Ist der Gott der Bibel im Grunde ein Außerirdischer?
12.09.2014 um 15:44@Fritzi
GNOSIS - Eine kurze Einführung zum Thema...
Die Schriftrollen von Nag-Hammadi sind die ältesten und wichtigsten Dokumente der Gnosis, was im ursprünglichen Sinn 'Erkenntnis' bedeutet. Im 2. und 3. Jahrhundert war Gnostiker eine glaubensübergreifende Bezeichnung für Intellektuelle.
In der heutigen Zeit wird der Begriff Gnosis als religionswissenschaftlicher Sammelbegriff für verschiedene religiöse Lehren und Gruppierungen des frühen Christentums verwand, die nach dem Dogma der katholischen Kirche als häretisch (im Widerspruch zur Lehre) gelten und mit den Mitteln der Polemik und Verleumdung bis heute von linientreuen Theologen diffamiert und verfolgt werden, da sie als Bedrohung für den Allmachtsanspruch der etablierten Kirchen gesehen werden.
Warum das so ist, lässt sich mit einem Blick auf die Hauptmerkmale der Gnosis leicht nachvollziehen:
- Es existiert der Eine, ein vollkommener allumfassender Gott, wobei dieser als nicht stofflich beschrieben wird, sondern als oberstes Prinzip in der Dreifaltigkeit von Pleroma (Lichtermeer), Kenoma (stoffliche Leere) und Äon (Ewigkeit).
(Man kann also sagen, als das Universum in seiner Schöpferkraft, seiner unendlichen Weite und in seinem nicht fassbarem Zeitbegriff.)
- Durch einen egoistischen Akt in der Ewigkeit tritt ein unvollkommener Gott in die Existenz, der wiederum in einem Akt narzisstischer Eigenmächtigkeit den stofflichen und sinnlich wahrnehmbaren Kosmos erschafft, in dem unsere Welt als mangelhaft und von allerlei Übeln und Unvollkommenheit geplagt erscheint. Dieser Gott wird Demiurg genannt, der 'Handwerker'. Dieser ist ausführendes Organ, da das oberste göttliche Prinzip an solch profanen Angelegenheiten wie der Erschaffung der Welt nicht unmittelbar beteiligt ist.
Der Demiurg wird in vielen gnostischen Schriften als JHWH, der Gottheit der hebräischen Bibel identifiziert.
- Aus diesem Grund wird Jesus nicht als der Sohn des Gottes der Juden gesehen, sondern als eine Inkarnation/Erscheinungsform des vollkommenen Gottes. Der Begriff Sohn wird in diesem Zusammenhang als geistig begriffen, auf keinen Fall als körperlich.
- Der Demiurg als Schöpfergott weist schwere charakterliche Mängel auf. Zwar erschafft er die Menschen, doch seine Schöpfung ist insgesamt unvollkommen, grausam und ungerecht. Die Mangelhaftigkeit der Schöpfung zwingt zu der Folgerung, dass der Demiurg selbst ethisch minderbemittelt, nicht wirklich wissend und streckenweise bösartig ist. Der vollkommene Gott ist an der Schöpfung des Demiurgen nicht beteiligt.
- Trotzdem der Demiurg die Schöpfung geschaffen hat, trägt der Mensch als auch die Schöpfung selbst grundsätzlich das ursprüngliche Prinzip des vollkommenen Gottes in sich. Dieses geistige Prinzip wird Funke oder Same genannt.
- Der vollkommene Gott ist mit der Schöpfung des Demiurgen nicht einverstanden und greift als Erlöser in Gestalt seiner Inkarnation (Erscheinungsform) Jesus Christus in das Geschehen ein.
- Um die Erlösung zu erlangen, d. h. um die Verhaftung an die materielle Welt aufzulösen und im Prinzip des vollkommenen Gottes aufzugehen, muss der Mensch sich des ihm innewohnenden göttlichen Funkens bewusst werden. Der Weg dorthin ist Erkenntnis, Erkenntnis der Welt und Erkenntnis des eigenen Selbst verbunden mit Empathie (Mitgefühl; Mitleid) für die Schöpfung in all ihren Erscheinungsformen.
Die Unterschiede zwischen gnostischer Lehre und kirchlichem Dogma können unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen (kirchlichen) Seite steht der Glaube an den Tod und die Auferstehung als alleiniges Instrument, das dem Menschen das (Seelen)Heil verspricht. Wissenschaftliches und selbständiges Denken sind dabei nicht erwünscht, der Mensch soll möglichst dumpf und in Furcht vor der Verdammnis sein irdisches Dasein fristen und dabei den Ruhm, den Reichtum und die Macht der Kirche mehren. Als Belohnung steht dann die Aufnahme in die paradiesischen Gefilde Gottes an, allerdings muss vorher erst noch gestorben werden.
Eine Weiterentwicklung des menschlichen Bewusstseins hin zu einer höheren Stufe ist dabei weder vorgesehen noch beabsichtigt.
Für den christlichen Gnostiker ist es nicht der Glaube, sondern das Wissen, das den Mensch zum Heil führt – wobei der Begriff Heil in diesem Zusammenhang nicht als obskures Versprechen eines paradiesischen Zustands gemeint ist, sondern ganz konkret in der Erweiterung und Evolution des menschlichen Geistes hin zum allumfassenden göttlichen Bewusstsein verstanden wird.
Der Weg zu Gott ist Erkenntnis, Erkenntnis dessen, was der Mensch ist und was der Mensch sein soll – wobei das Mittel, um zu wahrem Erkennen zu gelangen, der Weg der Selbsterkenntnis und Selbstveränderung ist.
Jesus Christus als Inkarnation des göttlichen Bewusstseins hatte in seinem kurzen irdischen Dasein die Aufgabe, den Menschen diese Erkenntnis zu vermitteln und ihnen den Weg dorthin aufzuzeigen. Der Weg zum Heil des Menschen ist also nicht Jesus Christus selbst, sondern der Weg der Selbsterkenntnis, den er vermittelt hat.
Die gnostische Lehre sieht unsere menschliche Seele in einem Kreislauf, in dem wir gerade den halben Weg beschritten haben. Ursprünglich war die Seele eins mit dem göttlichen Bewusstsein, von dem sie sich jedoch durch Unwissenheit immer weiter entfernte, immer mehr der Materie verhaftet wurde, bis sie schließlich in dieser Welt in einen Körper hineingeboren wird. Diese unsere Welt ist allerdings, wie alles Materielle, nicht wahrhaftig im existentiellen Sinn, sondern eine Illusion, die es zu überwinden gilt, um letztendlich wieder in das Licht des göttlichen Bewusstseins zurückzukehren.
Und als er von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes? Antwortete er bei ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte, auch wird man nicht sagen: Siehe hier! Oder: Siehe dort! Denn siehe, das Reich Gottes ist innerhalb von euch.“ – Luk 17,20-21.
GNOSIS - Eine kurze Einführung zum Thema...
Die Schriftrollen von Nag-Hammadi sind die ältesten und wichtigsten Dokumente der Gnosis, was im ursprünglichen Sinn 'Erkenntnis' bedeutet. Im 2. und 3. Jahrhundert war Gnostiker eine glaubensübergreifende Bezeichnung für Intellektuelle.
In der heutigen Zeit wird der Begriff Gnosis als religionswissenschaftlicher Sammelbegriff für verschiedene religiöse Lehren und Gruppierungen des frühen Christentums verwand, die nach dem Dogma der katholischen Kirche als häretisch (im Widerspruch zur Lehre) gelten und mit den Mitteln der Polemik und Verleumdung bis heute von linientreuen Theologen diffamiert und verfolgt werden, da sie als Bedrohung für den Allmachtsanspruch der etablierten Kirchen gesehen werden.
Warum das so ist, lässt sich mit einem Blick auf die Hauptmerkmale der Gnosis leicht nachvollziehen:
- Es existiert der Eine, ein vollkommener allumfassender Gott, wobei dieser als nicht stofflich beschrieben wird, sondern als oberstes Prinzip in der Dreifaltigkeit von Pleroma (Lichtermeer), Kenoma (stoffliche Leere) und Äon (Ewigkeit).
(Man kann also sagen, als das Universum in seiner Schöpferkraft, seiner unendlichen Weite und in seinem nicht fassbarem Zeitbegriff.)
- Durch einen egoistischen Akt in der Ewigkeit tritt ein unvollkommener Gott in die Existenz, der wiederum in einem Akt narzisstischer Eigenmächtigkeit den stofflichen und sinnlich wahrnehmbaren Kosmos erschafft, in dem unsere Welt als mangelhaft und von allerlei Übeln und Unvollkommenheit geplagt erscheint. Dieser Gott wird Demiurg genannt, der 'Handwerker'. Dieser ist ausführendes Organ, da das oberste göttliche Prinzip an solch profanen Angelegenheiten wie der Erschaffung der Welt nicht unmittelbar beteiligt ist.
Der Demiurg wird in vielen gnostischen Schriften als JHWH, der Gottheit der hebräischen Bibel identifiziert.
- Aus diesem Grund wird Jesus nicht als der Sohn des Gottes der Juden gesehen, sondern als eine Inkarnation/Erscheinungsform des vollkommenen Gottes. Der Begriff Sohn wird in diesem Zusammenhang als geistig begriffen, auf keinen Fall als körperlich.
- Der Demiurg als Schöpfergott weist schwere charakterliche Mängel auf. Zwar erschafft er die Menschen, doch seine Schöpfung ist insgesamt unvollkommen, grausam und ungerecht. Die Mangelhaftigkeit der Schöpfung zwingt zu der Folgerung, dass der Demiurg selbst ethisch minderbemittelt, nicht wirklich wissend und streckenweise bösartig ist. Der vollkommene Gott ist an der Schöpfung des Demiurgen nicht beteiligt.
- Trotzdem der Demiurg die Schöpfung geschaffen hat, trägt der Mensch als auch die Schöpfung selbst grundsätzlich das ursprüngliche Prinzip des vollkommenen Gottes in sich. Dieses geistige Prinzip wird Funke oder Same genannt.
- Der vollkommene Gott ist mit der Schöpfung des Demiurgen nicht einverstanden und greift als Erlöser in Gestalt seiner Inkarnation (Erscheinungsform) Jesus Christus in das Geschehen ein.
- Um die Erlösung zu erlangen, d. h. um die Verhaftung an die materielle Welt aufzulösen und im Prinzip des vollkommenen Gottes aufzugehen, muss der Mensch sich des ihm innewohnenden göttlichen Funkens bewusst werden. Der Weg dorthin ist Erkenntnis, Erkenntnis der Welt und Erkenntnis des eigenen Selbst verbunden mit Empathie (Mitgefühl; Mitleid) für die Schöpfung in all ihren Erscheinungsformen.
Die Unterschiede zwischen gnostischer Lehre und kirchlichem Dogma können unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen (kirchlichen) Seite steht der Glaube an den Tod und die Auferstehung als alleiniges Instrument, das dem Menschen das (Seelen)Heil verspricht. Wissenschaftliches und selbständiges Denken sind dabei nicht erwünscht, der Mensch soll möglichst dumpf und in Furcht vor der Verdammnis sein irdisches Dasein fristen und dabei den Ruhm, den Reichtum und die Macht der Kirche mehren. Als Belohnung steht dann die Aufnahme in die paradiesischen Gefilde Gottes an, allerdings muss vorher erst noch gestorben werden.
Eine Weiterentwicklung des menschlichen Bewusstseins hin zu einer höheren Stufe ist dabei weder vorgesehen noch beabsichtigt.
Für den christlichen Gnostiker ist es nicht der Glaube, sondern das Wissen, das den Mensch zum Heil führt – wobei der Begriff Heil in diesem Zusammenhang nicht als obskures Versprechen eines paradiesischen Zustands gemeint ist, sondern ganz konkret in der Erweiterung und Evolution des menschlichen Geistes hin zum allumfassenden göttlichen Bewusstsein verstanden wird.
Der Weg zu Gott ist Erkenntnis, Erkenntnis dessen, was der Mensch ist und was der Mensch sein soll – wobei das Mittel, um zu wahrem Erkennen zu gelangen, der Weg der Selbsterkenntnis und Selbstveränderung ist.
Jesus Christus als Inkarnation des göttlichen Bewusstseins hatte in seinem kurzen irdischen Dasein die Aufgabe, den Menschen diese Erkenntnis zu vermitteln und ihnen den Weg dorthin aufzuzeigen. Der Weg zum Heil des Menschen ist also nicht Jesus Christus selbst, sondern der Weg der Selbsterkenntnis, den er vermittelt hat.
Die gnostische Lehre sieht unsere menschliche Seele in einem Kreislauf, in dem wir gerade den halben Weg beschritten haben. Ursprünglich war die Seele eins mit dem göttlichen Bewusstsein, von dem sie sich jedoch durch Unwissenheit immer weiter entfernte, immer mehr der Materie verhaftet wurde, bis sie schließlich in dieser Welt in einen Körper hineingeboren wird. Diese unsere Welt ist allerdings, wie alles Materielle, nicht wahrhaftig im existentiellen Sinn, sondern eine Illusion, die es zu überwinden gilt, um letztendlich wieder in das Licht des göttlichen Bewusstseins zurückzukehren.
Und als er von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes? Antwortete er bei ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte, auch wird man nicht sagen: Siehe hier! Oder: Siehe dort! Denn siehe, das Reich Gottes ist innerhalb von euch.“ – Luk 17,20-21.