesen sei, was ja darauf hindeuten könnte, dass er Jude war.
das würde die Theorie stützen, dass es Heimkehrer waren, die schon in den ersten Jahren des Nationalsozialismus aus Deutschland geflohen waren und dass der Täter jemand war, der zB. deren Haus oder andere Besitztümer in Deutschland sich unter den Nagel gerissen hatte, bzw. jemand war, den die Familie als Verwalter eingesetzt hatte, der das ihm Anvertraute veruntreut hatte, weil er in der Zeit des Nationalsozialismus dachte, dass die Familie nie wieder darauf Anspruch anmelden könne... Oder auch jemand, siehe 2, der seine Nazivergangenheit vor den Besatzern geheimhalten konnte und sogar eine Vertrauensstellung dort erwerben konnte, nun aber fürchte musste, dass er enttarnt werden konnte durch diese Familie, die mit Infos aus Zeiten vor dem Krieg aufwarten konnte...
6)
in der Zeit zwischen Ende des 2. Weltkriegs und der Israelischen Unabhängigkeitserklärung gab es in Israel eine Art Drei-Fronten-Krieg zwischen der britischen Besatzungsmacht, Zionisten und Arabern. Mal ein Beispiel für ein Ereignis aus 1946:
Wikipedia: King David Hotel bombingWenn wir mal davon ausgehen, dass es sich tatsächlich um Juden handelte, die in der Zeit des Krieges in Israel gelebt hatten, dann wäre es denkbar, dass sie nach Ende des Krieges in Deutschland und angesichts des Terrors in Israel sich zu einer Rückkehr in die alte Heimat entschlossen hatten...?