Mr.Mystery1990 schrieb:Hoffentlich, dieses mal mit Crime Scene Experten.
Oh ja, das wär's.
Mr.Mystery1990 schrieb:Es kann sein, dass JS für seine "Anhänger"(keiner von uns) nur der Retter, eine lebende Legende und ein Heiliger ist und für für seine "Gegner" wahrscheinlich ein brutaler Doppelmörder ist. Aber ich denke, dass die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte liegt.
Ich denke, einer der Gründe, warum der "Fall Söring" so kontrovers diskutiert wird, dürfte an der uneindeutigen Spurenlage liegen, so dass man geneigt ist, anderes heranzuziehen, um über seine Schuld oder Unschuld entscheiden zu können.
Seine angebliche oder mutmaßliche Intelligenz - wenn man ihn für unschuldig halten will. Seine empfundene Schnöseligkeit oder vermutete manipulative Durchtriebenheit - wenn man ihn für schuldig halten will. Und Etliches mehr.
Alles wird grell und übertrieben dargestellt. Er hat nicht nur Bücher geschrieben, er ist gleich eine "preisgekrönter Autor". Er soll nicht nur die Eltern seiner Freundin ermordet haben, er ist auch noch ein Psychopat, der - wenn er denn mal raus käme - bestimmt gleich wieder morden würde.
Aber wenn irgendetwas eindeutig an den Spuren wäre, könnten alle auf solche angedichteten Zuschreibungen, solche Übertreibungen verzichten.
Wenn er rauskommen will, dann muss er - so sehe ich das - die Öffentlichkeit überzeugen, dass er diese Morde nicht begangen hat. So wie damals die Anklage die zwölf Juroren von seiner Schuld überzeugen musste und letztlich konnte. Wenn die Öffentlichkeit irgendwann mal von einem Justizirrtum spricht, dann könnte das zu seiner Begnadigung führen. Insofern wird es interessant werden, wie die Sendung "20/20" auf ABC - als Teil der amerikanischen Öffentlichkeit - den Fall bewerten wird.
Und so wie damals, als das Überzeugen von seiner Schuld nur gelang, weil die Anklage übertrieb, verzerrte, aus dem Zusammenhang riss, wird er vermutlich auch nur die Öffentlichkeit von seiner Unschuld überzeugen können, wenn er übertreibt und verzerrt und aus dem Zusammenhang reißt.
Und das, was damals der "Sockenabdruck" war, sind heute die "DNA-Funde". Eine Art gefühlter Beweis, der das Bauchgefühl in die eine oder andere Richtung lenken soll. Denn wenn eindeutige Beweise fehlen, bleibt nur sowas Vages wie Bauchgefühl oder Intuition oder (noch schlimmer) eine "Überzeugung".
Vermutlich werden wir nie erfahren, was da an diesem Abend in 'Loose Chippings' tatsächlich passiert ist.
Aber um die Frage, was ist da eigentlich wirklich geschehen, geht es vermutlich in unserem Rechtssystem nicht unbedingt. Es geht wohl vor allem darum, dass manche Verbrechen nicht ungesühnt bleiben dürfen, wenn wir wollen, dass wir den Glauben an Gerechtigkeit nicht verlieren. Deswegen gibt es auch Indizienprozesse. Denn die Angst, dass für manche Taten niemand büßen muss, wiegt offenbar schwerer, als die Möglichkeit, jemanden zu Unrecht einzusperren. Und Indizien sind eben nur Indizien - wenn man jemanden deswegen verurteilen will, muss man das auch wollen und die Breitschaft mitbringen, Indizien zu einer Indizienkette zusammenzufügen.