hallo-ho schrieb:Wenn man nicht Aktenzeichen sieht, auch keine Boulevardmagazine oder Bild/Express liest, kriegt man tatsächlich die wenigsten Fälle mit. 99% der Fälle, die ich kenne, kenn ich von Allmy.
Richtig. Ich finde es jedoch interessant, was man diesbezüglich für Schlüsse auf die heutige generelle Problematik von Fahndungen ziehen kann.
Die Welt ist schnellebiger und globaler geworden, vermehrt nochmal seit Beginn des neuen Jahrtausends und mit dem Auftreten der neuen Kommunikationsmedien. Die Welt hat sich seit 2000 stärker verändert als bspw. von meiner Geburt 1980 bis zum Ende der 90er. Hinzu kommt der vorangeschrittene europäische Einigungsprozess und die damit einhergehende Freizügigkeit.
Früher wurden Fahndungen vor allem auch auf Grenzübergänge konzentriert oder an diesen publik gemacht. Diese Möglichkeit entfällt heute.
Es wird daher meines Erachtens zunehmend schwieriger Fahndungen noch regional durchzuführen. Der potentielle Bewegungsradius, den eine vermisste Person heutzutage eingehen kann, hat sich immens vergrößert (s.h. Fall Weil), dasselbe gilt für potentielle Täter.
Insofern ist es schwierig, wenn Fahndungen in nahezu allen Fällen regional bleiben und die modernen Kommunikations-Medien seitens der Behörden ungenutzt. Ich kann immer nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn ich die Fahndungsseiten von BKA und LKA sehe. Dürftig und unprofessionell ist da noch gelinde ausgedrückt.
Gleichzeitig schafft die moderne Medienfahndung (die von Fernsehen und Internet getragen wird) allerdings auch einen enormen Pool an Hinweisen, von denen die meisten nicht verwertbar oder gar völlig erfunden sind (die hier gestern angesprochene Problematik von Scheinsichtungen).
Der Polizeiapparat stößt da natürlich auch personell und logistisch zunehmend an seine Grenzen. Die Veröffentlichung eines Falles in den einschlägigen Fernsehsendungen ist heutzutage mit enormen logistischem Aufwand verbunden, der zudem meist ins Leere führt.
Es verwundert also gar nicht so sehr (wenn man sich dem Problem-Kontext stellt), dass ein Mensch ohne Zeugen verschwinden kann. Die Anonymität der Masse und fortschreitende Gleichgültigkeit moderner Zeiten spielt da auch zunehmend eine Rolle.