@Optimist Optimist schrieb:Ja, deshalb müsste für Dich ja auch nur eine Schlange im Paradies gesprochen haben – Erkenntnisse die sich außerhalb der Aussagen des Chronisten biblisch erschließen, sollen keine Bedeutung haben?
Das ist korrekt. Ich kenne zwar die weit verbreitete Interpretation dass die Schlange ein Trugbild des Satans war, stimme ihr aber nicht zu.
Eine interessante Anmerkung dazu findet sich auf
http://www.carelinks.net/languages/german/d18.htmOptimist schrieb:Ist es nicht vielmehr so, das Schreiber der Bibel z.T. auch ein eingeschränktes Verständnis mancher Situationen hatten, bzw. dies auch einräumten.
Ja, ein eingeschränktes Verständnis sicherlich. Aber ein falsches Verständnis einer Situation wird auch an Ort und Stelle reflektiert so dass jeder es sehen kann (wie die gut gemeinten aber falschen Ratschläge von Hiobs Freunden zB).
Nach der Bibel ist es nicht legitim, das jeder für sich “Regeln“ bestimmt, um das zu sehen, was er sehen möchte – und das hat auch wenig mit der aufrichtigen Suche zutun, was Gott durch sein Wort eigentlich mitteilen will ...
Das ist korrekt. Allerdings gehe ich davon aus dass jede Ordination, ganz besonders auch die ZJ, ihre eigenen Regeln bestimmen und somit sehen was sie sehen wollen. Das kann zum Teil auch ungewollt oder unbewusst geschehen. So ist zB die Regel "In der Bibel steht die Wahrheit" eine Regel die wir freiwillig akzeptieren oder auch nicht.
Optimist schrieb:Ist nicht vielmehr Gott der eigentliche Chronist?! So das das Gesamtbild der Bibel entscheiden müsste?
Das stimmt. Umso mehr duldet er nichts Irrtümliches in seiner inspirierten Schrift, außer der Irrtum wird an Ort und Stelle geklärt: "Es gibt keinen Gott - spricht der Narr." (Psalm soundso)
Optimist schrieb:Es gibt nun mal einen Unterschied zwischen einer persönlichen Ansicht, und einer Analyse auf der Basis von biblischen Aussagen und Grundsätzen. Die Bibel enthält nun mal universelle Gesetzmäßigkeiten, die eine allgemein gültige Wahrnehmung bedingen, und eben nicht durch persönliche Reglen überlagert werden können ( ohne sie zu entwerten).
Völlig richtig. Aber wenn die Analyse nicht nach transparenten und deshalb nachvollziehbaren Regeln erfolgt ist der Erfolg nicht vom Misserfolg zu unterscheiden. In dem Moment hat man es mit Philosophie und Spekulation zu tun.
Optimist schrieb:Doch einen christlichen Anspruch haben wir ja hier nun voraus gesetzt – und egal welche Richtung für uns, auf dieser Grundlage, Sinn macht oder uns Kraft gibt, irgendwann werden wir alle auf einer Linie sein und nicht in christlichen Paralleluniversen unterschiedliche christliche Realitäten ausleben?!
Ja, das wäre zu wünschen.
Optimist schrieb:Entweder wörtlich, Bericht ohne Wertung, Symbolsprache oder eine poetische Darstellung, prophetische Bilder bzw. Visionen usw. - Natürlich kann man sich nicht willkürlich aussuchen, wann welcher Fall vorliegt, sondern ist die wesentliche Herausforderung, zu erkennen, welches Stielmittel, die Bibel gerade erhebt.
Das ist richtig. Wobei ich zwischen "wörtlich" und "Bericht ohne Wertung" keinen wirklichen Unterschied sehe. Und selbstverständlich gibt es Symbole, umgangssprachliche Verallgemeinerung, poetische Umschreibung usw usw.
Zu erkennen welche literarische Ausdrucksweise die Bibel jeweils verwendet und daraus Rückschlüsse auf die wörtliche, umgangssprachliche, poetische, symbolische oder sonstwelche Wahrheit zu ziehen gehört übrigens auch zu den Regeln für Textauslegung die man bewusst oder unbewusst akzeptiert.
Nach welchen Kriterien wir die Unterschiede zu erkennen glauben und wie wir diese bewerten erfordert ebenfalls transparente und nachvollziehbare Regeln, sonst ist es dem Belieben jedes Lesers oder "geschulten Lehrers" überlassen. Auch in dieser Hinsicht sehe ich keine Ordination die einer anderen groß was voraus hätte.
Was entscheidet denn darüber, ob ein Text wörtlich genommen wird oder nicht - mein willkürliches Regelempfinden oder andere Aussagen aus der Bibel, die harmonisch dazu passen müssten oder weiteres Licht in eine Sache bringen?!
Dies ist eine weitere Regel für Textauslegung (der ich zustimme) und die man bewusst oder unbewusst akzeptiert oder auch nicht. Nur gebe ich mich nicht damit zufrieden dass das Gesamtbild den meisten Einzelaussagen entspricht und einigen wenigen krass widerspricht. Ich habe in der Bibel auch NICHTS gefunden was so ein Verhalten rechtfertigen könnte.
Sondern ich gebe mich nur mit einem Gesamtbild zufrieden das ALLE Einzelaussagen harmonisiert. Und ich haben in der Bibel NICHTS gelesen was dieses Vorgehen kritisiert oder in Frage stellt.
Optimist schrieb:Sollte nicht die Bibel die Regeln der Auslegung liefern und bestimmen ( in dem man alle Aussagen zu einem Thema auf eine Aussage hin konzentriert) - statt einen Vers so zu bestimmen, wie er gerade nach meinen ersten Eindruck oder dem direkten Wortbild Sinn macht?!
Ja, unbedingt. Aber je nachdem wie wörtlich wir das "ALLE Aussagen zum Thema" nehmen haben wir es schnell mit ein paar hundert Versen für eine oberflächlich einfache Untersuchung zu tun.
Deshalb zieht jeder irgendwann die Grenze und sagt: "DAS gehört für mich zum Thema, aber DAS nicht." Ein anderer sieht aber vielleicht gerade da einen Zusammenhang wo der erste ihn nicht sieht. Das ist, kurz gesagt, das Ende der menschlichen Weisheit. Wer sich davon frei gesprochen fühlt darf sich hier gerne melden.
@pere_ubu
zur textauslegung: die bibel legt sich bei gründlichem studium selbst aus. da brauch ich als regel eigentlich nur noch die bibel.
In der Theorie jedenfalls. In der Praxis haben wir es aber mit dem Problem zu tun ob wir nach 10 Versen ein abschließendes Ergebnis zu haben glauben, oder nach 50 oder nach 500 Versen. Wer entscheidet ob ein Zusammenhang zu einem Vers mit zwei anderen besteht, und wieder Zusammenhang der zwei untereinander ist?
Auch dafür braucht es Regeln, bewusst oder unbewusst, und die Frage wie konsequent man im einen Fall die Regeln für Zusammenhänge beachtet und im anderen Fall nicht.
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P.S. BITTE nicht so lange Posts. Die Antworten sind naturgemäß immer mindestens doppelt so lang wie die Fragen, und die Gegenfragen wieder doppelt so lang wie die Antworten. Ich hasse es mahr als 10 Zeilen pro Post zu schreiben.
Wer soll das alles lesen? Du würdest den übrigen TN einen Riesengefallen tun wenn du jeden Absatz einzeln postest, so dass ich Stück für Stück kurz und bündig antworten kann.
;)