@ichdenkemir Danke für die Ausführungen. Gut, gehen wir einmal davon aus, dass sie sich nach dem Pub entschieden hat, noch spontan zur Bank zu gehen. Das kann ich mir gut vorstellen. Auch, dass sie dort eine ihr bekannte Gruppe traf. Aber dass in diesem knappen Zeitfenster zwischen 23:00 Uhr und 00:49 Uhr bei der Entfernung von PB und Nieheim so viel passiert sein soll, das kann ich mir nicht vorstellen. Da ist mir der Verbleib mit der Pub-Gruppe und einer dort sich anschließenden Schnapsidee, noch rauszufahren bei dem Zeitfenster und der harmlosen SMS aus Nieheim plausibler. Ich glaube auch nicht, dass vor 00:49 Uhr Übergriffe an Frauke stattgefunden haben. Ich glaube, dass der oder die Täter in dem Fall und in der Situation einfach keine SMS zulassen würde (n). Oder meinst gerade deshalb, weil sie so harmlos daher kommt?
Was die Pub-Begleiter angeht, so stellen sich mir natürlich auch kritische Fragen.
1. Die Gruppe hat offenbar und wohl laut eigenen Angaben noch im Pub gesessen, während Frauke bezahlt hat und nach Hause wollte.
Auch wenn ich es für unwahrscheinlich halte, dass das Personal im Auld Triangle diese Details einer kleinen Gruppe bei dem vollen Laden noch Tage später genau erinnern konnte, so steht und fällt diese Aussage trotzdem mit den Aussagen des Personals, falls die Gruppe doch zusammen aufgebrochen ist. Pluspunkt für die Aussage der Gruppe gegen die Aussage einer Kellnerin bei der Polizei wäre, dass die Aussage der Gruppe gerade wegen der Umstände letztlich glaubwürdiger wäre. Obwohl ich erlebt habe, dass im Auld Triangle an den Tischen gleich abgehalten wird, weiß ich nicht, ob die Tische Nummern haben und das Personal die Rechnungen hinten einbongt und nachhält. Darauf habe ich nie geachtet. Wer weiß das? Ich kann es mir aber schlecht vorstellen, weil der Service total schnell war, obwohl es richtig voll war. Andererseits müssen die doch für die Buchhaltung irgendein System haben. Jedenfalls wäre bei Einbongen für die Polizei in etwa nachzuhalten gewesen, wie und in welcher Abfolge da bezahlt wurde. Frauke und die Gruppe saßen ja an einem Tisch. Das hätte in diesem Fall und bei Falschaussage aber ein Risiko für die Gruppe beinhaltet.
2. Die nächste Frage wäre für die Gruppe: Wer könnte uns gemeinsam mit Frauke nach dem Verlassen des Pubs gesehen haben? Es gab ja bis heute keine Zeugen, die Frauke auf ihrem Heimweg gesehen haben. Das ist doch immer etwas erstaunlich gewesen, obgleich es voll in der Stadt war. Ich glaube, dass, wenn Frauke in einer Gruppe den Pub verließ, die Wahrscheinlichkeit, irgendeinem aufzufallen, wesentlich geringer ist. Das spricht nach meiner Einschätzung dafür, dass Frauke den Pub in einer Gruppe verlassen hat. Damals wurden bei größeren Veranstaltungen (und ein England-Spiel war ein solches) auch häufig Türsteher eingesetzt. Türsteher haben bei Erfahrung ein gutes Gedächtnis für Gesichter.
Ich glaube, wäre Frauke da allein rausgegangen, zumal zu einem Zeitpunkt kurz nach dem Spiel, wo die wenigsten einfach sofort gehen, weil sie noch die Nachberichterstattung sehen oder noch ein paar Bier trinken wollen, wäre das aufgefallen.3. Für Pub-Besucher, die mit dem Auto da sind und noch fahren wollen, macht es Sinn, den Wagen möglichst nahe am Pub abzustellen. Das macht man natürlich vor dem Pubbesuch. Ich glaube, dass Frauke vom Pub aus keinen langen Weg zum Auto gehen musste. Sonst hätte sie bestimmt einer gesehen. Gerade auch aufgrund ihrer auffälligen Kleidung (rot).
Auch dies spricht dafür, dass sie da noch in Begleitung der Gruppe war, mit der sie im Pub war. Das fällt dann doch weniger auf. Jede Neubegegnung draußen auf der Straße birgt eine größere Gefahr von Zeugen in sich. Aber noch einmal: Niemand hat Frauke bemerkt, obgleich recht früh (zwei Tage später -Donnerstag) ihr Bild und eine Beschreibung veröffentlicht wurden.
4. Wenn man dies alles bedenkt, stellt sich dann auch logischerweise die Frage, ob Frauke wirklich um 23:00 Uhr den Pub verließ. Wenn man allein den Fahrtweg von Paderborn nach Nieheim zeitlich berücksichtigt, bleiben da maximal sechzig Minuten Lücke. Was kann und soll da passiert sein? Da kann viel passiert sein, werden einige hier sagen. Möglich wäre das natürlich. Aber selbst, wenn Frauke vor dem Pub von jemandem aufgelesen wurde, wird sich der Begleiter oder eine andere Gruppe auch gefragt haben - wer könnte mich/uns mit Frauke gesehen haben? Wenn bis 00:49 Uhr nichts Strafrelevantes passiert ist, stellte die SMS auch kein Problem dar. Danach muss etwas passiert sein, denn Frauke hat dieses "Komme später wieder" zu diesem Zeitpunkt ganz sicher auch so gemeint. Sie kam aber nicht wieder.
5. Und so kommt man immer wieder zurück auf die Aussagen der Gruppe, die man glauben kann, aber nicht glauben muss. Diese Aussagen greifen jedenfalls so stark in den weiteren möglichen Ablauf ein, engen ihn dermaßen ein, dass man eine große Straftat befürchten muss, sich aber wieder und wieder fragt:
Wie kann das alles zusammengenommen so abgelaufen sein?a) Angabe der Uhrzeit des Verlassens, aber keine weiteren Zeugen
b) Akku leer im Pub, aber SMS um 00:49 aus Nieheim (und was für ein harmloser Text dazu)
c) exklusives Wissen der Gruppe, dass Chris auf Frauke wartete und Chris am nächsten Morgen gleich anrufen
d) Frauke zuvor aber alleine nach Hause gehen lassen, aber am nächsten Tag in Sorge um Frauke gleich überall Alarm schlagen
e) Genau wissen, dass Frauke nur noch wenig Geld in der Tasche hatte
f) Angabe der Müdigkeit Fraukes im absoluten Kontrast zu dem, was danach passiert sein muss
Allgemein vielleicht:
Eine Gruppe von vier oder fünf Personen schweigt nur so lange "erfolgreich", wenn die Schuld alle Beteiligten zu gleichen Teilen betrifft (Unfall, unterlassene Hilfeleistung) und die strafrechtlichen Folgen für alle gleich sind.