passato schrieb:Nemon schrieb:
Die komplexere Theorie gibt doch die Marschrichtung vor
<passato schrieb:>Das stellt alle wissenschaftlichen Prinzipien auf den Kopf mit denen ich bisher zu tun hatte. Genau das Gegenteil ist doch der Fall! Die einfachere Theorie ist immer vorzuziehen! Zumindest sagt das Ockham und der gilt als ausgesprochener Fachmann auf dem Gebiet... ;-)
Nur noch mal zur Klarstellung:
Wenn eine Theorie allgemeiner und pauschaler ist als eine andere, die mehr Hintergrund hat und mehr Erklärungen für Einzelheiten bietet, ist ja wohl die letztere in der Führungsposition. Weil erstere mehr Lücken hat und weniger Sachverhalte verknüpft.
Wenn
@RH meint, die Ravine-Opfer seien mit einer Schneebrücke eingestürzt, ist diese Erklärung wesentlicher knapper als die von
@wab, der erklärt, auf welchem Weg sie warum dorthin gelangt sind und wie es mit den Verletzungen und allen anderen Aktionen zusammenhängt.
Wenn sich herausstellt, dass eine Schneebrücke überhaupt nicht möglich war, ist diese Theorie, was die Vorgänge im Wald betrifft, komplett erledigt. Bei WAB gibt es noch Variablen, aber diese Erklärung des Herganges fußt auf viel mehr Vermessungen und Indizien. Aber WAB hat sich mit dem gesamten Szenario von der Abreise bis zum bitteren Ende befasst und beschreibt alles. Wir kann man da die simplere Theorie bevorzugen? Nein. Dass der Fallwind für das Forum hier ein Game Changer war ist die eine Sache. Bei genauerer Betrachtung schließt der Fallwind aber in erster Linie die Räuberpistolen aus und ist ja auch - nochmals dezidierter betrachtet ein wesentlicher Aspekt bei Günter. Und auch bei WAB sind es der Strum und die Kälte, die den Ausschlag für den Ausgang geben. Für die Vorgänge ab Zelt abwärts sind die Lücken einfach zu groß bzw. ist ja auch die Ausrichtung gar nicht gleichermaßen gegeben.
Auch wenn Ockham auf den ersten Blick kein korrektes Stichwort ist, hat es bei genauerer Betrachtung doch seine Berechtigung:
Warum liegen vier Menschen so, wie sie da liegen, in einer Kluft auf Schnee und Eis (ich denke mal, Wasser können wir ausschließen. Unter keinen Umständen legt sich jemand in Eiswasser). Keine Zusatzannahme heißt: Die Schwerverletzten werden wohl nicht ausgerechnet dahin gestiefelt sein, um es sich gemütlich zu machen, wo doch ein paar Meter weiter immerhin eine Unterlage bereit steht. Was liegt näher als die Annahme, dass derjenige, der einzeln liegt und am unversehrtesten ist sowie Bezüge zum Zedern-Schauplatz zeigt, als Akteur eine Rolle gespielt haben kann/muss? Und so ziehen sich die Indizienketten immer weiter aufgrund naheliegender Annahmen ohne Zusatzaspekte, für die es keine Indizien gibt. Bei jeder Verzweigung von Möglichkeiten kommt Ockham und trennt den weniger wahrscheinlichen Zweig ab.
Man traut Kolevatov diese Leistung nicht zu. Aber die Dreiergruppe soll bergab nicht erforen sein, obwohl sogar die Yuris am Feuer erforen sind. Kolevatov traut man es nicht zu, aber die Drei sollen abgestiegen (bei Sturmstärke 12 Bft) sein, um wieder bergauf (wie viele HM? gegen den Sturm) zu steigen, wobei sie es es sich noch zutrauen, Ausrüstung (bitte spezifizieren: was genau wäre das Risiko von drei Toten wert gewesen?) wieder mit herunterzubringen. Nachts ohne Sicht und das Zelt finden zu können bei Sturm Bft 12. Und sie sind nicht als Gruppe gegangen, sondern jeweils allein und sie lassen den halbtoten Rustem mal eben da liegen und sterben?
Was macht diese Version plausibler als die andere?